Wendet TSV Altheim die „Katastrophe“ ab?

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Der TSV Altheim verfügt über ein Sportgelände mit zwei Naturrasen-Großfeldern (hier der Trainingsplatz), einen Biergarten und ein Vereinsheim und nutzt dazu die benachbarte Sport- und Kulturhalle. Personell hängt die Zukunft des Turn- und Sportvereins aber weiter am seidenen Faden. (Foto: jedö)

Nach außerordentlicher Mitgliederversammlung wächst die Hoffnung auf eine erfolgreiche Vorstandswahl am 21. April

Der TSV Altheim, 420 Mitglieder starker und damit größter Verein im 2 600 Einwohner zählenden Münsterer Ortsteil, wird seit vergangenem Jahr nur noch kommissarisch geführt. Weil sich selbst auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im September keine Nachfolger für die nicht mehr kandidierenden Vorsitzenden Olaf Herd, Tobias Kaffenberger und Birgit Gerbershagen gefunden hatten, steuerte der im Kerngeschäft eigentlich erfolgreiche Turn- und Sportverein auf ein Szenario mit Notvorstand und Auflösung zu. Beides droht weiterhin, doch seit einer erneuten außerordentlichen Mitgliederversammlung am Freitagabend ist die Hoffnung auf ein Abwenden der „Katastrophe“ (Vorstandssprecher Herd) wieder gewachsen.

Dass der TSV Altheim diese Versammlung einberufen musste, hatte mit dem Rücktritt von Gerbershagen Anfang des Jahres zu tun. Sie legte ihr bis Ende 2022 noch kommissarisch geführtes Amt nieder, wodurch dem Verein die Handlungsunfähigkeit drohte: „Unsere Satzung gibt vor, dass wir drei Vorsitzende haben müssen“, sagt Herd. Ohne Gerbershagen, die den Bereich Veranstaltungen und Wirtschaftsbetrieb verantwortet hatte, während Kaffenberger als Rechner und Herd als eine Art „Mädchen für alles“ fungiert, sind es seit ein paar Wochen nur noch zwei. Ein großes personelles Problem an der Vereinsspitze, das ohne baldige Lösung dazu führen würde, dass auf Antrag (zum Beispiel eines Mitglieds) das Amtsgericht Dieburg einen Notvorstand bestellen müsste. Ab da hinge die weitere Existenz des TSV am seidenen Faden: Gelänge es dem Notvorstand nämlich nicht, einen regulären Vorstand auf die Beine zu stellen, müsste er die Vereinsauflösung in die Wege leiten.

Dies wäre angesichts des auf vielen Ebenen intakten und mitunter sogar prosperierenden Altheimer Sportvereins ein Drama. Seit 135 Jahren existiert der TSV, spielt mit seiner ersten Fußball-Mannschaft derzeit erstmals in der Klubhistorie in der Kreisoberliga, verzeichnet ein Wachstum beim kickenden Nachwuchs und ist durch Events und Betrieb von Gaststätte und Vereinsheim auch in Sachen Geselligkeit ein wichtiger lokaler Anker. Die Infrastruktur hat der Verein zuletzt teils modernisiert, auch die Sparten Turnen, Gymnastik, Zumba und Darts laufen ordentlich. „Gerade haben sich eine neue Darts-Gruppe und eine neue Eltern-Kind-Turngruppe gegründet“, berichtet Herd. Die deutliche Anhebung der (zuvor weit unterdurchschnittlichen) Mitgliedsbeiträge im vergangenen Jahr habe ebenfalls nicht zum Schwund geführt: „Es sind seither zwar 16 Mitglieder ausgetreten, aber ebenso viele neu dazugekommen“, sagt der Vorsitzende.

Zur Versammlung kamen rund 40 Mitglieder. Bedeutendste Nachricht des Abends: Mitglied Silke Köpfinger hat sich bereit erklärt, in der nächsten regulären Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahlen am 21. April für die zweijährige Amtszeit als Rechnerin zu kandidieren. Außerdem teilt Herd mit, dass er im Falle eines entsprechenden Teams nach reiflicher Überlegung nun doch noch einmal seinen Hut als Vorsitzender in den Ring werfen werde, wenngleich nicht mehr in jenem Zeitumfang der vergangenen Jahre.

Damit würde für die Wahlversammlung „nur“ noch ein weiterer Vorsitzender fehlen. „Das könnte jemand sein, der vor allem den sportlichen Bereich verantwortet“, sagt Herd und ist recht optimistisch, dass sich in den nächsten Wochen dafür jemand finden lassen könnte. Zumal sich in den Ämtern des erweiterten Vorstands keine größeren Vakanzen abzeichnen. Denkbar sei auch die Erweiterung des geschäftsführenden Vorstands auf vier Vorsitzende. Neben dem Vorstandssprecher, dem Rechner und dem Sportvorstand könnte sich eine vierte Person auf den Betrieb von Gaststätte und Biergarten konzentrieren.

Hier hingen zuletzt viele Dienste vor allem an den drei Vorsitzenden, „dadurch wirst du verbrannt“, mahnt Olaf Herd eine breitere Basis in diesem Bereich auf. Seit Jahresbeginn war die Gaststätte nur noch donnerstags geöffnet. Dank des Einsatzes der Dartsspieler kommt nun wieder der Freitag hinzu. Auch über die Einstellung eines neuen Minijobbers will der Verein tatkräftige Abhilfe schaffen.

Obwohl es in Sachen Manpower auch künftig schwierig werden dürfte, das Lokal und im Sommer den Biergarten in Eigenregie mehrmals wöchentlich zu öffnen, plant der TSV Altheim erstmal keine Verpachtung von Gaststätte und Biergarten an einen externen Betreiber. „Dafür müssten wir noch in unsere Küche und das Mobiliar investieren, was wir erstmal nicht können“, sagt der kommissarische und bald wohl auch wieder reguläre Vereinschef.

Außerdem wolle man „weiter acht, neun Veranstaltungen im Jahr mit eigenen Leuten stemmen“, blickt er voraus. Diese Zusatzeinnahmen brauche man, um Sportbetrieb und Infrastruktur weiter finanzieren zu können. Auf der Ausgabenseite reduziere man aktuell nicht nur den Energieverbrauch auf das Nötigste; bei den investiven Vorhaben habe der Verein die Modernisierung des Flutlichts am Trainingsplatz erstmal „auf Eis gelegt“.

(Text: jedö)