Welche Bestie treibt in Altheim ihr Unwesen?

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Jannik Fuhlbrügge und sein Vater Thomas haben mit „Wolfshatz“ ihren zweiten gemeinsamen Kurzkrimi geschrieben, der im Altheim von einst spielt. (Foto: jedö)

„Wolfshatz“: Der zwölfjährige Jannik Fuhlbrügge und sein Vater Thomas haben ihren zweiten lokalen Kurzkrimi veröffentlicht

Als der junge Altheimer Jannik Fuhlbrügge zusammen mit seinem Vater Thomas vor anderthalb Jahren seinen ersten historischen Kurzkrimi aus Altheim schrieb, da versprach er: „Es ist alles drin – nur keine Liebesgeschichte!“ Dieser gewollten Lücke ist der Zwölfjährige auch in seinem zweiten, nun erschienenen Buch treu geblieben: In „Wolfshatz“, das im Altheim des Jahres 1763 spielt, steckt zwar keine Romanze, dafür aber Action, Geschichtswissen und jene Portion schwarzen Humors, die sich auch durch die lokal geprägten Romane von Thomas Fuhlbrügge zieht. Der Lehrer der Babenhäuser Bachgau-Schule hat seinem Sohn, der die siebte Klasse der Münsterer Aue-Schule besucht, erneut als Co-Autor zur Seite gestanden.

„Wolfshatz“ ist wieder im Coortext-Verlag erschienen, den Thomas Fuhlbrügge vor zwei Jahren gegründet hat und über den er nicht nur seine eigenen Werke – neben Altheim-Romanen auch Kinderbücher und religionspädagogische Skripte – veröffentlicht, sondern auch Publikationen anderer südhessischer Autoren. „Wolfshatz“ (als Taschenbuch für 8,99 Euro, als E-Book für 0,99 Euro, ISBN 978-3-7565-4109-6) umfasst 100 Seiten. „Es sollte wieder ein Krimi werden, den man an einem Nachmittag durchlesen kann“, sagt Jannik Fuhlbrügge.

Seine Geschichte mag man dann auch gar nicht mehr aus der Hand legen, hat man erstmal mit dem Lesen begonnen. Schließlich will man wissen, was da im Altheim vor 260 Jahren sein Unwesen treibt. Eine grausame Bestie fällt bevorzugt Kinder an. Die Gerüchte reichen vom wilden Tier bis zum Werwolf. Wer da wirklich mordet, klären die Fuhlbrügges auf den letzten Seiten auf. An dieser Stelle soll der Spoiler natürlich ausbleiben. Verraten werden darf aber, dass der Graf von Hanau eine hohe Belohnung für das Ende des Spuks aussetzt und etliche Glücksritter aus der ganzen Region – darunter als junge Hauptfiguren der Jäger Johannes Resch und der Naturforscher Philipp Blickhahn – die Fährte aufnehmen.

Die Initialzündung zu ihrem zweiten gemeinsamen Krimi sei ihnen gekommen, als sie den Film „Pakt der Wölfe“ geschaut hätten, erzählen Vater und Sohn. „Darin geht es um eine Mordserie in Frankreich im Jahr 1764“, sagt Jannik Fuhlbrügge und weiß, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, die nie richtig aufgeklärt wurden. Im Film entpuppt sich ein Löwe, der aus einer Menagerie ausgebüxt ist, als Übeltäter. „Dadurch, dass es in der Realität ein Rätsel blieb, ist das in Frankreich bis heute ein Thema und es gibt viele ergiebige Quellen“, sagt Thomas Fuhlbrügge.

Beim Know-how, wie Altheim Mitte des 18. Jahrhunderts, seine Gesellschaft und der übergeordnete politische Rahmen aussahen, wurden die Autoren unter anderem in einem Heimatbuch fündig. „Nach dem 30-jährigen Krieg war Altheim ja fast ausgestorben und hatte sich rund 100 Jahre später grad erst wieder ein bisschen berappelt“, sagt Thomas Fuhlbrügge. Mit seinem Sohn arbeitete er unter anderem das Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlich geleiteter Aufklärung und noch immer stark verankerter religiöser Ansichten jener Zeit auf. So predigt der Pfarrer in der Altheimer Kirche, die Bestie sei wohl vom Teufel geschickt und stelle ihre Grausamkeiten erst ein, wenn die örtliche Bevölkerung weniger sündige. Zugleich gelingt es den Schreibern, ihr Werk zu einer Art Prolog für die historischen Geschehnisse im Folgejahr in Frankreich zu machen. Die reale Erklärung für die damaligen Todesfälle liefern sie mit ihrem Ansatz indes definitiv nicht.

Jannik Fuhlbrügge hat mit „Wolfshatz“ ein weiteres Mal sein großes Interesse für Geschichte sowie das Lesen und Schreiben zusammengebracht. Die Idee entwickelten Vater und Sohn bei ausgiebigen Spaziergängen durch den Münsterer Ortsteil; Jannik schrieb einige Passagen selbst. Ab Sommer 2022 entstand der Kurzkrimi über den Zeitraum eines halben Jahres. Es soll nicht der letzte bleiben: „Neue Ideen haben wir“, verrät Thomas Fuhlbrügge. „Nächstes Mal geht es zurück in die Römerzeit!“

(Text: jedö)