Hallenbad Münster: Bürgermeister Schledt kündigt „nächsten Planungsschritt“ an

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Ein Teil des Münsterer Hallenbads wird derzeit von der Kita „Sonnenblume“ genutzt. (Foto: jedö)

Seit Sommer 2018 ist das Münsterer Hallenbad geschlossen. Fast ein halbes Jahrhundert lang tat die 1971 eröffnete Freizeitstätte ihren Dienst. Vor fünf Jahren aber, noch unter Ex-Bürgermeister Gerald Frank (SPD), war die Ära wegen etlicher technischer und baulicher Mängel plötzlich beendet. Unter seinem Nachfolger Joachim Schledt (parteilos) sprachen sich die Gemeindevertreter von CDU, FDP und ALMA-Die Grünen Anfang 2022 dafür aus, die zunächst angedachte millionenschwere Sanierung des substanziell maroden Gebäudes zu den Akten zu legen und es abzureißen. Konkret geschehen ist seither wenig. Nun kündigt Schledt den nächsten Schritt an, während Frank abermals fordert, sich noch einmal für eine Sanierung des bestehenden Bads zu öffnen.

Frank ist zwar kein Rathaus-Chef mehr und auch nicht Teil der SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung, mittlerweile aber Vorsitzender des Ortsvereins (sowie SPD-Kreistags-Mitglied) und hinter den Kulissen weiter eine wichtige Stimme der Münsterer Genossen. Seine Partei war beim Abrissbeschluss vom Februar 2022 als einzige in der Gemeindevertretung nicht mitgegangen und sprach damals als einzige öffentlich klar aus, was sich mehr und mehr zu bewahrheiten scheint: dass der Neubau eines Hallenbads in Münster zumindest in der klassischen Größe mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken vor allem aus finanziellen Gründen reines Wunschdenken sei. Wenngleich das für eine Sanierung im bisher aufgezeigten Umfang – zuletzt war für Instandsetzungen, Modernisierungen und Erneuerungen im alten Bad bis zur Wiederherstellung der Betriebsfähigkeit ein zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt worden – gleichfalls gilt, wollte die SPD diese Option ebenfalls offenhalten.

Damit wähnt sie sich auch heute noch auf dem richtigen Pfad. „Ich würde eine Sanierung nochmals ernsthaft prüfen“, regt Gerald Frank an. „Es gibt ja auch andere Experten als die, die man bislang zu Rate gezogen hat.“ Hinsichtlich einer Sanierung müsse man „kreativ denken und andere Ansätze verfolgen“. Frank sagt deutlich: „Wenn das Bad weg ist, ist es weg. Es wird hier kein neues Bad geben!“ Im Zuge des mehrheitlich getroffenen Abrissbeschlusses vermisse er zudem den ökologischen Blick: „Wir stehen vor der Klimakatastrophe. Die gesamte graue Energie, die in einem Abriss des Bads steckt, ist überhaupt nicht in den Köpfen drin. Jeder Neubau würde unheimlich viel CO2 produzieren. Wo ist da unsere Verantwortung für den Planeten?“

Ob sein Appell doch noch mal Gehör findet, bleibt abzuwarten. Für die CDU als größter Partei in der Münsterer Gemeindevertreter sagt Fraktionschef Thorsten Schrod: „Wir verfolgen noch immer den Neubau. Beispielsweise eine Kombination aus Hallenbad und Wohnungen, die dann auch für einen Investor interessant sein könnte, klingt für uns gut. Wir wissen, dass wir uns ein neues Bad aus unserem Gemeindehaushalt selbst nicht leisten können. Derzeit warten wir auf den nächsten Vorschlag von Joachim Schledt.“

Der angesprochene Verwaltungschef berichtet, er sei in Sachen Hallenbad „weiter in Gesprächen“. Auch wenn das Thema seit Monaten nicht mehr in den öffentlichen Gremien der Gemeinde aufgetaucht sei, habe sich im Verborgenen etwas getan. „Wir hatten zwei konkrete Interessenten, die gerechnet und gerechnet, am Ende aber leider abgewunken haben“, sagt Schledt. Im Anschluss an die Absagen sei man „den nächsten Planungsschritt angegangen“. Worum es sich dabei genau handelt, will er noch nicht verraten. Aber: „Da wird noch im ersten Halbjahr was kommen, das öffentlich wahrnehmbar sein wird. An meiner Grundvision, gewissen Zielgruppen in Münster wieder Wassersport zu ermöglichen, halte ich fest.“ Planerisch abgetrennt, so viel lässt sich Schledt dann doch entlocken, habe man die „Kita Sonnenblume“, die nach ihrem Auszug aus dem früheren Jugendzentrum an der Gersprenz interimsweise in einem Teil des alten Hallenbads untergekommen ist. Das dortige Blockheizkraftwerk versorgt zudem unverändert die benachbarte Kita „Haus der Kinder“ und die John-F.-Kennedy-Grundschule mit Wärme.

Im kommunalen Etat für 2023 sorgt übrigens auch das geschlossene Bad weiter für Aufwendungen: Unter dem Strich 119.000 Euro kostet es die Gemeinde in diesem Jahr noch, wobei der Löwenanteil von 76.000 Euro auf die Abschreibungen entfällt. „Wir sind allerdings von 500.000 Euro jährlichen Kosten runtergekommen“, schildert Schledt, dass Münster seit der Schließung vor fünf Jahren zumindest viel Geld spart. Seit Anfang dieses Jahres sind auch die letzten Personalkosten passé: „Alle Bademeister haben jetzt Jobs in anderen Kommunen.“

(Text: jedö)