Durchwachsene Bilanz nach vier Tagen Frühlingsfest in Eppertshausen

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Das Eppertshäuser Frühlingsfest ist stets ein großer Spaß für Kinder und Jugendliche. Für die Beschicker werden die Zeiten aber zunehmend härter, weshalb sie sich mittlerweile am Rande der Rentabilität befinden. (Foto: micha)

Die Antwort dauert einen Moment, als Helmut Fendt, Hauptbeschicker des Frühlingsfestes, am frühen Montagabend gefragt wird, ob er mit der Resonanz auf dem Wilhelm-Körner-Platz zufrieden ist. “Ich hoffe gerade, dass es nachher zum Abbau nicht regnet”, sagte der Inhaber der Schiffschaukel, des Karussells, des Süßwarenstandes und der Schießbude. Der längere Schauer wenige Stunden zuvor, der sozusagen Gift für jede Kirmes ist, war ihm in diesem Moment noch im Gedächtnis. Das Wetter zeigte sich über das viertägige Frühlingsfest als durchwachsen, und so fiel letztlich auch das Resümee des Babenhäusers aus. Dieser organisiert bereits seit rund 25 Jahren den kleinen Rummelplatz, der im Frühjahr und zur Kerb im Herbst einlädt. Zu den eigenen Ständen nimmt Fendt noch befreundete Kollegen aus der Schaustellerbranche hinzu, wie den Inhaber des Autoscooters oder die Wurstbraterei.

Laut dem Experten ist neben dem Wetter ganz entscheidend, ob Ferienzeit ist oder nicht. Das treffe in ganz besonderer Weise auf Eppertshausen zu, da es sich um einen kleinen Ort handelt. Gerade der Stephan-Gruber-Schule komme mit ihrer direkten Lage am Wilhelm-Körner-Platz ein bedeutender Faktor für ein gutes Ergebnis zu: “Wenn die Schüler vor oder nach der Schule den Festplatz sehen, dann sagen sie zu Hause den Eltern, dass sie dorthin wollen.” In diesem Jahr fiel das Fest bedauerlicher Weise auf das letzte Ferienwochenende, weshalb der Rummel dem Eppertshäuser Nachwuchs nicht ins Auge fallen konnte. Dazu waren nicht wenige Kids mit den Eltern im Urlaub, womit dann auch die Plakat- und Zeitungswerbung weniger einbrachte.

Vom Regen in die Traufe

Jene Kirmes-Besucher, die kamen, mussten erhöhte Preise hinnehmen. “ Eigentlich hätten wir schon 2022 anheben müssen. Das tat ich damals aber nicht, obwohl der Sprit und viele andere Dinge bereits teurer waren”, blickt Fendt zurück. Was man bisher partout vermeiden wollte, war in diesem Jahr aber unausweichlich. So stiegen etwas die Preise für eine Fahrt mit der Schiffschaukel oder dem Kinderkarussell von 2 Euro auf 2,50 Euro. Wer am Montag zum Familientag mit reduzierten Preisen kam, bekam den Spaß wieder zum alten Preis. Auch am Süßwarenstand kletterten die Zahlen: “Bei den Lebkuchen hatten wir im Einkauf Mehrkosten von 40 Prozent”, erläutert Fendt. Die Rücksprache bei den Produzenten hätte ergeben, dass dies mit den erhöhten Aufwendungen für Energie und den Zutaten zu tun hat. Als weiteres Beispiel stiegen die Magenbrotkästen mit zehn Kilo Inhalt von 29 Euro auf 45 Euro. Einige Süßigkeiten verdoppelten sich beim Einkaufspreis für Fendt sogar. So musste er nun entweder die Preise anpassen oder die Teuerungen mit reduzierter Leistung kompensieren, wie etwa am Schießstand, wo man weniger Kugeln für den gewohnten Preis erhielt. Für den Schausteller kein einfaches Unterfangen, denn nach der entbehrungsreichen Corona-Zeit ging es mit der extremen Inflation quasi vom Regen in die Traufe.

Auch an anderen Ecken stiegen die Kosten: so fällt für die drei Helfer, die Fendt mit nach Eppertshausen brachte, ein gestiegener Mindestlohn an. Die Berufsgenossenschaft hat die Abgaben ebenfalls erhöht und nicht zuletzt die GEMA, die gleich 100 Prozent mehr Geld will. “Unser Berufsverband und damit der deutsche Schaustellerbund gab uns den Rat, bei der GEMA Einspruch einzulegen”, berichtet der 67-Jährige. Jetzt bleibe abzuwarten, ob die mit ihrer Erhöhung durchkommt. „Zählen wir alle Faktoren zusammen, sind wir an der Grenze der Rentabilität. Des Weiteren in einer Spirale, aufgrund der sich die Zukunft kaum noch vorhersagen lässt“, meint der Babenhäuser. Er sei gespannt, wie es im nächsten Jahr wird. Eines ist für den langjährigen Schausteller jedoch sicher: Ein weiteres Mal will er nicht mehr während der Osterferienzeit nach Eppertshausen kommen. Das habe er sich schon öfters vorgenommen und immer wieder verworfen. Für die nächsten Termine werde er diesen Grundsatz aber ganz sicher einhalten.

(Text: micha)