Münsterer Marcin Skalski ist dreifacher Deutscher Meister im Armwrestling geworden

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Ist gerade dreifacher Deutscher Meister im Armwrestling geworden: „Kraftpaket“ Marcin Skalski aus Münster, hier im heimischen Studio mit seinen neusten Trophäen. (Foto: jedö)

Einen besseren Spitznamen als „Kraftpaket“ könnte man für Marcin Skalski kaum erfinden: Als Postbote bringt er in Münster und Groß-Zimmern Briefe und Päckchen, und vor Kraft strotzt er selbst nach einem anstrengenden Arbeitstag noch. Dann trainiert er in der Dieburger „Fitness Fabrik“, im heimischen Kellerstudio im Münsterer Nussbaumweg oder beim Hanauer Armwrestling-Club „Over the top“. Armwrestling? Ja, das ist der Sport des 36-Jährigen, in dem er seit ein paar Tagen bundesweit (wieder) das Nonplusultra ist: Der gebürtige Pole, der sieben Jahre lang in Dieburg wohnte und 2019 mit Frau und Kind ins Eigenheim nach Münster zog, ist gerade dreifacher Deutscher Meister in jenem Kräftemessen geworden, das die meisten eher in der (kaum vergleichbaren) Kneipenvariante Armdrücken kennen dürften.

Skalski erläutert den Ablauf eines Kampfs im „Armringen“ so: „Es wird im Stehen an einem speziellen Armwrestling-Tisch gekämpft, wobei sich die Duellanten mit der einen Hand an einem Griff festhalten. Die Ellbogen der kämpfenden Arme werden auf Polstern positioniert. Mit der anderen Hand wird versucht, den aufgestellten Arm des Gegners herunterzudrücken.“ Mit des Kommandos „ready“ und „go“ eröffnet der Kampfrichter das Duell. Oft ist es schon nach ein paar Sekunden zu Ende. Entscheidend neben der höheren Maximalkraft sind dabei Technik, Schnelligkeit, Bewegungsgefühl und sportliche Aggressivität. Letztere richten Armwrestler nie gegen den Gegner persönlich, sondern maximieren dadurch lediglich die eigene Dynamik.

Besser als der Münsterer setzte das bei den diesjährigen DM in Güglingen (nahe Heilbronn) kein anderer Mann der Republik durch. Schon in Polen, wo Skalski einst in einem Fitnessstudio arbeitete, war seine Kraft aufgefallen. Bereits dort war er Landesmeister, darf wegen seiner längeren Aufenthaltszeit in Deutschland seit einigen Jahren aber auch an Deutschen Meisterschaften teilnehmen. 2018 reüssierte er dort mit dem linken und dem rechten Arm, noch in der Gewichtsklasse bis 100 Kilo. Diesmal gewann er beide Titel im 110-Kilo-Limit und wurde anschließend auch noch „Champ of the Champs“. Dabei traten die Besten aller Gewichtsklassen gegeneinander an, Skalski schlug unter anderem den 100-Kilo-Gewinner.

Wer seinen Bizeps sieht (Umfang rechts wie links: 47 Zentimeter), der erahnt seine Power schon. „Nur“ mit Pumpen à la Studiogänger käme er in der nationalen Spitze freilich nicht weit: „Allein der Unterarm besteht aus 27 Muskeln“, sagt Skalski, der Rechtshänder ist, mittlerweile aber mit links noch einen Tick stärker. Manche Übung für Ober- oder Unterarm führt er mit mehr als 60 Kilo durch, wobei er teils noch mehr bewegen könnte. „Ich mache aber nie weniger als fünf Wiederholungen“, sagt er. Höhere Gewichte, die er vielleicht nur einmal ausführen könnte, würden trotz fast täglichen Trainings eine zu hohe Verletzungsgefahr bedeuten. Wovon der Münsterer ein Lied singen kann: Nach den DM 2018 riss er sich im Training den rechten Brustmuskel, hatte noch drei Jahre später leichte Schmerzen bei Extrembelastungen. „Am Anfang konnte ich im Auto nicht mal einen Gang einlegen“, erinnert er sich.

Inzwischen ist der Armwrestler wieder in Topform, darf am 23. September in Hamburg gegen den Meister der Niederlande und am 4. November bei einem internationalen Turnier in der Schweiz ran und hat auch das kleine mentale Tief zu Beginn seiner Verletzungszeit sowie in der turnierlosen Corona-Phase überwunden. Sein Hobby finanziert er weiterhin selbst, Sponsoren hat er (noch) keine. Der halbe Meter Oberarm-Umfang ist unterdessen nicht mehr weit weg.

(Text: jedö)