Drehort Münster/Hessen: ZDF-Produktion entstand zu großen Teilen im Ort an der Gersprenz

3310
Filmszene aus "Die Jagd nach den Ausbrechern". (Foto: MTH)

Am 18. Mai um 17.15 Uhr wird im ZDF die Dokumentation „Die Jagd nach den Ausbrechern“ erstmals zu sehen sein. Sie handelt von vier Schwerverbrechern, die im Jahr 1991 aus einem Gefängnis in Celle ausbrechen, Geiseln nehmen und zwei Tage lang quer durch die Republik flüchten, ehe es in Karlsruhe zum „Showdown“ kommt. Was kaum jemand weiss: Viele der nachgestellten Szenen sind in Münster entstanden.

Produziert wurde die 60-minütige Dokumentation von der in Münster/Hessen ansässigen Produktionsfirma MTH. Firmeninhaber Sascha Lapp arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Reporter, Redakteur und Moderator für den Hörfunk des Hessischen Rundfunks und lebt mit seiner Familie seit rund 14 Jahren in der Stadt an der Gersprenz. „Wir haben sehr schnell entschieden Teile der Doku in Münster zu drehen. Die verschiedenen Orte haben gepasst und die Wege sind für uns natürlich kurz.“

So entstand beispielsweise eine Verfolgungsfahrt, die sich die Ausbrecher mit der Polizei in Karlsruhe lieferten, auf dem Parkplatz und den Wegen rund ums Freizeitzentrum. „Die Gemeinde war sehr entgegenkommend und hilfsbereit. Die Zusammenarbeit hat reibungslos funktioniert. Am Morgen des ersten Drehtags war sogar die Ordnungspolizei vor Ort, um nach dem rechten zu sehen“, freut sich Lapps Frau Eva, die die Produktionsleitung übernommen hat. „Mittagessen gab es dann natürlich bei Maki im Freizeitzentrum. Die rund 20-köpfige Filmcrew wurde hier bestens versorgt.“, so Eva Lapp weiter. Für die nachgestellten Szenen, die im Jahr 1991 spielen hat die Produktionsfirma original Fahrzeuge aus der Zeit besorgt. „Einige Schaulustige haben sich gewundert, warum die Polizei immer wieder in grünen Einsatzfahrzeugen und mit Blaulicht auf und ab fährt. Wir haben sie natürlich sofort aufgeklärt, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.“, berichtet Eva Lapp. „Und natürlich war die echte Polizei in Dieburg auch informiert. Das ist Voraussetzung bei einem solchen Dreh“ so Lapp weiter.

Während ihrer Flucht haben die Ausbrecher auch einen Gemüsehändler in seinem Laden überwältigt und als Geisel genommen. „Den Gemüseladen gibt es dort heute noch. Auf der Suche nach einem ähnlichen Laden sind wir in Münster ebenfalls schnell fündig geworden. Im Hofladen Sauerwein wurde die Geiselnahme nachgestellt. Familie Sauerwein hat sogar wegen der Dreharbeiten die Öffnungszeiten um eine Stunde nach hinten verschoben“, verrät Lapp.

Lapps Kompagnon, der Filmemacher David Sarno, lebt in Offenbach. Auch hier entstanden einige Sequenzen, die am Donnerstag im ZDF zu sehen sind. 1991 haben die vier Schwerverbrecher in einem Parkhaus in Karlsruhe Halt gemacht. Diese Szenen wurden im Parkhaus des Einkaufscenters „Komm“ nachgestellt. Dafür wurde von der Produktionsfirma eigens eine ganze Etage angemietet.

Der Ausbruch selbst wurde in der Justizvollzugsanstalt in Preungesheim gedreht. Ein Teil des Gefängnisses wird nicht mehr als „Knast“ genutzt und dient jetzt als Kulisse für zahlreiche Filme und Serien.

Als Komparsen sind übrigens auch einige waschechte Münsterer zu sehen. Komparsen werden von der Produktionsfirma immer gesucht. Wer Interesse hat meldet sich unter: Info@medientrainer-hessen.de.

Wer den Film am Donnerstag nicht „live“ sehen kann, der findet ihn ab Montag, 15. Mai, in der Mediathek des ZDF.

Zum Inhalt der Dokumentation

Am 21. Oktober 1991 können vier Schwerverbrecher auf spektakuläre Weise aus der Justizvollzugsanstalt in Celle entkommen. Sie flüchten quer durch Deutschland, werden schließlich in Karlsruhe gestellt.

Unbemerkt hatten sie zuvor in ihren Zellen pistolenähnliche Waffen aus Tischbeinen und anderen Gegenständen gebaut, zwei Wärter überwältigt und 2 Millionen D-Mark und einen Fluchtwagen erpresst. Mitten in der Nacht können sie damit aus der JVA entkommen.

Die Polizei will ein zweites Gladbeck verhindern, schottet die Presse ab und verliert die Gangster darüber aus den Augen. Die vier flüchten quer durch Deutschland und landen schließlich in Karlsruhe.

Sie fahren ihren Wagen in ein Parkhaus in der Innenstadt. Zwei von ihnen machen sich auf den Weg in die Fußgängerzone, um Proviant zu besorgen. Die beiden anderen bleiben im Fluchtwagen zurück. Durch die bundesweite Öffentlichkeitsfahndung der Polizei sind die Namen und Gesichter der Verbrecher bekannt und so kommt es, dass die beiden von Passanten im Parkhaus wiedererkannt werden. Die Polizei wird alarmiert und schickt einen Streifenwagen ins Parkhaus. Die Identität der beiden Gesuchten wird bestätigt und sofort läuft einer der größten Polizeieinsätze an, die Karlsruhe jemals erlebt hat. Die beiden Gangster im Fluchtwagen können von der Polizei überwältigt und festgenommen werden.
Die beiden anderen Gangster sind zu dieser Zeit in der Fußgängerzone unterwegs. Sie hören die Polizeisirenen und befürchten entdeckt worden zu sein. Kurzerhand stürmen sie in einen türkischen Gemüseladen. Sie nehmen den Händler als Geisel und fliehen mit dessen Auto.

Kurz darauf wechseln sie ihr Fluchtfahrzeug, eine Mutter und ihre Tochter entgehen nur knapp einer Geiselnahme. Auf dem Weg aus der Stadt hinaus wechseln sie den Wagen erneut – den Besitzer sperren sie in den Kofferraum. Doch der Tank des Wagens hat fast kein Benzin mehr, die Verbrecher müssen tanken. Dabei werden sie gestellt.

Ein an der Tankstelle zufällig vorbeifahrendes mobiles Einsatzkommando umstellt das Gelände. Es fällt ein Schuss und kurz darauf beginnt eine wilde Schießerei. Die Geiselgangster werden im Kugelhagel schwer verletzt. Der Gemüsehändler kann aus dem Wagen fliehen, die zweite Geisel bleibt, wie durch ein Wunder, unverletzt. Kugeln verfehlen den Mann, im Kofferraum, nur um Zentimeter. Die vier Ausbrecher kommen zurück ins Gefängnis und werden zu weiteren Haftstrafen verurteilt.

In der 60-minütigen Dokumentation von Sascha Lapp und David Sarno werden die Ereignisse chronologisch nachgezeichnet. Zu Wort kommen neben dem in Karlsruhe ermittelnden Polizeibeamten Wolfgang Metzger auch zwei der Geiseln: Rahman Sarac, der Gemüseladenbesitzer und Peter Martin – ihm gehörte das letzte Fluchtauto. Rechtspsychologe Prof. Dr. Dietmar Heubrock liefert Hintergründe und zeichnet Psychogramme der Täter.

(Text: MTH)