Internationaler Tag der Pflege am 12. Mai: Pflegefachkräfte – wertvoll und oft ausgebrannt

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(Symbolbild: Jonathan Bora auf Unsplash)

Die Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen ruft zu mehr Unterstützung der Pflegefachkräfte im Land auf

Die Pflege ächzt seit Jahren unter akutem Personalmangel und Kostendruck. Der vielfach beschworene Pflegenotstand ist längst Realität. Laut aktuellem hessischen Pflegemonitor sind aktuell rund 20 Prozent der Pflegestellen in Hessen unbesetzt. Besonders dramatisch ist die Situation bei den Altenpflegefachkräften. Hier liegt die Lücke zwischen dem Bedarf und dem tatsächlichen Angebot bei etwa 30 Prozent. Immer weniger Beschäftigte machen immer mehr Arbeit. Das bedeutet: Es bleibt immer weniger Zeit für die Menschen, die zu versorgen sind. Und die Fachkräfte fallen immer häufiger krankheitsbedingt aus.

Im Jahr 2020 fehlten in den hessischen Pflegeschulen 125 hauptamtliche Lehrer*innen (Hessischer Pflegemonitor). Wie die Entwicklung neuer niedrigschwelliger Qualifikationsprogramme zur Vermittlung einer Basisqualifikation für ungelernte Pflegehilfskräfte zu Beginn ihrer Tätigkeit gelingen soll, ist noch unklar. Dafür wird ein verlässlicher finanzieller Rahmen, eine Struktur und Verbindlichkeit für die Umsetzung von Seiten des Landes benötigt.

Was gebraucht wird: Eine Erhöhung der Ausbildungskapazität für die einjährige Pflegeausbildung ist dringend nötig. Im aktuellen Hessischen Pflegemonitor hat die Liga in Hessen ein Defizit von 2.900 Schulplätzen bis Ende 2023 ausgemacht. Laut dem Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben bieten von den 99 Pflegeschulen in Hessen nur die Hälfte eine Pflegehelfer*innenausbildung an. Um mehr künftige Fachkräfte auszubilden, müssen Barrieren abgebaut und ein Anreiz für die Schulen geschaffen werden, die einjährige Pflegeausbildung anzubieten.

Niedrigqualifizierte Kräfte in den stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Diensten müssen anerkannt und schneller in Arbeit kommen. Ziel muss es sein, einen Anreiz sowie eine Übergangsregelung hin zur einjährigen Pflegeausbildung zu entwickeln. Wir fordern das Land auf, hierfür eine Förderung auszuschreiben, zur Entwicklung von einem Ausbildungsmodulsystem und Leitlinien für eine „Kompetenz-Bilanzierung“ (Berufserfahrung wird anerkannt).

Michael Schmidt, Vorsitzender des Liga-Arbeitskreises „Gesundheit, Pflege und Senioren“ sagt: „Die Arbeit in der Pflege ist ein anspruchsvoller Beruf, der viel Engagement und Fachwissen erfordert. Es ist ein wertvoller Beruf – die meisten von uns werden auf diese Menschen später angewiesen sein. Auf den „großen Wurf“ aus Berlin zu warten, ist zu wenig. Wir brauchen hier die Hessische Landesregierung an unserer Seite, die sich mit uns zusammen für die Stärkung und Aufwertung des Pflegeberufs einsetzt. Dazu gehören verbesserte Arbeitsbedingungen, attraktive Karrieremöglichkeiten und die angemessene Entlohnung der Pflegekräfte. Diese Unterstützung haben die Pflegekräfte in unserem Land mehr als verdient.“

Alle vorgeschlagenen Maßnahmen brauchen ein tragfähiges Finanzierungskonzept, das nicht nur die Kosten für die Pflegehelfer*innenausbildung in Form einer Landesumlage sicherstellt, sondern verlässliche Rahmenbedingungen schafft und pflegefachliche, wie auch sozialpädagogische Begleitungsangebote vor Ort ermöglicht.

(Text: PM Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e. V.)