Kreis Groß-Gerau demonstriert am Anti-Catcall Tag gegen sexuelle Belästigung

331
Symbolfoto (Foto: Pixabay)

Der Kreis Groß-Gerau lädt ein zur Demonstration gegen sexuelle Belästigung und Catcalling am 9. Juni um 12 Uhr am Marktplatz in Groß-Gerau. Nach einer Kundgebung und dem Ankreiden von „Catcalls“ zieht der Demonstrationszug zum Sandböhl. Pfeif- oder Kussgeräusche, aufdringliche Blicke, anzügliche Sprüche auf offener Straße oder übergriffige Nachrichten auf Social Media – es gibt viele Beispiele für „Catcalling“: Der aus der englischen Umgangssprache stammende Begriff („Katzen-Rufen“) fasst verschiedene Arten der sexuellen Belästigung ohne Körperkontakt im öffentlichen Raum zusammen.

„Catcalling“ richtet sich vornehmlich gegen Frauen und Personen aus der LSGBTIQ* Community. Belästigungen auf der Straße wirken sich bei Betroffenen körperlich und emotional aus: Sie berichteten von körperlichen Symptomen wie Muskelverspannungen, Atembeschwerden, Schwindel und Übelkeit sowie starker Angst, z.B. vor Vergewaltigung oder davor, die eigene Privatsphäre nicht schützen zu können. Es sorgt dafür, dass besonders Frauen und Mädchen beginnen Bereiche im öffentlichen Raum zu meiden und sich nicht mehr unbefangen in der Öffentlichkeit bewegen.

Jede*r kann betroffen sein

Nach einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erleben 44 Prozent der Frauen, aber auch 32 Prozent der Männer, in Deutschland Situationen, in denen sexistische Zeichen und Übergriffe an sie adressiert sind. Als meist berührungslose, aber unzumutbar aufgedrängte Sexualität ist es derzeit noch kein eigener Straftatbestand bzw. keine Ordnungswidrigkeit. Catcalling ist weder ein Einzelschicksal bestimmter Frauen oder Mädchen, noch etwas was nur in bestimmten Städten/Stadtteilen vorkommt. Jede Frau und jedes Mädchen kann betroffen sein und es kann überall geschehen, auch in der persönlichen Nachbarschaft.

Dies soll nicht so bleiben und so hat bereits die „#Me-Too“- Bewegung das Problem sexueller Belästigungen im Alltag, überwiegend durch Männer, in den Blick der internationalen Öffentlichkeit gerückt. Die erste Petition zum Catcalling von Antonia Quell „Es ist 2020. Verbale sexuelle Belästigung sollte strafbar sein“ wurde von knapp 70.000 Personen unterstützt und auch der Deutsche Juristinnenbund forderte bereits eine rechtliche Normierung berührungsloser sexueller Belästigung (DJB, 2021).

Nun machen die Gleichstellungsbeauftragten auf kommunaler Ebene mit dem nationalen Anti-Catcall Tag am zweiten Freitag im Juni darauf aufmerksam. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Frauen und Mädchen sich nicht unbefangen im öffentlichen Raum bewegen können ohne Belästigungen ausgesetzt zu sein. Der gutmeinende Hinweis mancher Männer ,Nimm’s doch als Kompliment‘ führt leider nicht weiter. Sexuelle Belästigung ist #keinKompliment“, sagt Simone Semmler, Gleichstellungsbeauftragte aus Salzgitter, die Initiatorin des nationalen Anti-Catcall Tages. Am zweiten Aktionstag, dem 9. Juni 2023 werden regional organisierte Aktionsgruppen diese Übergriffe mit Kreide unter anderem am Marktplatz in Groß-Gerau sichtbar machen.

Sensibilität für das Thema erhöhen

So soll nicht nur die Sensibilität für das Thema erhöht werden, und z.B. auch bei Männern die Zivilcourage gestärkt werden dagegen vorzugehen, sondern damit sollen auch kommunale Entscheidungsträger*innen (z.B. im Bauamt, im Ordnungsamt oder bei der Polizei) darauf aufmerksam gemacht werden, an welchen Stellen in ihrer Stadt/Kommune sogenannte „Angsträume“ sind, also Orte mit erhöhtem Bedrohungspotenzial für Mädchen, Frauen und Menschen aus der LGBTIQ* Community.

Betroffene können Delikte über die regionale Mailadresse catcalls@kreisgg.de melden. Dort werden die Meldungen gesammelt, dokumentiert und für die Weiterarbeit vorbereitet. Für den Landkreis Groß-Gerau stehen die Frauen im Büro für Frauen und Chancengleichheit des Kreises Groß-Gerau für Nachfragen zur Verfügung.

(Text: Kreis Groß-Gerau)