Moret Triathlon: Intermezzo in Dieburg bleibt wohl einmalig

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Erstmals in der 39-jährigen Geschichte des „Moret Triathlon“ fand das Schwimmen im Hallenbad statt - konkret im Sportbad des WSV Dieburg.(Foto: jedö)

Der „39. Moret Triathlon“ des VfL Münster ist am Sonntagnachmittag in vielerlei Hinsicht aus der Reihe gefallen. Erstmals und wohl einmalig fand die traditionsreiche Veranstaltung komplett in Dieburg statt, mit der Schwimmpremiere im Hallenbad statt im Freiwasser, dazu ohne Halb- und Olympische Distanz. Außerdem reagierten die Gastgeber kurzfristig auf den tödlichen Unfall eines Motorradfahrers bei der Ironman-EM in Hamburg am selben Vormittag. VfL-Rennleiter Andreas Kropp, der in Dieburg wohnt, zog angesichts der besonderen Gegebenheiten ein zufriedenes Fazit, wünschte sich für die 40. Auflage im nächsten Jahr aber wieder eine Rückkehr an den Sickenhöfer See. Dessen Besitzer Andreas Bludau machte am Montag Hoffnung, dass dem Münsterer Verein dies möglich sein wird.
Für den See, der zwischen Sickenhofen und dem Babenhäuser Westen direkt an der B26 liegt, führt das Regierungspräsidium Südhessen derzeit ein Planfeststellungsverfahren durch. Im Wesentlichen legt es für die Zukunft fest, welche Bereiche von See und Ufer für den Wassersport und als Eventfläche – etwa für den Moret Triathlon oder fürs „Seebeben“-Festival der Babenhäuser Rot-Weiß-Handballer (deren Vorsitzender Bludau mal war) – genutzt werden dürfen. „Wir sind guter Dinge“, sagte Bludau, der mit einer Entscheidung des RP „in den nächsten Wochen“ rechnete. „Wir haben keinen Anlass zur Sorge, dass der Triathlon nächstes Jahr nicht am See stattfinden kann. Aus unseren arten- und naturschutzrechtlichen Bewertungen ergeben sich keine nachteiligen Auswirkungen für die Freizeitnutzung.“ Auch der vom RP immer mal wieder ins Feld geführte Verweis auf den Kiesabbau am See sollte nach Bludaus Einschätzung die Nutzung seines Geländes für Sport und Party künftig nicht mehr verhindern.

Worte, die in den Ohren des VfL Münster wie Musik klingen. Denn der Ausflug nach Dieburg mit dem Zickzack-Schwimmen der Athleten über die sechs 25-Meter-Bahnen des Sportbads des Wassersportvereins sowie dem Radfahren zwischen Bad, Polizeistation und Klein-Zimmern und dem Laufen im Schlossgarten funktionierte in seinen Abläufen zwar gut. In dieser Variante sei die größte und auch finanziell wichtigste VfL-Veranstaltung des Jahres aber „weniger lukrativ“, wie Kropp am Sonntag unumwunden zugab. „Das Geld wird halt auf der Mitteldistanz verdient“, sagte er.

Dort – und auch auf der Olympischen Distanz – zahlen die Teilnehmer des Moret Triathlon deutlich höhere Startgelder als bei der diesmal einzig verfügbaren Sprintstrecke. 31 Männer und 19 Frauen traten dort am Wochenende solo an. Das Gros der Ausdauersportler stellten aber jene, die in den fünf Männerrennen der 1. bis 5. Triathlon-Hessenliga sowie in den beiden Frauenrennen der 1. und 2. Hessenliga starteten. Dies gleich zweimal: Am frühen Nachmittag bei einem „Swim & Run“ (ohne Radfahren), später dann in einem separat gewerteten Rennen mit allen drei Disziplinen.

„Für diese Doppelbelastung muss man sich vorbereiten“, sagte Andreas Kropp und begründete nach dem Eintreffen des letzten Finishers damit auch, weshalb die zweitbeste Zeit des Tages von Simon Knarr, einem Triathleten des TV Groß-Zimmern, im Einzelrennen aufgestellt wurde. Lediglich Benjamin Veltum vom EOSC Offenbach als schnellster Athlet der 1. Hessenliga war auf der identischen Strecke noch fixer, obwohl er da schon den Zweikampf aus Schwimmen und Laufen in den Beinen hatte. „Ich freue mich, dass ein Triathlet aus der Region das Einzelrennen gewonnen hat“, so Kropp, der zugleich im Reinen mit der Leistung seines VfL war: Die Münsterer gewannen das Rennen der 2. Hessenliga in der Besetzung Steffen Rupp, Lars Heppner, Sebastian Meiß, Fabio Straulino und Tom Opel in der Addition aller Einzelzeiten souverän mit zwölf Minuten Vorsprung vor der Frankfurter Eintracht.

Die größte Anerkennung hatte der VfL Münster am Sonntag freilich für seine organisatorische Leistung verdient. Rund 100 Helfer des Vereins (plus Helfer von DLRG und DRK) sorgten auf den drei Streckenabschnitten und an der Wechselzone auf der K128 für einen reibungslosen Ablauf. „Wir hatten keine Stürze und keine Beschwerden, alle Teilnehmer waren zufrieden, was für mich das Wichtigste ist“, resümierte Kropp.
Vor allem aber zeichneten sich der Moret Triathlon und die Rennleitung des VfL in Abstimmung mit dem Hessischen Triathlon-Verband in mehrfacher Hinsicht durch kurz- und kürzestfristiges Handeln aus: Wegen eines Erdrutschs auf der Wettkampfstrecke in Büdingen vor wenigen Wochen waren die Rennen der 3. bis 5. Hessenliga zusätzlich in den Moret Triathlon integriert worden. Und nachdem am Sonntagvormittag der tödliche Unfall eines Motorrad-Begleitfahrers nach der Kollision mit einem Athleten bei der Ironman-EM in Hamburg die Szene geschockt hatte, entschied man sich in Dieburg spontan, die drei auf der Radstrecke geplanten, mit Kampfrichtern besetzten Motorräder nicht auf die Straße zu schicken.

Einen Strich unter das Gastspiel mit insgesamt 367 Finishern in der Gersprenzstadt machte Andreas Kropp schließlich am Sonntagabend: „Der Wettkampf in Dieburg kann ein Modell für die Zukunft sein – aber nicht als Hauptwettkampf. Er ist nicht das, was wir präferieren.“ Der Moret Triathlon soll seine Zukunft also am Sickenhöfer See und wieder auf längeren Distanzen haben. Dieburg könnte jedoch als zusätzliche Veranstaltung ins Spiel kommen, sollte sich der VfL Münster (der seit einigen Jahren keinen Schülerduathlon und keinen Gersprenzlauf mehr durchführt) eines Tages zu diesem Mehraufwand entschließen.