Theresa Breuer erhält Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage der Landeshauptstadt Wiesbaden

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Das Bild zeigt Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Theres Breuer sowie Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr. (Foto: Landeshauptstadt Wiesaden)

Stadtverordnetenvorsteher Dr. Gerhard Obermayr und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende haben am Donnerstag, 20. Juli, im Festsaal des Rathauses Theresa Breuer den Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage verliehen. Nach der Machtübernahme der Taliban und dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gründete Breuer die Kabul-Luftbrücke, um fliehende Menschen außer Landes zu bringen. Die Laudatio für die Preisträgerin hielt Antje Pieper, stellvertretende ZDF-Politikchefin und Moderatorin unter anderem des „auslandsjournal“.

Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende: „Theresa Breuer wird für ihr außergewöhnliches Engagement für Frauen in Afghanistan vor der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 und für ihren entschlossenen Einsatz für Menschen auf der Flucht vor den Taliban nach deren Machtübernahme im August 2021 ausgezeichnet. Sie hat in herausragender Art und Weise Zivilcourage im Sinne von Ludwig Beck bewiesen. Frau Breuer ist in Wiesbaden aufgewachsen und zur Schule gegangen. Es ist mir daher eine besondere Freude, ihr als ehemalige Wiesbadenerin diesen Preis zu verleihen.“

Auf das Schicksal von Frauen in Afghanistan aufmerksam machen

Über die Würdigung der Preisträgerin hinaus soll die Preisvergabe auch auf das Schicksal von Frauen in Afghanistan aufmerksam gemacht werden. Dazu Oberbürgermeister Mende: „Seit dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan gerät zunehmend aus dem Blick, dass Frauen vom Regime systematisch und massiv unterdrückt werden und ihnen vor allem der Zugang zu Bildung verwehrt wird. Auch in vielen anderen Ländern, etwa im Iran, schreitet die Unterdrückung von Frauen voran. Dagegen gilt es Zeichen zu setzen: für das Recht auf Bildung, Arbeit, Selbstbestimmung, Teilhabe an politischen Entscheidungen und am gesellschaftlichen Leben.“

Theresa Breuer hat im Jahr 2021 als freie Journalistin gemeinsam mit einer amerikanischen Kollegin einen Dokumentarfilm über afghanische Bergsteigerinnen gedreht. Diese Frauen versuchten, den höchsten Berg des Landes (Noshaq, 7.500 Meter) zu besteigen. Beide begleiteten die Afghaninnen bei ihrem Rekordversuch, der zugleich eine politische Demonstration darstellte. Sie wollten beweisen, dass Frauen auch in einer patriarchalischen Gesellschaft ihren eigenen Weg gehen und Widerstände überwinden können. Es sind mutige Frauen, deren Mut nicht nur darin besteht, einen hohen Berg zu besteigen, obwohl keine der Frauen das je zuvor gemacht hatte. Sie stellen sich damit gegen eine Gesellschaft, die Frauen bei vermeintlichem Fehlverhalten misshandelt, vergewaltigt und verstümmelt.

Nachdem am 16. April 2021 die damalige Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan verkündete, kehrten die deutschen Truppen am 30. Juni 2021 zurück.

Theresa Breuer gründete kurz darauf die Kabul-Luftbrücke, um Menschen auf der Flucht vor den Taliban in Afghanistan außer Landes zu bringen. Durch ihre Dreharbeiten über afghanische Bergsteigerinnen erkannte sie die Gefahr für die Protagonistinnen ihres Films und andere Menschen, die nicht auf den Evakuierungslisten standen. Bislang konnten weit über 1.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Breuer hat unter Inkaufnahme erheblicher eigener Gefahren Menschenleben gerettet.

Hintergrund Ludwig-beck-Preis

Mit dem Ludwig-Beck-Preis ehrt die Landeshauptstadt Wiesbaden Menschen, Institutionen oder Vereinigungen aus aller Welt, die sich mit besonderer Zivilcourage für das Gemeinwohl, das friedliche Zusammenleben der Menschen, die soziale Gerechtigkeit und die Grundprinzipien von Demokratie und Rechtsstaat eingesetzt haben. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Stadtverordnetenversammlung hat im Dezember 2003 beschlossen, zu Ehren von Ludwig Beck den Ludwig-Beck-Preis einzurichten. Der in Biebrich geborene Widerstandskämpfer Generaloberst Ludwig Beck, der sich in der Zeit des Nationalsozialismus gegen Adolf Hitler und seinen rassistischen Machtwahn stellte, bleibt auch in der heutigen Zeit ein Beispiel für besondere Zivilcourage. Er hätte nach dem Gelingen des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 deutsches Staatsoberhaupt werden sollen.

Dem Auswahlgremium zur Verleihung des Ludwig-Beck-Preises gehören der Oberbürgermeister, der Stadtverordnetenvorsteher sowie 17 weitere Vertreterinnen und Vertreter von Stadt, Kirchen, Organisationen, Vereinen und Medien an.

(Text: PM Landeshauptstadt Wiesbaden)