Münster feiert Kerb

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Der aktuelle Münsterer Kerbjahrgang umfasste fünf junge Männer. Simon Haus (mit Zylinder) gab den Kerbvadder. (Foto: jedö)

Die Münsterer Kerb ist am Wochenende endgültig in den Normalmodus zurückgekehrt. War die traditionelle Feier in der Gersprenz-Gemeinde 2020 ganz und 2021 weitgehend Corona zum Opfer gefallen und verzichtete der Kerbverein 2022 aus Kostengründen noch auf ein Zelt und eine Band, schöpfte er diesmal wieder aus dem Vollen. Beim Umzug am Sonntag belohnte Petrus die Münsterer mit Kaiserwetter, allenfalls der Kerbjahrgang fiel ziemlich klein aus.

Sah es noch vor wenigen Wochen so aus, als bekomme der Jahrgang 2003/2004 acht Kerbburschen zusammen, schmolz die Crew bis zum Fest auf letztlich fünf junge Männer. Die hatte der Kerbverein vorab zwar vorgestellt – von Jannis, dem „Rouden“, bis zu Max, dem „Stapler“ -, dabei aber wie stets nicht verraten, wer den Kerbvadder geben würde. Dies enthüllte er erst am Samstagabend im Zelt: Simon Haus übernahm diese Rolle und den Zylinder; die Kerbpuppe schleppte meist ein anderer. Haus stammt aus der Münsterer Familie, die das Fliesenfachgeschäft „Fliesen-Haus“ auf der Beune betreibt. Auch sein Vater war in den 80ern Kerbbursche gewesen.

Das Zelt war nicht erst am Samstag, als neben dem neuen Kerbjahrgang auch das lokale DJ-Duo Wicked Wilz einheizte, wichtiger Schauplatz des Geschehens. 2022 hatte sich der Kerbverein keins leisten können, weil ihm die Einnahmen aus den beiden Vorjahren gefehlt hatten. Der Verein mit seinen 55 Mitgliedern erhebt keine Beiträge und nimmt Geld ausschließlich an der Kerb selbst ein, vor allem durch den Getränkeverkauf. Weil sich die Kasse voriges Jahr wieder etwas gefüllt hatte, konnten sich die Münsterer neben dem Zelt, den DJs und Alleinunterhalter Jörg Ratz (spielte dort am Sonntag) diesmal auch wieder eine größere Gruppe leisten: Am Freitagabend spielten Lehman5 aus Dieburg und Groß-Zimmern Partyrock-Cover. Rund 200 Besucher kamen dazu bei moderatem Eintritt ins Zelt. Den kleinen Rummel mit Autoscooter, Losbude und Kinderkarussell hatte die Gemeinde organisiert.

Während sich bei Kerbumzügen andernorts auch mancher Ortsverein präsentiert, beschränkte sich jener in Münster am Sonntagnachmittag mit Ausnahme junger Tänzerinnen des Turnvereins auf die Kerbjahrgänge. Weil die bis auf ein Intermezzo der „Doaschde-Mädels“ reine Männerbünde sind, war auch der Umzug eine fast ausschließlich männliche Angelegenheit. Mehreren früheren Jahrgängen gemein war allerdings, dass sie etwa durch Wegzüge nur noch in stark dezimierter Größe mitlaufen oder auf einem der Wagen mitfahren. Aus der einstigen „Wilden 17“ des Jahrgangs 1980 wurde am Wochenende etwa ein wackeres Trio. Auch der Vorgängerjahrgang, der die Kerb damals mit 14 Mann zelebrierte, war auf eine Handvoll Leute geschrumpft.

Die meisten Zuschauer an einer Stelle fanden sich gleich zu Beginn des Zugwegs am Norma-Markt ein. Den Abschluss des Umzugs bildete wie stets der aktuelle Jahrgang um Kerbvadder Simon. Der Kerbspruch, geschrieben von Maximilian Hotz und vorgetragen von Edgar Kreher, rundete das Ereignis ab.

(Text: jedö)