Der Altheimer Hautkrebs-Patient Hans Jochen Reinert hat seine konträren Erfahrungen in zwei regionalen Kliniken niedergeschrieben
„Seit mehr als zehn Jahren nistet sich der weiße Hautkrebs immer wieder in meinem Gesicht ein.“ Mit diesen Worten beginnt Hans Jochen Reinert sein Heftchen mit dem Namen „Klinikalltag – Pleiten, Pech und Pannen“. Darin hat der 75-jährige Altheimer autobiografisch niedergeschrieben, was er im Zuge der jüngsten Behandlung seiner Krankheit sehr Unterschiedliches bei zwei stationären Klinikaufenthalten in Krankenhäusern der Region erlebt hat. Zugleich will er anderen Patienten mit seinen Schilderungen Mut machen.
„Ich habe innerhalb kürzester Zeit in zwei Kliniken ein Kontrastprogramm erlebt“, berichtet Reinert. Beide Häuser befinden sich im Rhein-Main-Gebiet und bleiben im Skript anonym. Dem Chefarzt jener Klinik, dem Reinert die größten Vorwürfe macht und wegen dem er seine Angelegenheit (noch ohne Ergebnis) einer Fachanwältin für Medizinrecht übergeben hat, hat er seine 26-seitige Aufzeichnung ebenfalls zugeschickt. Der Groll auf letztgenannte Person wäre wohl schon verebbt, hätte sich der Chefarzt bei Reinert auf sein Beschwerdeschreiben entschuldigt oder zumindest gemeldet, nachdem er dessen Behandlung und die erste Klinik hochunzufrieden verlassen hatte. „Auf eine Reaktion warte ich aber bis heute“, ärgert sich Professor der Rechtswissenschaften. „Es gibt sie halt noch, die Halbgötter in Weiß, die überzeugt von der eigenen Unfehlbarkeit sind.“
Dabei legt er in seinen Zeilen akribisch dar, wie „massive Kunstfehler im ersten Stadium meiner Behandlung nicht nur zu einer unnötigen Verlängerung des Krankenhaus-Aufenthalts, sondern darüber hinaus für zusätzliche Schmerzen gesorgt“ hätten. Auch die damit einhergehende psychische Belastung erwähnt Reinert. Mehrfach mussten ihm sogenannte Basal-Zellkarzinome – kurz Basaliome – im Gesicht entfernt werden. Ob dies nach dem operativen Eingriff vollständig gelungen ist, erweist erst der zugehörige, meist ein bis zwei Tage später vorliegende Befund des Feingewebes. „Ist das nicht der Fall, muss nachgeschnitten werden“, weiß Reinert aus leidvoller Erfahrung. Was ihm neben diversen organisatorischen Missständen in der ersten Klinik, in der er Ende 2022 bis Anfang 2023 lag, aufstieß, war das verfrühte Nähen seiner Wunden, ehe der feingewebliche Befund da war. „Der Operateur hatte mir gesagt, ich solle auf seine Erfahrung vertrauen.“ Stattdessen ergab sich, dass die Wundränder erneut nicht tumorfrei waren.
Damit hatte Reinert „das Vertrauen in die Klinik endgültig verloren“ und entschied sich im Januar 2023 für ein neues Haus. Auch die sehr guten dortigen Erfahrungen schildert er in „Klinikalltag“ chronologisch und detailliert. Auf ihn seien „gegensätzlichen Eindrücke niedergeprasselt“, blickt er zurück. „Es waren zwei Krankenhäuser, die Welten voneinander trennen. Fachliche, menschliche und organisatorische Defizite einerseits, Fachkompetenz, Empathie und nahezu perfekte Organisation andererseits.“
Nach der erfolgreichen Behandlung in der zweiten Klinik sind bei Hans Jochen Reinert bis heute keine neuen Basaliome mehr aufgetaucht. Auch das ist eine wichtige Botschaft seines öffentlichen Schriftstücks (ISBN 978-3-7584-3301-6): „Weißer Hautkrebs ist eine harmlose Form der Krebserkrankung. Der Krebs wächst langsam und bildet keine Tochtergeschwüre. Wenn das Basaliom früh entdeckt und entfernt wird, sind die Heilungschancen gut. Von 1 000 Betroffenen stirbt nur einer an den Folgen der Erkrankung.“ Auch die OP-Narben im Gesicht des Altheimers sind ein Jahr später praktisch unsichtbar geworden.
(Text: jedö)