Begeisterter Amateurfunker aus Rödermark

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Rainer Hoffmann an seiner Funkstation daheim in Urberach. (Foto: PS)

Auch in Rödermark gibt es treue Anhänger des Amateurfunkes, einem Hobby, das im Zeitalter von „Smartphone & Co.“ nur auf den ersten Blick aus der Zeit gefallen scheint. Der Urberacher Rainer Hoffmann beispielsweise ist bereits seit den sechziger Jahren begeisterter Amateurfunker. Er gehört dem Ortsverband Dreieich des Deutschen Amateur Radioclubs an, dessen Mitglieder ihre Funkstationen unter anderem in Rodgau, Dietzenbach, Dreieich, Langen, Egelsbach und eben auch in Rödermark betreiben.

Mit ihren von der Bundesnetzagentur verliehenen, personenbezogenen Genehmigungen pflegen Amateurfunker weltweite Funkverbindungen auf Kurzwelle, über Amateurfunk-Nutzlasten auf kommerziellen Satelliten oder gar über Nordlichter oder den Mond als Reflektoren. Für lokale Verbindungen werden meist Ultrakurzwellen sowie zahlreiche automatische Amateurfunk-Relaisstationen auf Bergen und Fernmeldetürmen benutzt. Dies alles sind nicht nur Sprechverbindungen, sondern geschieht auch durch Morsen und vermehrt durch digitale Betriebsarten. Dazu werden spezielle, von Funkamateuren geschriebene Programme benutzt und die Funkstationen mit Computern verbunden.

Los ging’s im Gymnasium

Wann ging es bei Rainer Hoffmann mit der Funkbegeisterung los? „Das fing an im Gymnasium, im Physik-Unterricht“, erinnert sich der gebürtige Heidelberger an eine Arbeitsgemeinschaft in der Schule. „Wir haben damals verbotenerweise CB-Funk gemacht und kleine Sender selbst gebaut.“ Früher gab es keine kommerziellen Geräte für den Amateurfunk, man musste also alles selbst bauen. Mit Hilfe seines großen Bruders, der damals Elektrotechnik studierte, baute Hoffmann seinen ersten Kurzwellenempfänger. Als er eines Abends eine Amateurfunkstation in Kanada hörte, war dies das erste große Erfolgserlebnis.

Mit einem Freund meldete sich Rainer Hoffmann in seiner damaligen Heimat beim Ortsverband Heidelberg des Deutschen Amateur Radioclubs an. Schritt für Schritt ließen sie sich zu Funkamateuren ausbilden. Damals wie heute gibt es keine Amateurfunkgenehmigung ohne Prüfung. „Die war damals sehr umfangreich“, blickt Hoffmann auf die Prüfung im Jahr 1967 zurück, die unter anderem Betriebstechnik, elektrotechnische Grundlagen und Kenntnisse im Morsen abfragte. „Nach der Prüfung gab es eine amtliche Urkunde, dass wir jetzt befähigt sind, Amateurfunk zu betreiben. Das war uns damals vielleicht sogar wichtiger als die Abiturprüfungen, die ein halbes Jahr später kamen“, ordnet Hoffmann die Begeisterung für sein Hobby heute schmunzelnd ein. Die Ausbildung zum Amateurfunker befähigt die Absolventen auch dazu, selbst Geräte zu bauen und in Betrieb zu nehmen.

Hürden zum Einstieg in den Amateurfunkbereich nicht mehr ganz so hoch

Mittlerweile sind die Hürden zum Einstieg in den Amateurfunkbereich nicht mehr ganz so hoch. Es gibt vier verschiedene Stufen, die erste lässt sich mit vergleichsweise geringem Aufwand erreichen. Die Kenntnisse, die er bei seiner Ausbildung zum Amateurfunker erworben hat, haben ihm in seinem Leben immer mal wieder geholfen, erzählt Rainer Hoffmann. Etwa bei Prüfungen während seines Studiums zum Diplom-Wirtschaftsingenieur oder später im Berufsleben, in dem er unter anderem in der Elektrizitätswirtschaft und als Sachverständiger für Telekommunikation tätig war. Und wie lässt sich die Faszination Amateurfunk in wenigen Sätzen beschreiben? „Das Faszinierende ist, dass ich mit eigenen Geräten, ohne irgendeinen Telekommunikationsdienstleister, zu bestimmten Zeiten jeden Punkt der Erde erreichen kann, ohne dass mir irgendjemand Hilfestellung geben muss.“ Hoffmann vergleicht den Amateurfunker gerne mit einem Angler, der stundenlang am Ufer sitzt und auf den großen Fang wartet. Der Zwei-Meter-Wels im Baggersee für den Angler ist für den Funker die Funkstation am anderen Ende der Welt. Ein wichtiger Grundsatz für Amateurfunker ist, dass sie nicht über Politik und Religion sprechen.

Es ist eine Wissenschaft für sich, zu welcher Tages- und Jahreszeit man bestimmte Regionen auf der Erde am besten erreicht. Wie die Wettervorhersage, gibt es mit dem „Funkwetter“ auch eine Vorhersage über die Verbindungsmöglichkeiten für den Amateurfunk, die angibt, welche Uhrzeit und Frequenzen sinnvoll sind.
Schon in den sechziger Jahren erreichte Hoffmann bei einem Amateurfunkabend in Konstanz eine Station in Alaska. „Es gab viele weitere weltweite, aber auch viele schöne lokale Verbindungen.” Rainer Hoffmann nimmt etwa jeden Sonntagabend an einer Amateurfunkrunde mit alten Freunden aus dem Mannheimer und Heidelberger Raum teil. Oft treffen sich die Funker auch auf Amateurfunkmessen. Auch Rainer Hoffmanns Frau Dorothea hat vor vielen Jahren schon eine Funklizenz erworben, um sich beispielsweise mit einer Freundin auszutauschen.

Nicht ganz leicht, Nachwuchs zu finden

Der Ortsverband Dreieich des Deutschen Amateur Radioclubs hat rund 30 Mitglieder. In Zeiten des Smartphones, in denen es ein Kinderspiel ist, mit allen möglichen Leuten in Kontakt zu treten, während man dafür früher einen hohen Aufwand betreiben musste, ist es nicht ganz leicht, Nachwuchs zu finden. Die Mitglieder pflegen ihr Hobby an ihren Funkstationen daheim oder bei regelmäßigen Treffen im Vereinsraum. Manchmal nimmt man auch an Amateurfunkwettbewerben teil, wo es darum geht, möglichst viele Verbindungen innerhalb kurzer Zeit herzustellen.

Es sei nicht mehr so wie früher, dass alleine der Funk in Notsituationen die letzte Rettung ist, so Rainer Hoffmann. „Manchmal ist er es aber eben doch.” Insbesondere dann, wenn ungeachtet der Verbreitung öffentlicher Mobilfunknetze persönliche Notsituationen oder auch großräumige Gefahrenlagen auftreten können, in denen öffentliche und sogar behördliche Telekommunikationsnetzte funktechnisch nicht erreichbar oder ausgefallen sind.

Den Sicherheitsbedürfnissen der Menschen gerecht werden

Der Welttag der Amateurfunker hatte kürzlich das Motto „Menschliche Sicherheit für alle“. Damit wollte der internationale Verband die Rolle des Amateurfunks bei der Bewältigung der dringlichsten Bedürfnisse der Welt hervorheben. Dazu fand erstmals eine gemeinsame Kampagne mit dem Treuhandfond der Vereinten Nationen für menschliche Sicherheit und der Weltakademie für Kunst und Wissenschaft statt. Gemeinsam wiesen die Projektpartner darauf hin, dass der Amateurfunk einen substantiellen Beitrag zur Lösung der aktuellen Sicherheitsherausforderungen für die Menschheit leisten kann: technisches Wissen, praktische Fertigkeiten, innovative Technologien und der Einsatz von Notfall-Systemen sind auf lokaler Ebene lange geübte Praxis. Herausforderungen wie Pandemien, der Klimawandel, Naturkatastrophen und bewaffnete Konflikte untergraben die menschliche Sicherheit. In solchen Situationen habe der Amateurfunk wiederholt bewiesen, dass er den Sicherheitsbedürfnissen der Menschen gerecht werden kann: als globales Kommunikationsmedium, an dem rund drei Millionen Funkbegeisterte teilnehmen und so Gemeinschaften und Völker miteinander verbinden.

(Text: PS)