Einsamkeit oft ein Problem: Sozialdezernat Wiesbaden informiert über Anlaufstellen

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(Symbolfoto: Pixabay)

Von heutigem Montag, 17. Juni, bis Sonntag, 23. Juni, findet bundesweit die Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ der Bundesregierung statt. Vor diesem Hintergrund informiert das Sozialdezernat der Landeshauptstadt Wiesbaden über das Thema und die entsprechenden Wiesbadener Angebote.

Das Einsamkeitsbarometer 2024 kommt zu dem Schluss, dass Prävention auf mehreren Ebenen wichtig ist. Eingebettet ist die Herausgabe der Studie in eine Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit. Sie ist unter https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/strategie-der-bundesregierung-gegen-einsamkeit-234582 abrufbar. In diesem Kontext wurde die Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ geplant. Sozialdezernentin Dr. Patricia Becher ist es wichtig, den Fokus auch in Wiesbaden auf das Thema zu lenken: „Wir wollen diese Initiative nutzen, um nochmals bekannt zu machen, welche Angebote vor Ort in Bezug auf Teilhabe an Gemeinschaft existieren. Denn gerade im Sozialdezernat ist das Thema Teilhabe, quer durch alle Altersgruppen, der wichtigste Aspekt, um unsere (Förder-)Angebote auf gute Füße zu stellen. Niemand sollte mit dem Gefühl der Einsamkeit hilflos zurückgelassen werden.“

Im Folgenden wird für die Bereiche Jugendliche und junge Erwachsene, Eltern und junge Familien sowie Seniorinnen und Senioren ein Einblick gegeben, welche kommunalen Angebote es in Wiesbaden gibt. „Wir erheben dabei keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Angebote, die gegen Einsamkeit helfen können, gibt es nicht nur von Seiten des Sozialdezernats, sondern auch von vielen Vereinen, Wohlfahrts- und Jugendverbänden und anderen Institutionen sowie privaten Initiativen. Für das Miteinander und die zahlreichen Anlaufstellen bin ich sehr dankbar“, betont Dr. Becher.

Zielgruppe 1 – Jugendliche, Jugend – eine oft schwierige Findungs- und Umbruchphase

In einer groß angelegten Wiesbadener Jugendbefragung von 14- bis unter 18-Jährigen gab 2017 etwa ein Viertel der Jugendlichen an, ihre Freizeit überwiegend alleine zu verbringen. Inwieweit sie sich dabei auch als einsam empfunden haben, ist nicht bekannt. In jedem Falle ist die Jugendphase eine kritische Phase in Hinsicht auf die Wahrnehmung ausreichender sozialer Kontakte. Deshalb wird schon seit vielen Jahren sehr viel getan, um den Wiesbadener Jugendlichen möglichst viele – und auch kostenfreie – Begegnungs- und Erfahrungsmöglichkeiten zu bieten. Das neue Jugendinformationszentrum (JiZ) in der Schwalbacher Straße bietet vor Ort, aber auch über seinen Internetauftritt vielfältige Hinweise und Beratung an, insbesondere auch, was Hilfe in Krisensituationen anbelangt. Die Seite ist unter www.jiz-wiesbaden.de abrufbar. Sie wird im Bereich Freizeit noch erweitert. Die Kinder-, Jugend- und Stadtteilzentren bieten in vielen Wiesbadener Stadtteilen Räume und tägliche Angebote. Eine Übersicht ist darüber ist unter www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/gesellschaft/jugend/content/jugendzentren.php abrufbar. Aber auch Ferienfreizeiten und Ausflüge sowie einmalige Veranstaltungen bieten Jugendlichen vielfältige Kontaktmöglichkeiten. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von Angeboten, bei denen Jugendliche Anregungen und Hilfe finden können. Neben den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern in den Zentren und dem JiZ können an vielen Schulen auch Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter wichtige Tipps geben. Über die Schulsozialarbeit werden Jugendlichen auch über Ferienfreizeiten und andere Angebote jenseits ihres Alltags Erlebnis- und Begegnungsmöglichkeiten geboten.

Zielgruppe 2 – (Junge) Eltern – der schwierige und manchmal sehr einsame Übergang in die Elternschaft

Frisch gebackene Eltern fühlen sich oftmals mit der neuen Situation überfordert oder haben das Gefühl zu vereinsamen. Hier ist der Austausch mit anderen Eltern in der gleichen Situation beziehungsweise Elternphase wichtig und hilfreich. Die Angebote der vier Wiesbadener Familienbildungsstätten und der zehn eher stadtteilorientierten Kinder-Eltern-Zentren (KiEZ) setzen genau hier an: Es um Begegnung mit anderen Eltern, Information und Beratung, beispielsweise im Rahmen offener Elterncafés, aber auch um konkretes Lernen mit anderen Eltern zusammen. Schon kurz nach der Geburt versucht man in Wiesbaden mit dem aufsuchenden Angebot „Willkommen Baby“, die Eltern von Erstgeborenen mit ihrer ganz konkreten Situation wahrzunehmen und bei Bedarf Tipps und Angebote zu vermitteln. Mit Angeboten der „Frühen Hilfen“ gibt es ein breites Portfolio. Das Wichtigste zu diesen Wiesbadener Angeboten für (junge) Eltern ist unter www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/gesellschaft/eltern/content/elternbildung-und-fruehe-hilfen.php nachzulesen.

Zielgruppe 3 – Ältere Menschen

Ältere Menschen leben häufiger allein in ihren Haushalten als alle anderen Altersgruppen. In Kombination mit Altersarmut oder einsetzenden gesundheitlichen Beschwerden oder Hilfebedarfen nimmt die Gefahr sozialer Isolation und des Gefühls der Einsamkeit stark zu. Die geringer werdende gesellschaftliche Teilhabe verstärkt wiederrum häufig die gesundheitlichen Einschränkungen und führt zu weiterem Rückzug, sodass sich Einsamkeit im Alter im Gegensatz zur Einsamkeit von jungen Erwachsenen schneller verfestigt. In Wiesbaden gibt es deshalb eine ganze Reihe an Angeboten, mit denen dieser Gefahr begegnet wird. Die Beratungsstellen für selbstständiges Leben im Alter sind Anlaufstelle für fast alle Themen, die Personen ab 60 betreffen, unabhängig davon, ob sie Leistungsansprüche haben oder pflegebedürftig sind, siehe www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/gesellschaft/aeltere-menschen/content/beratungsstellen.php. Dort wird niedrigschwellig Hilfe geboten, von Unterstützung bei der Antragstellung für diverse Leistungen bis hin zur Organisation von Hilfen. Zudem gibt es viele kommunale und geförderte Angebote der offenen Altenarbeit. Eine Übersicht ist unter www.wiesbaden.de/leben-in-wiesbaden/gesellschaft/aeltere-menschen/content/kultur-freizeit-begegnung.php abrufbar. In vielen Stadtteilen werden in den sogenannten „Treffpunkten Aktiv“ und in einigen Altenwohnanlagen kostengünstige Mittagstische, Spielenachmittage, Ausflüge und Feste organisiert. Diese werden mit dem stadtweiten Angebot des „Freizeit- und Kulturprogramms“ abgerundet. Dort gibt es vom Konzert, über Wanderungen bis hin zum Museumsbesuch, Angebote, die ältere Menschen zusammenbringen. In vielen der Angebote sind ältere Menschen nicht nur Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern können sich auch ehrenamtlich einbringen.

„Unsere Angebote sollen passgenau sein und gleichzeitig eine möglichst große Zielgruppe erreichen. Dank der guten Vernetzung in den Stadtteilen und der hervorragenden Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Trägern gelingt es bereits, viele Menschen zu erreichen. Gleichwohl ist unser Anspruch, dass wir allen Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, Gemeinschaft zu erfahren und bei Bedarf Hilfestellung und Unterstützung zu erhalten“, betont Sozialdezernentin Dr. Becher.

Hintergrund zur Studie

Das Einsamkeitsbarometer 2024, herausgegeben vom Bundeministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, ist unter www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/einsamkeitsbarometer-2024-237576 abrufbar. Es stellt die Langzeitentwicklung von Einsamkeit in der deutschen Bevölkerung (18 Jahre und älter) in den Fokus der Ausführungen. Herangezogen wird für die Analyse das Sozio-ökonomische Panel (SOEP), eine angesehene sozialwissenschaftliche, repräsentative Datenerhebung, die es ermöglicht, Daten von 1992 bis 2021 einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Dem Einsamkeitsbarometer liegt dabei folgende Begriffsbestimmung zugrunde: „Einsamkeit beschreibt die ‚unangenehme Erfahrung, bei der die eigenen sozialen Beziehungen entweder quantitativ oder qualitativ als unzureichend empfunden werden‘. Es handelt sich hierbei also um eine subjektive Wahrnehmung der betroffenen Personen.“ Das heißt, es wurde nach einem subjektiv empfundenen Einsamkeitsgefühl gefragt, was gleichzeitig bedeutet, dass es sich hier um einen sehr weiten Einsamkeitsbegriff handelt. Das Fazit der Studie: Einsamkeit ist in jeder Altersgruppe zu finden, insbesondere aber bei den Jüngeren (18 bis 29 Jahre zu 32 Prozent) und bei den Älteren (ab 75 Jahre zu 23 Prozent). Soziale Teilhabe beziehungsweise Teilhabe am Arbeitsmarkt und Bildung sind wichtige Resilienzfaktoren. Armut hingegen begünstigt Einsamkeit. Einsamkeit steht in engem Zusammenhang mit beispielsweise Erkrankungen oder auch niedrigem Vertrauen in Demokratie.

(Text: PM Landeshauptstadt Wiesbaden)