„Ich bin ein Risikomensch, aber auch ein Sicherheitsmensch“, sagt James Jungeli. Beide Facetten könnte der in Münster lebende Schweizer von seinen Eltern haben: Während seine Mutter Trapezkünstlerin war, arbeitete sein Vater im Garten- und Landschaftsbau. Auch ganz konkret eifert ihnen Jungeli bis heute nach: Als Geschäftsführer der JJ Unternehmensgruppe ist der 56-Jährige einerseits Macher des Varietés „Da Capo“ mit neuen Shows auch in diesem Winter in Darmstadt (Dinner-Varieté „No Limits“ ab dem 21. November auf dem Karolinenplatz) und Aschaffenburg („Fly!“ als Art „Zirkus von morgen“ ab dem 12. Dezember auf dem Volksfestplatz). Andererseits steckt Jungeli hinter dem Garten- und Landschaftsbau-Betrieb Baule24, „der hat in der Corona-Zeit das Varieté am Leben gehalten“. Insgesamt sieben Firmen – unter anderem in Transport, Marketing und Immobilien – umfasst die Gruppe mit ihren 21 festen Mitarbeitern. Gerade erweitert Jungeli sein Reich auf der Münsterer Beune erneut.
Denn schon seit einiger Zeit wächst in diesem gewerblich geprägten Teil der Gersprenz-Gemeinde gegenüber seinem 1,7 Hektar großen Firmen- und Privatgelände ein dreigeschossiger Neubau in die Höhe. Der Rohbau ist fertig, das Projekt insgesamt noch nicht. „Ich baue das schuldenfrei“, sagt Jungeli, der „über drei Millionen Euro“ investiert. Soll heißen: Wenn wieder Mittel frei sind, geht es weiter. Die hohe Summe lässt aufhorchen, „allein die Heizung kostet 300 000 Euro“, sagt der Unternehmer. Warm werden soll es durch eine Kombination aus Erdwärme-Pumpe, Luftwärme-Pumpe und Gasheizung. Inhaltlich hat Jungeli ein Geschäftshaus konzipiert, in das sein eigenes Büro ziehen soll, in dem er aber auch Praxisflächen an Ärzte und Therapeuten vermieten will. Im Erdgeschoss ist bereits eine Werkstatt entstanden, „wir machen mit Baule24 auch Metallbau“. Drei Wohnungen, gedacht für seine Mitarbeiter, wird das Objekt ebenfalls bereitstellen.
Gut möglich, dass dort temporär auch Künstler seiner Varieté-Shows unterkommen. Jungeli pflegt über seine üppige Datenbank nach eigenen Angaben „Kontakte zu 20 000 Künstlern“, die er nicht nur in seinen Eigenproduktionen einsetzen kann, sondern beispielsweise auch an TV-Sendungen vermittelt. Wobei die Artisten und vielen weiteren Kreativen dort selten einen solch spektakulären Rahmen vorfinden wie in Jungelis eigenen Shows. Seine Locations wie das „Tipidrom“ und den „Dompalast“ erschafft Jungeli selbst. Das „Kolosseum“ bietet gar Platz für 1400 Menschen, „und abends blitzt es wie der Eiffelturm von Paris!“
Seit einem Vierteljahrhundert hat die JJ Unternehmensgruppe ihren Sitz auf der Münsterer Beune, wo sie inzwischen mehrere Millionen Euro Jahresumsatz macht. Genauer will James Jungeli ausnahmsweise nicht werden – das jüngste seiner sieben Kinder geht noch im Ort zur Schule, und Großspurigkeit sei nicht sein Ding. „Bei uns fließen aber große Umsätze, wir sind gute Steuerzahler“, verspricht er.
Seit 1998 ist er im „schönen Mischgebiet zwischen Darmstadt und Aschaffenburg“ daheim; „die erste Weihnachtsshow in Darmstadt fand 1993 statt“. Zuvor hatte er, der zunächst weltweit als Clown aufgetreten war („Meine Pantomime waren meine Worte“) noch als Mittzwanziger die erste geschäftliche Berg- und Talfahrt erlebt: Mit einem „Rockzirkus“ ging sein Erspartes drauf und Jungeli pleite, mit einem mobilen Toilettenverleih – am Ende 4000 Stück – stieg er binnen drei Jahren wieder zum Arbeitgeber von 100 Leuten auf.
So viele sind es in der JJ Unternehmensgruppe nicht mehr. Der Münsterer kooperiert in der Region mit vielen Partnern, vom Caterer über den Ticket-Service bis zum Technikdienstleister; die Künstler für sein stets tierfreies Varieté („Ich habe schon als Kind keinen Zirkus mit Tieren gemocht“) verpflichtet er auf Zeit. Hoch hinaus geht es in den Shows trotzdem, buchstäblich wie im übertragenen Sinn. „Es ist schön, ein Visionär zu sein!“, findet Jungeli. „Ich habe den Höhenrausch!“
Parallel zu derlei großen Worten hält beim Unternehmer, Choreograf und Regisseur in Personalunion immer wieder die Bodenständigkeit Einzug. „Ich arbeite körperlich selbst mit, sonst würde ich mich schmutzig fühlen!“, betont er. Und will Münster, das mit dem Geschäftshaus auf der Beune bald den nächsten Fußabdruck des Schweizers erhält, demnächst etwas Erfreuliches für die Allgemeinheit spendieren: James Jungeli ist jener Gönner, der die Neugestaltung des Kreisels zwischen Feuerwehr und Baugebiet „Am Seerich“ umsetzen und komplett aus eigener Tasche bezahlen will. Den Gegenwert beziffert er auf „rund 150 000 Euro“.
(Text: jedö)
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