Ein Netzwerk von Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen in Offenbach und Langen beteiligt sich mit „Offenbach & Langen auf Ziel“ an der bundesweiten Kampagne der Deutschen Gesellschaft für Lipidologie e. V. (DGFL) – Lipid-Liga.
Bei der Auftaktveranstaltung konnten Prof. Dr. med. Timm Bauer, Chefarzt der Med I, Sana Klinikum Offenbach und Prof. Dr. med. Ralf Lehmann, Chefarzt der Med. Klinik I, Asklepios Klinik Langen, als wissenschaftliche Leiter der Fortbildung nicht nur zahlreiche niedergelassene Ärzte, sondern auch den anwesenden Landrat des Kreises Offenbach, Herrn Oliver Quilling, für die Ziele der Initiative begeistern.
Mehr als 300.000 Menschen bundesweit erleiden pro Jahr einen Herzinfarkt. Für die Überlebenden ist das Risiko für ein kurzfristiges weiteres Herz-Kreislauf-Ereignis sowie für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen einschließlich eines plötzlichen Herztods noch Jahre danach deutlich erhöht. Studien zeigen, dass jede/r fünfte Patient*in im Jahr nach dem Infarkt mit einem erneuten Herz-Kreislauf-Ereignis rechnen muss. Herzinfarktpatient*innen sind daher Hochrisikopatient*innen, die einer speziellen Nachsorge bedürfen. Einer der entscheidenden Faktoren, um das Risiko für den Herzinfarkt an sich und seine Folgeerkrankungen gering zu halten, ist der Wert des LDL-Cholesterins im Blut. Für sogenannte kardiovaskuläre Hochrisikopatient*innen gilt, dass ihr LDL-Cholesterinwert um mindestens 50 Prozent vom Ausgangswert gesenkt und im Zielbereich von weniger als 55 mg/dl (oder 1,4 mmol/l) liegen sollte.
Diesen Zielbereich bei allen Hochrisikopatient*innen zu erreichen, dem hat sich die bundesweite Kampagne „Auf Ziel“ der Deutschen Gesellschaft für Lipidologie e. V. (DGFL) – Lipid-Liga verschrieben. Schon 50 Städte und Regionen bundesweit haben sich daran beteiligt und Ärzt*innen in Offenbach, Langen und Umgebung schließen sich dieser Initiative mit „Offenbach & Langen auf Ziel“ an. Bei einer Veranstaltung in Neu-Isenburg am 27. November 2024 bekräftigten sie ihr Vorhaben, sich für alle Betroffenen in ihrer Region stark zu machen, um deren Risiko für erneute Herz-Kreislauf-Ereignisse zu senken.
Ärztinnen und Ärzte wollen gemeinsam ihre Risiko-Patientinnen und -Patienten „Auf Ziel“ bringen. Sprich: Wer schon einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatte oder an Durchblutungsstörungen in den Beinen leidet, sollte möglichst schnell seinen LDL-Cholesterinwert halbieren, in den Zielbereich von 55 mg/dl bzw. 1,4 mmol/l bringen und dort halten. Dadurch sinkt das Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z. B. einen erneuten Herzinfarkt.
„Weniger als 20 Prozent der Risikopatientinnen und -patienten in Deutschland erreichen aktuell den LDL-Cholesterin-Zielwert“, konstatierte Prof. Bauer. Zwar gibt es passende und sehr gut verträgliche Medikamente, die aber kommen bislang nicht bei allen Risikopatient*innen zum Einsatz. Auch meinen immer noch viele, dass Cholesterin mit entsprechender Ernährung in den Griff zu bekommen sei. Eine herz-gesunde Ernährung ist wichtig und Basis jeder Behandlung, damit kann zwar das LDL-Cholesterin nur um durchschnittlich 15 Prozent gesenkt werden, in Einzelfällen aber sogar bis zu 25 Prozent. Das ist für die allermeisten Hochrisikopatient*innen bei Weitem nicht ausreichend. „Mit ‚Offenbach & Langen auf Ziel‘ wollen wir daher in der Öffentlichkeit, bei Betroffenen und deren behandelnden Ärztinnen und Ärzten das Bewusstsein dafür erhöhen, wie wichtig ein niedriger LDL-Cholesterinwert ist, um das Risiko für atherosklerotische Erkrankungen zu senken“, führt Prof. Lehmann, aus.
Die ärztliche Fortbildungsveranstaltung am 27. November 2024 in Neu-
Isenburg bildete den Auftakt der Kampagne in Offenbach und Langen. Dabei wurden niedergelassene Fachärzt*innen, Hausärzt*innen sowie Mediziner*innen aus Kliniken in Offenbach, Langen und Umgebung über die Kampagne informiert und in die Versorgung mit einbezogen. „Damit möglichst viele Hochrisikopatientinnen und -patienten in unserem Einzugsgebiet ihren LDL-Cholesterin-Zielwert erreichen, sind wir auf die Zusammenarbeit im Netzwerk angewiesen, und die Patientinnen und Patienten sind ein wesentlicher Teil dieses Netzwerks“, betont Professor Lehmann. “In Kooperation mit den ärztlichen Kolleginnen und Kollegen halten wir den engen Kontakt zu den Patientinnen und Patienten und informieren sie über die Notwendigkeit einer Senkung erhöhter LDL-Cholesterinwerte.“
Neben dem Aufbau eines aktiven Netzwerks sieht die Kampagne vor, jede/n Hochrisikopatient*in mit einem Lipidpass auszustatten. In diesem werden alle Werte und die Medikation erfasst und er soll zu allen Arztbesuchen mitgenommen werden. So sind alle Eintragungen und Entwicklungen bei jeder medizinischen Behandlung und für die Betroffenen selbst sichtbar. „Wir wollen jeden motivieren, seine LDL-Cholesterinwerte im Blick zu behalten und gemeinsam mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten dafür zu sorgen, dass der Zielwert erreicht und dauerhaft eingehalten wird“, resümierte Professor Bauer.
Ziel ist es, einen Herzinfarkt gar nicht erst entstehen zu lassen
Cholesterin ist lebenswichtig für den Menschen. Die fettähnliche Substanz erfüllt wichtige Funktionen im ganzen Körper. So ist sie beispielsweise Bestandteil aller Zellmembranen, aber auch Ausgangsstoff für die Produktion von Gallensäuren zur Fettverdauung sowie für die Bildung von Vita¬min D und bestimmten Hormonen. Cholesterin wird hauptsächlich in der Leber hergestellt, aber auch aus der Nahrung aufgenommen. Um alle anderen Zellen des Körpers damit zu versorgen, wird Cholesterin über das Blut transportiert. Zuständig hierfür ist in erster Linie das Lipoprotein LDL (Low Density Lipoprotein). Der LDL-Cholesterinspiegel im Blut steigt an, wenn die Körperzellen kein Cholesterin mehr benötigen oder aufnehmen können. Ist dies dauerhaft der Fall, kommt es zur Ansammlung von LDL-Cholesterin im Blut und zu Ablagerungen an den Blutgefäßwänden (den sogenannten atherosklerotischen Plaques). Diese Ablagerungen können aufplatzen, der Körper reagiert darauf mit einem Blutgerinnsel und der Blutdurchfluss wird blockiert. Passiert das in der Nähe des Herzens oder des Gehirns kommt es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, passiert es in den Beinen, wird das Laufen schmerzhaft, weil die Durchblutung gestört ist.
Das LDL-Cholesterin ist eine der entscheidenden Ursachen für Atherosklerose (früher auch als Arterienverkalkung bezeichnet) und ihre Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, koronare Herzerkrankung, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen in den Beinen. Bei der Kampagne ‚Offenbach & Langen auf Ziel‘ steht zunächst die Hochrisikogruppe der Herzinfarkt-Patient*innen im Fokus. Ziel soll aber natürlich sein, den LDL-Cholesterinwert aller Betroffenen mit entsprechenden Erkrankungen zu senken. Dazu zählen Patient*innen mit Schlaganfall, der Schaufensterkrankheit sowie langjährig an Diabetes Erkrankte und Patient*innen mit höhergradig eingeschränkter Nierenfunktion. Außerdem wollen die Ärzt*innen im Netzwerk künftig noch früher ansetzen und den LDL-Cholesterin-Spiegel bei möglichst vielen ihrer Patientinnen und Patienten regelmäßig kontrollieren, um athero-sklerotische Erkrankungen gar nicht erst entstehen zu lassen.
(Text: PM LPR)