Jugendamt des Hochtaunuskreises sucht dringend neue Pflegefamilien

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(Symbolfoto: Denise Husted auf Pixabay)

Das Jugendamt des Hochtaunuskreises sucht dringend neue Pflegefamilien für Kinder, die nicht in ihren Herkunftsfamilien leben können. Antje van der Heide, Sozialdezernentin des Hochtaunuskreises, betont: „Die Zahl der Kinder, die in Pflegefamilien untergebracht werden sollten, steigt beständig. Damit steigt auch der Bedarf an Pflegefamilien, die kurzfristig oder langfristig ein Pflegekind aufnehmen können.“ Pflegefamilien kommen immer dann zum Einsatz, wenn Kinder vom Jugendamt in Obhut genommen werden müssen.

Gründe für eine solche Entscheidung des Jugendamtes gibt es viele. Dazu gehören Gewalt in der Familie, Gewalt gegen das Kind, akute Suchterkrankungen oder psychische Erkrankungen der Eltern, Verwahrlosung oder Vernachlässigung des Kindes. Fast immer ist auch eine stark eingeschränkte Erziehungsfähigkeit der Eltern ausschlaggebend. „Für diese schwierige und herausfordernde, aber auch schöne Arbeit ist es enorm wichtig, neue Pflegeeltern zu finden, die Kindern in Not helfen und ihnen ein geschütztes Zuhause geben wollen“, so Antje van der Heide.

Im Hochtaunuskreis leben aktuell etwa 80 Pflegekinder unterschiedlichen Alters in rund 65 Pflegefamilien. Zusätzlich gibt es sechs Bereitschaftspflegefamilien. Grundsätzlich gibt es drei Formen von Pflegefamilien: Bereitschaftspflegefamilien, die Kinder kurzfristig in akuten Notsituationen aufnehmen, Kurzzeit- und Dauerpflegefamilien.

So geht die Qualifizierung

Paare und Personen, die sich für die Aufgabe einer Pflegeelternschaft interessieren, werden vom Pflegekinderdienst des Jugendamtes qualifiziert. Die potenziellen Pflegeeltern unterziehen sich dabei einer Eignungsüberprüfung in mehreren Einzelgesprächen und werden mehrfach zu Hause besucht. Alle Bewerberinnen und Bewerber nehmen an einem Pflegeelternseminar teil (zwei ganze Samstage, vier Abendveranstaltungen und einen Online-Informationsabend). Der Kurs wird von den Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes und einer externen Psychologin geleitet. Die Themen, mit denen sich die zukünftigen Pflegeeltern beschäftigen, sind unter anderem die Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie, ihrer Motivation, ein Kind aufzunehmen, das Bindungsverhalten von Kindern, die Situationen der Herkunftsfamilien und der Umgang mit Verhaltensproblemen der Kinder. Dazu kommen rechtliche, strukturelle und finanzielle Aspekte der Pflegeelternschaft.

Nach dem Abschluss des Seminars gibt es ein Auswertungsgespräch und die Anerkennung als Pflegeelternbewerber – wenn eine Eignung vorliegt. Grundsätzlich gilt, dass Eltern für ein Kind gesucht werden und nicht umgekehrt.

Pflegeeltern sollten Raum für ein Kind haben, also ihm in der Regel ein Zimmer zur Verfügung stellen können. Sie müssen finanziell abgesichert sein und die Fähigkeit haben, sich und ihr Handeln in der Erziehung zu reflektieren. Ganz wichtig: Sie sollten ausreichend Zeit für das Kind mitbringen. Meist bedeutet das, dass ein Elternteil für eine gewisse Zeit zu Hause bleibt. Eltern können sich diese Aufgabe auch teilen. Sie haben Anspruch auf Elternzeit. Um die Kosten für die jungen Menschen abzusichern, haben Pflegefamilien Anrecht auf eine altersgestaffelte Betreuungspauschale sowie eine Vergütung in Form einer Erziehungspauschale. Des Weiteren fallen ein Teil des Kindergeldes, steuerliche Vergünstigungen, ein Beitrag zur Altersvorsorge und Unfallversicherung sowie Ansprüche auf einmalige Beihilfen und Zuschüsse an.

Kind und Pflegeeltern werden engmaschig vom Pflegekinderdienst des Hochtaunuskreises begleitet, vor allem während der ersten Zeit des Kindes in der neuen Familie. Auch danach bekommen die Familien kontinuierliche Unterstützung. Zwei- bis dreimal im Jahr werden zusätzlich thematische Elternabende oder Tagesseminare angeboten.

(Text: PM Hochtaunuskreis)