Tag gegen den Schlaganfall: 70 Prozent der Schlaganfälle sind vermeidbar

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Dr. Karl-Heinz Henn, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Sana Klinikum Offenbach. (Foto: Sana Klinikum Offenbach)

Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer plötzlichen Beeinträchtigung der Blutversorgung im Gehirn. Das kann entweder durch einen Gefäßverschluss oder eine Gehirnblutung verursacht werden. Viele Schlaganfälle wären durch das eigene Verhalten vermeidbar. Jeder hat das Risiko zu einem großen Teil selbst in der Hand.

Jedes Jahr erleiden rund 200.000 Menschen in Deutschland erstmalig einen Schlaganfall. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Trotz des medizinischen Fortschritts nimmt die absolute Zahl der Patienten aufgrund der immer älter werdenden Gesellschaft weltweit zu. Patienten, die einen Schlaganfall überleben, leiden oftmals unter Einschränkungen, die die Lebensqualität mindern. Etwa sieben Prozent der Betroffenen sterben im Laufe der ersten 30 Tage.

Dr. Karl-Heinz Henn, Chefarzt der Neurologischen Klinik am Sana Klinikum Offenbach, erklärt die Folgen: „Ein Schlaganfall kann zu sehr unterschiedlichen Einschränkungen führen. Je nachdem welcher Gehirnbereich betroffen ist, leiden die Patienten teilweise unter schweren Behinderungen und benötigen oftmals pflegerische Unterstützung. Dabei ließen sich durch Prävention viele Schlaganfälle verhindern.“ Mit einer Veränderung des Lebensstils lässt sich die Gefäßgesundheit positiv beeinflussen und somit das Risiko für einen Schlaganfall reduzieren.

Blutdruck regelmäßig kontrollieren

Ein zu hoher Blutdruck, Experten sprechen von arterieller Hypertonie, kann langfristig zu irreparablen Gefäßschäden führen und lebenswichtige Organe wie Gehirn, Herz, Nieren und Augen beeinträchtigen. Mehr als die Hälfte aller Männer zwischen 65 und 69 Jahren in Deutschland hat zu hohe Blutdruckwerte. Bei den über 80-Jährigen sind es sogar bis zu 80 Prozent. Besonders gefährlich ist, dass ein zu hoher Blutdruck oftmals ohne Symptome verläuft und somit unbemerkt bleibt.

Karl-Heinz Henn erklärt: „Es ist wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren – auch wenn man sich gesund fühlt. Nach den aktuellen Leitlinien der europäischen Gesellschaft für Kardiologie gelten bereits Werte von 120 bis 139 zu 70 bis 89 mmHg als erhöht. Ab Werten von 140/90 mmHg oder darüber liegt eine Hypertonie vor, die behandelt werden sollte.“

Sind die Werte über mehrere Messungen hinweg konstant zu hoch, ist eine Langzeitmessung über 24 Stunden sinnvoll. Ein zu hoher Blutdruck lässt sich durch einen gesunden Lebensstil vermeiden, kontrollieren oder senken. Außerdem kann er mit Medikamenten behandelt werden.

Zuckerkrankheit vermeiden oder gut einstellen

Zu Beginn spüren Menschen mit Diabetes keine Beschwerden. Daher wird die Zuckerkrankheit ähnlich wie ein zu hoher Blutdruck oft erst spät entdeckt. Betroffene sind deshalb besonders schlaganfallgefährdet, weil die hohen Blutzuckerwerte langfristig die Gefäßwände angreifen und das Entstehen von Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) beschleunigen.

Karl-Heinz Henn erklärt, warum das problematisch ist: „Die Ablagerungen können zum Beispiel die Halsschlagadern so stark verengen, dass nicht mehr genug Blut ins Gehirn gelangt. Außerdem können sich Teile der Ablagerungen lösen und mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt werden, wo sie ein kleineres Gehirngefäß verstopfen. Beides kann zu einem Schlaganfall führen.“

Runter vom Sofa: Bewegung gegen Schlaganfall

Bewegung ist unsere Wunderpille gegen zahlreiche chronische Erkrankungen. Unser Herz-Kreislaufsystem braucht regelmäßige Belastungsreize. Wer körperliche Aktivität in den Alltag einbaut, kann jeden Tag etwas für die Prävention eines Schlaganfalls tun.
Wir sollten unser Herz-Kreislaufsystem 150 bis 300 Minuten pro Woche in Schwung bringen. Die Intensität kann bei dieser Zeitspanne moderat sein. Alternativ sind auch 75 bis 150 Minuten pro Woche mit hoher Intensität oder eine Kombination daraus möglich. Zudem sind Kraftübungen für alle großen Muskelgruppen zu empfehlen – am besten an mindestens zwei Tagen pro Woche.

Nikotin- und Alkoholkonsum reduzieren

Nikotin und Alkohol verengen die Gefäße und beschleunigen die Herzfrequenz. Nikotin macht außerdem das Blut dickflüssiger. Wie man es auch dreht und wendet: Nikotin und Alkohol sind immer ungesund und erhöhen das Schlaganfallrisiko. Daher sollten beide Suchtmittel am besten vermieden oder wenigstens auf ein Minimum reduziert werden.

Übergewicht in den Griff kriegen

Ein paar Kilos zu viel sind kein Problem. Starkes Übergewicht allerdings schon. Es beeinflusst sowohl den Blutzucker als auch den Blutdruck und stellt somit ebenfalls ein Risiko für Schlaganfälle dar. Eine internationale Expertenkommission stellte kürzlich einen neuen Ansatz zur Diagnose der Adipositas vor. Neben dem Body Mass Index (BMI) sind weitere Kriterien zu berücksichtigen, dazu gehören Taillenumfang und die Bestimmung des Körperfettanteils. Zudem müssen Symptome und Beschwerden berücksichtigt werden. Unter klinischer Adipositas verstehen Experten eine chronische Erkrankung mit Funktionsstörungen der Organe, die alleine auf die Adipositas zurückgehen. Bei einer präklinischen Adipositas liegt zwar ein Gesundheitsrisiko durch überschüssiges Körperfett vor, aber keine damit verbundenen Erkrankungen. Je eher ein sich abzeichnendes Gewichtsproblem erkannt wird, desto besser lassen sich durch Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie positive Effekte bewirken.

(Text: PM Sana Klinikum Offenbach)