Offenbach: Technische Sanierung im Büsing-Palais endet im Herbst

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Das Hauptgebäude des Büsing-Palais bleibt noch bis zum Herbst eine Baustelle – der Innenhof kann aber fürs Mainuferfest genutzt werden. (Foto: georg-foto, offenbach)

Brandschutz-Arbeiten final mit Denkmalamt abgestimmt

Offenbachs „Gute Stube“, das Büsing-Palais in der Herrnstraße 82, wird aktuell brandschutztechnisch saniert und erhält dabei auch eine komplett neue Lüftungstechnik und Wasserversorgung. Seit Anfang April sind die letzten offenen Punkte mit dem Denkmalamt abgestimmt – damit ist eine Nutzung des Gebäudes aller Voraussicht nach ab Herbst 2025 möglich. Das wahre Ausmaß der Arbeiten konnte erst im laufenden Betrieb erkennbar werden, weshalb die technische Sanierung länger dauert als geplant. Für städtische Feste wie das Mainuferfest Mitte Juni darf der Innenhof bereits genutzt werden.

Städtische Feste finden ohne Einschränkungen statt

„Das Büsing-Palais zählt zu den eindrucksvollsten Gebäuden unserer Stadt. Deshalb ist der Erhalt dieses Kulturdenkmals, natürlich unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes, für Offenbach eine ganz besondere Verpflichtung“, betont Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „Viele Bürgerinnen und Bürger haben zu dem Stadtpalais auch eine persönliche Verbindung, sie sind hier getraut worden – wie auch meine Frau und ich – sie haben Familienfeste gefeiert oder Veranstaltungen besucht.“ Da die Arbeiten nicht bei laufendem Betrieb möglich sind, steht das Hauptgebäude seit Herbst 2023 nicht mehr für Trauungen, Feiern und Tagungen sowie für Kulturveranstaltungen zur Verfügung. Bis die Sanierung beendet ist, finden Eheschließungen im nahe gelegenen Bernardbau statt. „Zumindest nach derzeitigem Stand steht dem Mainuferfest am 14./15. Juni und auch dem Lichterfest mit dem Auftritt des Capitol Symphonie Orchesters am 9. August buchstäblich nichts im Wege“, so der OB.

Viele Maßnahmen für schnellere Evakuierung

Bei einem Rundgang unter fachkundiger Leitung zeigt sich im April das Ausmaß der Arbeiten im Büring-Palais. Alle Decken im Gebäude wurden geöffnet, die Elektroverkabelung erneuert und die Wasserleitungen komplett ausgetauscht. Um die Stuckelemente und den Kronleuchter im Foyer vor den Arbeiten zu schützen, installierten die Verantwortlichen einen Holztunnel. Wie am Eingang des Trausaals wurden die allermeisten Türen ausgetauscht: Nun sind sie im Ernstfall rauchdicht, halten den Flammen stand und schließen sich teilweise automatisch. Die Türen sind möglichst nah am Original aus den 1980er-Jahren gestaltet, mitsamt der Kassetten- oder Glasfelder und deren Profilierung – nur der Farbton der neuen massiven Eichentüren variiert ein wenig. Auch der Eingriff in die Decke des Foyers erschließt sich erst auf den zweiten Blick: Um die Verrauchung der Fluchtwege aus dem Jacques-Offenbach-Saal zu verhindern, gibt es dort nun einen Rauchschutzvorhang, der im Brandfall aus einer schmalen Schiene herabfährt. Bis auf diesen „Spalt“ blieb die originale Deckengestaltung mit einem Raster aus Messingrohren erhalten.

Budget-Rahmen wird eingehalten

„Unser Ziel ist es, die Sanierung in dem historischen Gebäude so zu vollziehen, dass es später niemandem auffällt“, sagt Alexandra Ihls, Projektleiterin bei der Stadtwerketochter OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH, die sich im Auftrag der Stadt um die technische Sanierung des Gebäudes kümmert. Wie dafür beispielsweise die Abluftöffnungen der Spülluftanlagen genau gestaltet sein könnten, hat das Planungsteam jüngst mit dem Denkmalamt abgestimmt: „Da galt es mehrere Abstimmungsrunden zu drehen.“ Zur Verzögerung der Arbeiten haben vor allem Mängel am Gebäude beigetragen, die erst bei Öffnung der Bauteile ans Licht kamen: „Die Baustruktur hat uns zum Teil schon überrascht“, so die Projektleiterin. Erfreulich ist, dass das Projekt weiterhin im Budgetrahmen von rund 8,63 Millionen Euro liegt. Das 1775 errichtete Herrenhaus der Fabrikanten Bernard und d‘Orville befindet sich seit 1920 im Besitz der Stadt und wurde bis Anfang der 1980er-Jahre nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut. Bei der Sanierung arbeitet die OPG eng mit dem Amt für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften als Bauherrenvertreterin zusammen. Im Mittelpunkt der Arbeiten steht der Brandschutz, der nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprach. Neben den beschriebenen Maßnahmen zur sichereren Evakuierung schützen nun rund 120 zusätzliche, meist hinter dezenten Klappen versteckte Rauchmelder das Palais und seine Gäste. Die Feuerwehr kann künftig im Alarmfall relevante Fenster und Türen automatisch öffnen.

Neue Lüftungstechnik senkt Energieverbrauch

Um in dem Gebäude eine höhere Energieeffizienz zu erreichen, lässt das Stadtwerke-Unternehmen auch die Lüftungstechnik und die Trink- und Löschwasserversorgung erneuern. „Wir tauschen die zentralen Geräte der Lüftungsanlagen aus und können damit den Energieverbrauch um bis zu 70 Prozent senken“, erläutert OPG-Projektleiterin Ihls. Die Anlage sei für alle Etagen ganz neu konzeptioniert worden und laufe nun mit reiner Frischluft, was viel hygienischer ist: „Bisher wurde die vorhandene Luft nur innerhalb des Raumes umgewälzt.“ Dafür räumte das Team unter anderem die alte Technik komplett aus dem Dachgeschoss und beförderte sie mit einem Schrägaufzug nach unten in den Innenhof. Das dafür erforderliche Gerüst ist zwischenzeitlich abgebaut, die moderne Anlage ist fertig und wesentlich übersichtlicher als ihre Vorgängerin. Die Neuauslegung des Trinkwassernetzes soll den Energiebedarf ebenfalls deutlich verringern: Dafür wird das Warmwasser nun nicht mehr zentral erwärmt, sondern direkt am Verbrauchsort. Vorher wurde das Wasser durch das gesamte Gebäude geleitet. Die neue Leitungskonzeption entspricht auch den Ansprüchen an eine moderne, hygienische Trinkwasserversorgung. Im Zuge der Umbauten werden auch die Sanitäranlagen im Untergeschoss erneuert und danach barrierefrei zur Verfügung stehen: „Bei den Sanitäranlagen wird die Modernisierung schon deutlich zu sehen sein, wobei wir die ursprünglichen Naturfarben an den Wänden übernommen haben“, berichtet Alexandra Ihls. Die Anrichte-Küche im Keller erhält eine bedarfsgerechte Aufteilung und neue, angepasste Geräte. Nicht nur sie dient dem benachbarten Sheraton-Hotel: Das 4-Sterne-Haus hat das Palais von der Stadt Offenbach gepachtet, betreibt dort ein Kongress- und Tagungszentrum und vermietet die Räume für Veranstaltungen – auch regelmäßig an die Stadt.

Während der Bauarbeiten läuft der Kulturbetrieb im Klingspor-Museum und im Bücherturm der Stadtbibliothek in den beiden Seitenflügeln weitestgehend ungestört.

Zur Historie des Büsing-Palais

1775/76 bauten die Schnupftabakfabrikanten Bernard und d´Orville vermutlich nach den Plänen des Architekten Johann Caspar Nicks ein Herrenhaus an der Herrnstraße 80 bis 84. Dort richteten sie ihre Wohnungen sowie Lager- und Fabrikationsräume für ihr expandierendes Unternehmen ein. Den Namen „Büsing-Palais“ erhielt das Gebäude erst 1921, als die Stadt es zum Rathaus umfunktionierte und den Park für die Allgemeinheit öffnete. Der Hamburger Kaufmann Adolf Büsing, ein Nachkomme der Familie d´Orville, hatte das Grundstück samt Parkanlage 1890 erworben und das Herrenhaus in einen neobarocken Stadtpalais umbauen lassen. 1943 wurde das Gebäude im Krieg zerstört. Nach dem Wiederaufbau ab 1952 wurden in den Seitenflügeln die Stadtbücherei und das Klingspor-Museum untergebracht. Der 1984 fertiggestellte Kopfbau wurde in den modernen Sheraton-Hotelkomplex einbezogen. Bis heute nutzt die Stadt das Hauptgebäude des repräsentativen Palais für Veranstaltungen und festliche Anlässe.

(Text: PM Stadt Offenbach)