Handys, Apps und Co. sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Auch im Leben vieler Eltern spielen diese Dinge eine zentrale Rolle und können sie von Interaktionen mit dem Kind ablenken. Unter dem Motto „Sprich mit mir!“ fand kürzlich der Fachtag der „Frühen Hilfen“ des Jugendamtes des Kreises Bergstraße statt. Im Zentrum standen dabei die Auswirkungen von intensivem Medienverhalten von Bezugspersonen auf die frühkindliche Entwicklung – insbesondere auf die emotionale und sprachliche. Rund 60 Personen, die mit Familien oder Kindern im Alter von Null bis drei Jahren arbeiten (darunter Familienhebammen, Gesundheitsfachkräfte der Frühen Hilfen, Tagespflegepersonen, Mitarbeitende von Kitas und aus Frühförderzentren, von ambulanten Hilfen und betreuten Familienwohnformen) nahmen an der Veranstaltung teil.
Man sieht sie beim Spaziergang, im Bus oder auf dem Spielplatz: Erwachsene, die ihre Umgebung kaum wahrnehmen und stattdessen auf ein Display schauen. Das Fatale: Auch Menschen, die mit Kindern unterwegs sind, schenken den kleinen Begleitern zunehmend weniger Aufmerksamkeit und sind durch Technik abgelenkt. Das heißt auch: Sie stellen weniger Blickkontakt mit Kindern her und treten weniger mit ihnen in Interaktion. Sie sprechen weniger mit den Jungen und Mädchen, nehmen ihre Bedürfnisse weniger wahr, sind ihnen weniger nah. Smartphone und Tablet drängen die direkte, persönliche Interaktion mit Kindern oft in den Hintergrund. Die permanente Erreichbarkeit und digitale Ablenkung sorgen dafür, dass der Blick öfter auf das Display als auf das Kind fällt. Das hat gravierende Folgen. Studien belegen, dass hohe elterliche Smartphone-Nutzung in Zusammenhang mit auffälligem kindlichen Verhalten und Schlaf- und Essstörungen im späteren (Kindes-)Alter steht. Auch die Sprachentwicklung findet nur verzögert und zum Teil unvollständig statt.
Warum ist das so? In den ersten Lebensjahren eines Kindes werden die grundlegenden Bausteine für seine Entwicklung gelegt. Kommunikation beginnt dabei nicht erst mit gesprochenen Worten, sondern schon mit Blickkontakt, Mimik und Gestik – all das ist essenziell für eine gesunde Entwicklung. Bleibt dies alles aus, lernen die Jungen und Mädchen weniger schnell und weniger gut sprechen. Ein Kind entwickelt sein „Ich“-Bewusstsein zudem nur durch den Austausch mit anderen, durch das gemeinsame Erleben und Teilen von Gefühlszuständen, Interessen an Gegenständen und Erfahrungen. Damit ist eine sichere Bindung zu den engsten Bezugspersonen essenziell für eine positive emotionale und geistige Entwicklung. Auch diese wird nur durch intensive Interaktionen aufgebaut.
Was tun? Ein erster wichtiger Schritt ist es, sich bewusst zu machen, wie viel Aufmerksamkeit das Smartphone im Vergleich zum eigenen Kind erhält. Viele Eltern (aber auch andere Bezugspersonen) sind überrascht, wenn sie ihr eigenes Verhalten reflektieren – und reagieren oft sofort, wenn ihnen bewusst wird, wie stark sich digitale Gewohnheiten eingeschlichen haben. Die Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin des Kreises Bergstraße, Angelika Beckenbach, die allen Akteuren und Teilnehmenden des Fachtages für ihr Engagement im Sinne der Bergsträßer Familien dankte, betont: „Säuglinge und Kleinkinder brauchen die Nähe der Bezugspersonen, Ansprache und auch Blickkontakt. Das ist unter anderem unersetzlich, um eine enge Bindung und das Urvertrauen aufzubauen, aber auch entscheidend für die Sprachentwicklung.“ Sie appelliert: „Handy bewusst beiseitelegen und sich ohne Ablenkung mit dem Wertvollsten beschäftigen, das uns das Leben schenkt: unseren Kindern! Insbesondere in den ersten Lebensjahren.“
(Text: PM Kreis Bergstraße)