Die Eurobike als Zukunftslabor für Mobilität und Markt

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Media Kick-Off Pressekonferenz (v.l.): Stefan Reisinger, CEO fairnamic GmbH, Tilman Sobek, CEO absolutGPS, Wasilis von Rauch, CEO Zukunft Fahrrad, Jenn Dice, President and CEO People for Bikes, und Burkhard Stork, CEO ZIV - Die Fahrradindustrie. (Foto: Veranstalter)

Am heutigen 24. Juni läutete der Media Kick-Off offiziell die Messewoche der Eurobike ein. Bereits am Vortag der Eröffnung bringt die weltweit wichtigste Plattform der Fahrrad- und Ecomobility-Branche Vertreterinnen und Vertreter aus Industrie, Politik, Wissenschaft und Medien zusammen. In diesem Jahr stand der Auftakt ganz im Zeichen der strategischen Transformation – der Messe selbst, aber auch der gesamten Branche als Rückgrat einer neuen Mobilitätskultur. Die Branchenverbände Zukunft Fahrrad, der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV), sowie der US-Branchenverband People For Bikes präsentieren exklusive Marktdaten und das Zukunftspotenzial im Bereich Radtourismus wurde besprochen.


Eine Messe im Wandel – mit klarer Haltung

Den Auftakt bildete Stefan Reisinger, Geschäftsführer der veranstaltenden fairnamic GmbH. In seiner Keynote betonte er die wachsende Verantwortung der Eurobike als internationale Leitmesse für nachhaltige Mobilität, aber eben auch die tradierte Funktion für die Sports & Performance Community. Die Rolle der Eurobike, die in diesem Jahr mehr als 1500 ausstellende Unternehmen aus über 60 Nationen in Frankfurt versammelt, geht längst über klassische Produktschau hinaus – sie fungiert als Brückenbauerin zwischen Fahrrad- und Mobilitätsindustrie, Politik und Zivilgesellschaft. Besonders betonte der Messemacher den Schulterschluss zwischen sportlicher Performance-Kultur und urbaner Alltagsmobilität: „Die Eurobike spiegelt nicht nur den Markt, mit unser neuen Messekonzeption gestalten wir ihn auch in Zukunft weiter – für bestehende und neue Zielgruppen. Sie eröffnet Räume, in denen Marktlogiken mit gesellschaftlicher Verantwortung zusammenfinden.“ Ziel sei es, Akteur*innen aus unterschiedlichen Sphären zusammenzubringen und maßgeschneiderte Impulse für eine resiliente und zukunftsfähige Mobilitätskultur zu geben.

Gemeinsam weiter – das Branchengespräch

Im anschließenden Panel diskutierten Vertreterinnen und Vertreter führender Dachverbände – Burkhard Stork (ZIV – Die Fahrradindustrie), Wasilis von Rauch (Zukunft Fahrrad) und Jenn Dice vom US-Verband People For Bikes die strukturellen Herausforderungen und Chancen der Fahrradwirtschaft.

Der ZIV rechnet auch für das laufende Jahr noch mit einer angespannten Lage für Hersteller- und Handelsunternehmen von Fahrrädern und E-Bikes, Fahrradteilen und Fahrradzubehör. „Wir bleiben auf Kurs hin zu einer Normalisierung im Fahrradmarkt. Ab 2026 sehen wir Licht am Ende des Tunnels und damit deutliche Anzeichen für ein Ende der schwierigen Phase”, sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

Die Themen: breit und hochrelevant. Reshoring und die Rückverlagerung von Produktionsstätten als strategische Option. Dienstradleasing als Wachstumsfeld. Die betriebliche Mobilität als strategischer Hebel für Unternehmen. Und immer wieder die Frage: Wie schaffen wir den Sprung von der Nische in den Mainstream?

„Trotz Preisdruck und Umsatzrückgang 2024 zeigt die Fahrradwirtschaft ihre Widerstandskraft: Die Beschäftigung bleibt nahezu stabil, Leasing-Anbieter steigerten ihre Mitarbeiterzahlen sogar. Besonders das Dienstradleasing und der Gebrauchtmarkt sind zukunftsfähige Wachstumsfelder. Das Preisniveau von Diensträdern liegt weiterhin deutlich über dem des Gesamtmarkts – das macht das Leasing zu einem zentralen Stabilitätsfaktor für die ganze Branche. Für weiteres Wachstum brauchen wir moderne Infrastruktur und eine konsequente Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans“, so Wasilis von Rauch, Geschäftsführer Zukunft Fahrrad.

Die Diskussion zeigte auch: Die Branche steht bereit – doch der politische und gesellschaftliche Rahmen muss mitziehen. Es braucht stabile Förderstrukturen, mutige Stadt- und Regionalentwicklung und einen Mentalitätswandel, der das Fahrrad als ernstzunehmenden Teil einer modernen Mobilität versteht – nicht als Option für wenige, sondern als Lösung für viele.

„Jetzt ist es an der Zeit, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten, um das Fahrradfahren weltweit zu fördern. Auf der Eurobike bringen wir die neuesten Daten aus dem US-Markt und rufen internationale Partner auf, bei den großen Themen zusammenzuarbeiten”, erklärt Jenn Dice, Präsidentin und CEO von People For Bikes. „Von Handel und Produktion bis hin zu Partizipation und öffentlicher Politik – die Zukunft des Fahrradsports hängt von mutigen Maßnahmen, gemeinsamem Wissen und einer vereinten globalen Anstrengung ab.“

Daten, die bewegen – Radtourismus als Wirtschaftsfaktor

Ein zentrales Thema des Media Kick-Off war auch die Vorstellung erster Ergebnisse aus der Grundlagenstudie Radtourismus durch Tilman Sobek. Die Untersuchung liefert eindrucksvolle Zahlen zur volkswirtschaftlichen Relevanz des Radreisemarkts – und sie zeigt: Der Tourismus mit dem Rad ist weit mehr als ein Nischensegment.

„Der Fahrradtourismus boomt – ob für Tagestrips oder mehrtägige Entdeckungsreisen. Immer mehr Regionen entwickeln nachhaltige Angebote, die Natur- und Kulturerlebnisse verbinden und sowohl Freizeitradler als auch sportlich Ambitionierte ansprechen“, sagt Tilman Sobek, der die Grundlagenuntersuchung Radtourismus gemeinsam mit dwif und DTV verantwortet. Die vorgestellten Daten belegen, wie eng Fahrradwirtschaft, Tourismus, Infrastruktur und regionale Entwicklung verzahnt sind. Der Impuls war nicht nur ein analytischer, sondern auch ein programmatischer: Mit gezielten Investitionen in radfreundliche Infrastruktur, Angebotsentwicklung und Mobilitätsverknüpfung lassen sich Effekte für Arbeitsmarkt, Klima und Standortattraktivität erzielen – gerade im ländlichen Raum.

Zum Abschluss des Eurobike Media Kick-Off präsentierten junge und etablierte Marken innovative Produktneuheiten. Besonders im Fokus: ein Rad des estnischen Herstellers Ampler, das über einen USB-C-Anschluss geladen werden kann – ein kleines Detail, das Großes verspricht: Standardisierung, Vereinfachung und Nutzerfreundlichkeit. Es sind genau solche Lösungen, die die Radbranche weiterbringen – weil sie auf Bedürfnisse reagieren und neue Maßstäbe setzen.

Fazit

Der Media Kick-Off 2025 war mehr als eine Presseveranstaltung. Er war ein Spiegelbild eines sich wandelnden Ökosystems – und ein Ausblick auf das, was die kommenden Messetage bestimmen wird: neue Narrative, veränderte Rollenbilder, ein wachsendes Bewusstsein für die systemische Kraft des Fahrrads. Die Eurobike zeigt sich einmal mehr als Ort des Austauschs, der Kooperation – und der gemeinsamen Gestaltung einer Zukunft, in der Mobilität menschengerechter, umweltfreundlicher und vielseitiger ist.

Weitere Informationen

Die 33. Eurobike findet von Mittwoch, 25. bis Sonntag, 29. Juni auf dem Gelände der Messe Frankfurt statt. Auf die drei, dem internationalen Fachpublikum vorbehaltenen Auftakttage (25. – 27. Juni), folgt am 28. und 29. Juni das Publikumswochenende. Weitere Informationen unter: www.eurobike.com.

(Text: PM Veranstalter)