CDU Münster nominiert eigenen Kandidaten und entzieht Amtsinhaber Joachim Schledt die Unterstützung
Die CDU Münster bläst zur Attacke auf den Chefsessel im Rathaus: Am gestrigen Donnerstagabend nominierte der Gemeindeverband auf einer Versammlung im Feuerwehrhaus seinen Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl 2026: Marcus Milligan. Den Wahltermin hatte die Gemeindevertretung ein paar Tage zuvor für den 15. März festgelegt, womit die Abstimmung über den Münsterer Verwaltungschef mit den nächsten Hessischen Kommunalwahlen (und vielleicht auch den Bürgerentscheid zu den Lärmschutz-Wänden an der Bahn) zusammenfällt. Nicht nur deshalb dürfte es eine brisante Personenwahl mit hoher Beteiligung werden: Schließlich will die Union im parteilosen Joachim Schledt nächstes Jahr eben jenen Mann von der Verwaltungsspitze stürzen, den sie 2020 noch unterstützt und für den sie auf einen eigenen Bewerber verzichtet hatte.
Schledt hat bereits Anfang des Jahres kundgetan, für eine zweite Amtszeit kandidieren zu wollen. In der CDU reifte nicht erst seither die Entscheidung, seit 2014 (Udo Beutler, der gegen SPD-Bewerber Gerald Frank verlor) erstmals wieder eine eigene Spitzenkraft ins Bürgermeister-Rennen zu schicken. Bis 2014 hatten die Christdemokraten über Jahrzehnte den Verwaltungschef gestellt, letztmals in Person von Walter Blank. Zwölf Jahre später soll mit Marcus Milligan wieder ein „Schwarzer“ ins Rathaus einziehen.
Dies wäre mit einem Generationenwechsel verbunden: Milligan, der den Familiennamen seiner Frau trägt und ursprünglich Marcus Agnes heißt, ist mit 36 rund 20 Jahre jünger als Schledt. Kommunalpolitische Erfahrung hat der dreifache Familienvater trotzdem schon viel: 2009 trat der im Dieburger St.-Rochus-Krankenhaus Geborene und in Münster Aufgewachsene in die örtliche CDU ein, für die er 2011 in die Gemeindevertretung nachrückte. Dort leitete Milligan später den Haupt- und Finanzausschuss, arbeitete auch im Sozialausschuss mit. Seit 2021 ist er Vorsitzender der Gemeindevertretung und damit der Münsterer Parlamentschef, der die Sitzungen leitet. Dem Vorstand des CDU-Gemeindeverbands gehört er seit 2013 an und führt ihn seit 2017 als Vorsitzender.
Sein Geld verdient Milligan im Transaktions-Management der Kreditanstalt für Wiederaufbau, wo er auch sein Duales Studium absolvierte. „Ich habe eine Affinität zu Zahlen“, sagt er, der gleichzeitig „ein breites Interesse an politischen Themen“ habe. Trotz recht jungen Alters bringe er „14 Jahre kommunalpolitische Erfahrung“ mit. Die Historie bestimmter Münsterer Belange kenne er damit „besser als der Bürgermeister“.
Im Vergleich mit Schledt sieht sich Milligan auch aus anderen Gründen als bessere Alternative: „Ich wohne im Ort, sogar gegenüber vom Rathaus“, sagt er. Er habe gemerkt, dass das „von vielen Bürgern als ganz andere Verpflichtung wahrgenommen wird, als wenn man das Amt nur als Job begreift und nach Feierabend nicht mehr da ist“, spielt Milligan auf Schledts Wohnort Eberstadt an. „Es ist wichtig, vor Ort zu sein!“, stellt er heraus. Auch sei ihm „aufgefallen, dass Joachim Schledt auf Veranstaltungen in Münster immer allein unterwegs ist. Bei mir ist fast immer die Familie dabei.“
In der Nominierungsversammlung am gestrigen Donnerstag war Marcus Milligan der einzige (von JU-Chef Tim Volkert vorgeschlagene) Kandidat. In geheimer Wahl vereinte er 17 der 20 abgegebenen Stimmen auf sich. „Das sind 85 Prozent Zustimmung, mein Ziel waren über 80. Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, mit dem wir gestärkt in den Wahlkampf gehen können.“
(Text: jedö)