Stadtentwässerung Frankfurt schließt naturnahen Umbau des Sossenheimer Wehrs ab

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Anbindung des Grill’schen Altarms mit Brücke und Fischtreppe. (Foto: Stefan Coop Studio)

Ende Juli hat die Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) die Wege und Brücken am Sossenheimer Wehr fertig gestellt und konnte damit den naturnahen Umbau des Wehres abschließen. In und am Wasser kann sich nun eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen entwickeln.


Der für die SEF zuständige Dezernent für Mobilität, Wolfgang Siefert, sagt: „Ich freue mich sehr, dass die Arbeiten nun abgeschlossen sind. Vom Umbau des Sossenheimer Wehrs profitieren alle: Die Tiere und Pflanzen, denen der natürliche Flusslauf zugutekommt. Kommunen der Rhein-Main-Region, indem das Niddaufer nun als zusätzliche Retentionsfläche bei Hochwasser fungiert. Und die Frankfurter:innen, die in einem immer attraktiveren Naherholungsgebiet auf komfortablen Brücken und einem sicheren Radweg unterwegs sind.“

„Hier geht es um Lebensqualität für Natur und Mensch“, sagt Andreas Hickmann, Technischer Betriebsleiter der SEF, und meint damit die Verbesserung für Tiere und Pflanzen im und am Wasser, aber auch für die Menschen, die am Fluss Erholung suchen. Karsten Jost, kaufmännischer Betriebsleiter der SEF, ergänzt: „Als SEF tragen wir Sorge für die umweltschützende Ableitung und Reinigung des Abwassers und zugleich für die naturnahe Entwicklung und Unterhaltung der Gewässer im Stadtgebiet Frankfurts“. Beim Umbau des Sossenheimer Wehres gehe es insbesondere um die ökologische Qualität der Nidda, also eine differenzierte Gewässerstruktur und die biologische Vielfalt, die sich darin entfalten kann. „Ökologische Vielfalt ist Lebensqualität“, bringt es die zuständige Projektleiterin der SEF, Heike Popp, auf den Punkt.

Neue Wege für Fische und Menschen

In den vergangenen zwei Jahren gestaltete die SEF auf rund 700 Metern Länge die kanalisierte Nidda zu einem dynamisch fließenden Gewässer um. Das alte Sossenheimer Wehr, ein Betonbauwerk mit zwei beweglichen Klappen aus Stahl, wurde abgebaut. An seiner Stelle lenkt nun ein fast siebzig Meter langes Streichwehr, also eine in Fließrichtung erbaute Schwelle, einen Teil des ankommenden Wassers in den Grill’schen Altarm, der wieder mit der Nidda verbunden ist. In den Altarmen Kellereck und Waldspitze wurden die Mönchbauwerke, die den Ablauf regulieren, erneuert, um den Wasserstand gewährleisten zu können. Zwei neue Fischtreppen in der Nidda und im Grill´schem Altarm ermöglichen wandernden Fischarten auch bei Niedrigwasser den Auf- oder Abstieg.

Für Menschen, die hier spazieren gehen oder Rad fahren, hat die SEF drei neue Brücken hergestellt. Damit sich Radfahrerinnen und -fahrer bei der Unterquerung der Autobahn nicht mehr ducken müssen, wurde in diesem Bereich der Radweg tiefer gelegt. Mit der abschließenden Asphaltierung der Wege ist nun der letzte Schritt der Baumaßnahme getan. Lediglich zur Pflanzzeit im Herbst werden noch einige Pflanzen in den Boden gebracht und die Fläche, die zur Brückenmontage genutzt wurde, wieder aufgeforstet.

Erhöhung der Artenvielfalt

Zentrales Ziel des naturnahen Umbaus ist der Schutz der Nidda als Ökosystem und die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit. Die Wasserbauingenieurinnen der SEF schufen deshalb unterschiedliche Gewässerzonen und -strukturen, tiefere und flachere Bereiche, in denen das Wasser schneller oder auch ruhiger fließen kann. So entstehen verschiedene Lebensräume für eine Vielzahl an Fischen und Insekten, Pflanzen, Algen und anderen, teils mikroskopisch kleinen Lebewesen. Zugleich mussten Strömung und Verlauf des Wassers bei Hochwasser wie bei Niedrigwasser und der Erhalt des Grundwasserstandes berücksichtigt werden.

Die Ausführung folgt einem fachlich fundierten Konzept. So ist beispielsweise die Anordnung von Steinpackungen und größeren Steinen nicht willkürlich, sondern hat eine klare Funktion. „Sie regulieren kleinräumig die Strömungsgeschwindigkeit und dürfen deshalb nicht verändert werden“, erklärt die Wasserbauingenieurin Popp. An der nördlichen Uferseite der Nidda hingegen seien extra Sitzsteine platziert worden. An diesen Flachwasserzonen können interessierte Menschen der Natur ganz nah sein und mit etwas Glück die Jungfische beobachten.

Wertschätzend verhalten am Wasser

Rechtlicher Hintergrund des Projektes ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Sie fordert, Gewässer als Ökosysteme zu schützen und nicht nur einen guten chemischen, sondern auch einen guten ökologischen Zustand herbeizuführen. Die Voraussetzungen dafür hat die SEF mit dem naturnahen Umbau geschaffen. Dass sich am Sossenheimer Wehr nun ein gesundes Ökosystem entwickeln kann, liege nicht zuletzt an den Bürgerinnen und Bürgern, bemerkt Hickmann und bittet deshalb um ein wertschätzendes Verhalten gegenüber der Natur. Weder solle im Fluss gegrillt, noch die Steine verschoben oder Müll hinterlassen werden. Insbesondere in die Fischaufstiegsanlagen sollten keine Steine geworfen werden, denn diese blockierten den Weg für die Fische, erklärt Hickmann: „Das ist dann, als würden Sie eine Treppe hinaufsteigen und plötzlich fehlen 2 bis 4 Stufen – sie kommen nicht weiter.“

(Text: PM SEF)