Rödermark Letzter beim ADFC-Fahrradklima-Test

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„Achtung! Gefährliche Straßenüberquerung“ steht im wumboR-Radweg-Flyer. Auch Winfried Fischer und Christian Beers vom Vorstand des ADFC-Ortsverbands sehen den Übergang zwischen BSC- und Viktoria-Sportgelände über die B486 kritisch. (Foto: PS)

Rödermark (PS) – Unerfreulich waren die kürzlich veröffentlichen Ergebnisse des ADFC-Fahrradklima-Tests 2024 für Rödermark. Von Obertshausen hat man in der Wertung des Kreises Offenbach den letzten Platz übernommen. Für die Vertreter des örtlichen ADFC besteht nicht erst wegen der „Roten Laterne“ Handlungsbedarf.


Nach Angaben der Initiatoren ist der ADFC-Fahrradklima-Test die größte Umfrage zur Zufriedenheit von Radfahrenden in den Städten und Gemeinden in Deutschland. 81 Teilnehmer machten in Rödermark mit. Die Stadt kam in der Umfrage lediglich auf eine Durchschnittsnote von 4,26 und fiel vom fünften auf den zehnten und letzten Platz zurück. 2022, beim vorherigen ADFC-Fahrradklima-Test war es noch ein Schnitt von 3,85. Bei den anderen Kommunen im Kreis gab es dagegen im Schnitt leicht verbesserte Noten. Platz eins ging an Heusenstamm und Dietzenbach, die jeweils eine 3,49 erreichten.

Nirgends verbessert, aber oft deutlich verschlechtert

Zumindest in der Deutlichkeit habe ihn das schlechte Ergebnis überrascht, sagt Christian Beers vom Vorstand des ADFC-Ortsverbands. Besonders kritisch wurde von den Umfrageteilnehmern unter anderem die zu geringe Falschparkkontrolle auf Radwegen, das Angebot öffentlicher Fahrräder und Fahrradverleih sowie das Thema „Ampelschaltungen für Radfahrer“ gesehen. 27 Rubriken gab es insgesamt. „Wir haben uns nirgendwo verbessert, stattdessen in den meisten Fällen verschlechtert. Zum Teil deutlich. Das ist schon erschreckend und ein Alarmsignal“, meint Beers, der kritische Worte findet. „Die Leute haben nicht das Gefühl, dass die Stadt irgendwas tut.“ Vielmehr werde sich bei Zuständigkeitsfragen oft hinter Hessen Mobil versteckt. Da würde es von Seiten der Stadt oft heißen, dass einem wegen der Straßenbaubehörde die Hände gebunden seien. „Aber die Gemeinden um uns herum, die können was machen. Dabei haben die auch Hessen Mobil“, so Beers bei einer kleinen Tour zu für Radfahrer aus ADFC-Sicht besonders kritischen Stellen im Stadtgebiet.

Erster Halt ist die Kreuzung vor dem Badehaus. „Da sind Radfahrer einfach nicht vorgesehen“, fasst Beers die aktuelle Situation aus seiner Sicht zusammen. Sein Vorstandskollege Winfried Fischer macht den Testfahrer. „Dort ist erst noch ein kleiner Fahrradstreifen“, beschreibt Beers das Szenario ein paar Meter vor der Kreuzung. „Jetzt endet der Fahrradstreifen und die Fahrbahn schwenkt nach innen rein. Das Fahrrad müsste sich jetzt eigentlich in Luft auflösen. Das ist extrem gefährlich und einfach eine ganz schlechte Verkehrsführung.“ Schutzstreifen für Radler würden an vielen Stellen fehlen oder seien, wie an der Badehaus-Kreuzung, nicht konsequent umgesetzt. Ähnliche Probleme gebe es an mehreren Kreuzungen in Rödermark, beispielsweise an der Kipferl-Kreuzung in Ober-Roden, dessen Bereich noch dazu ein hochfrequentierter Schulweg ist. Als positives Beispiel nennen die ADFC-Leute die kürzlich generalüberholten Straßen am Bahnübergang in Eppertshausen, wo unter anderem gut sichtbare Streifen für Radfahrer in die Fahrbahn eingearbeitet wurden. Das schlechte Umfrageergebnis für Rödermark könne möglicherweise dazu beitragen, dass sich etwas verbessert, hofft Christian Beers: „Es ist vielleicht ganz gut, dass mal so ein Impuls kommt.“

Ein paar wenige Pluspunkte zur Radsituation

Beim Weiterradeln über die recht enge Bahnhofstraße, bei dessen Sanierung vor ein paar Jahren sich der ADFC vergeblich einen Schutzstreifen für Radler wünschte, gibt es auf die Frage nach Positiven zumindest ein paar wenige Pluspunkte zur Radsituation in Rödermark. Vorstandsmitglied Winfried Fischer lobt, dass in der jüngeren Vergangenheit mehrere Einbahnstraßen im Stadtgebiet für Radfahrer auch in der Gegenrichtung geöffnet wurden. Eine kleine Verbesserung sei zudem, dass die Drängelgitter auf den Wegen vielerorts verbreitert wurden, so dass nun auch Lastenräder besser durchpassen. Positiv erwähnen die ADFC-Leute auch den neuen Übergang für Radler und Fußgänger auf der Kreisquerverbindung am verlängerten Eulerweg in Waldacker. Im Fahrradklima-Test hatte Rödermark in den Rübriken „Fahhrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln“ und „Radfahren für Alt und Jung“ seine Stärken. Winfried Fischer bietet als ADFC-Tourenguide für Interessierte viele Radtouren an. „Da kriegt man schon die Stimmung mit“, so Fischer. Beim Zufriedenheitsgrad der Radfahrer ist noch deutlich Luft nach oben, das machte auch die Umfrage wieder deutlich. Als Positivbeispiel unter den europäischen Nachbarn gilt die Niederlande. „Das ist für Radfahrer das Paradies“, weiß Winfried Fischer auch aus eigenen Besuchen.

Doch zurück zu den heimischen Sorgen: Dort sieht der ADFC-Vorstand den Übergang zwischen BSC und Viktoria-Sportgelände über die B486, die in die Zuständigkeit von Hessen Mobil fällt, besonders kritisch. Dort müsse dringend etwas geschehen, sind sich Christian Beers und Winfried Fischer einig. Zumal dort auch der wumboR-Radweg entlang geht. „Die Autos kommen hier mit Highspeed an“, sind für Beers gefährliche Situationen keine Überraschung. Einen tödlichen Unfall habe es in diesem Bereich bereits gegeben. Möglicherweise könne eine Bedarfsampel die Situation entschärfen. Die Grafik „Achtung! Gefährliche Straßenüberquerung“ taucht beim wumboR-Radweg-Flyer auch bei der Überquerung der Straße in der Nähe des Umspannwerks hoch zur Bulau auf. Dies können die ADFC-Leute nur unterstreichen. Auch dort seien gefährliche Begegnungen zwischen Rad- und Autofahrern vorprogrammiert. Winfried Fischer berichtet aus Gesprächen mit Bürgern, dass die Überquerung am Rödermarkring im Bereich Jet-Tankstelle/Albert-Einstein-Stelle in Ober-Roden ebenfalls als gefährliche Stelle angesehen wird. Zumal es hier in der Nähe auch einen Kindergarten gibt.

(Text: PS)