Mit Autos zugeparkte Straßen werden immer enger, sodass der Verkehr nur noch schwer fließen kann. Oft steht das Auto sogar auf dem Gehweg. Dieses Bild kennt wohl jeder. Was früher oft toleriert wurde, wird heute deutlich kritischer gesehen: Gehwegparken behindert andere Menschen erheblich. Das wurde bei der Bürgerinformation zum neuen Parkraumkonzept für den Stadtteil Hausen deutlich. Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister, der mit der Bemerkung „Wer zuhause mit offenen Augen durch die Stadt geht, weiß, dass Parkraum für Autos ein sehr problematisches Situation ist“ gleich in das Thema des Abends einführte, schilderte der Stadtbrandinspektor die Schwierigkeiten, die sich daraus für die Freiwillige Feuerwehr ergeben.
Durchgehend steigende Anforderungen führen dazu, dass die durchschnittliche Tonnage der Einsatzfahrzeuge heute höher ist als früher und damit die Wagen auch größer. Nicht nur die oft fehlende Rettungsgasse auf Landstraßen und Autobahnen erschwere Einsätze, sondern auch die Durchfahrt in zugeparkten Straßen innerhalb der Ortschaft. Man habe mit der Stadtpolizei und einem Großfahrzeug testweise die Durchfahrt geprüft und festgestellt, dass oft kaum Platz bleibt. Gehweg und Vorbereiche vor Hausfassaden seien bei Menschenrettung, Türöffnungen, Brandbekämpfung und ähnlichen Maßnahmen Bereiche, in denen Gerätschaften abgelegt, Schläuche ausgebreitet oder Patienten abgesetzt werden müssen. „Am Ende finden wir den Weg, aber es kostet Zeit – und Zeit kann Hilfe verzögern, wenn sie dringend benötigt wird.”
Der Radverkehrsbeauftragte Rolf Herberg wies auf ein besonderes Problem hin: Seit einer Änderung im Jahr 2019 dürfen Kinder bis 10 Jahre Gehwege benutzen, und Erziehungsberechtigte dürfen mit dem Rad daneben mitfahren. Doch bei Gehwegbreiten von oft weniger als ein Metern ist das kaum möglich. Autos würden im Prinzip zu Stehzeugen, da sie den Großteil des Tages stehen und nur wenig bewegt würden. Die Anwohnerinnen und Anwohner sollten daher stärker dazu bewegt werden, Fahrzeuge auf dem eigenen Grundstück zu parken, so wie es in der Stellplatzverordnung vorgesehen ist.
Die ehrenamtliche Behindertenbeauftragte Silvia Acemi nannte weitere Probleme durch Gehwegparken: Fußgängerinnen und Fußgänger mit Rollatoren, Rollstühlen, Kinderwagen oder einfach nur normal zu Fuß hätten oft keine Freiheit mehr, sich auf dem Gehweg zu bewegen. Das führe dazu, dass sogar kurze Wege zu unüberwindbaren Hindernissen werden. Umwege würden dann oft sehr lang oder gefährlich, etwa wenn jemand mit dem Rollator ausweichen muss. Barrierefreiheit sei keine Kür, sondern Grundlage gleichberechtigter Teilhabe am öffentlichen Leben. Es wurde für ein Parkraumkonzept plädiert, dass die Schwächeren berücksichtigt und Gehwege freihält – Mobilität beginne vor der Haustür.
Wie das Parkraumkonzept in Hausen konkret aussehen soll, erläuterte ein Fachmann anhand ausgewählter Straßenbeispiele. Kernidee ist, dass nur noch wechselseitig auf markierten Parkflächen geparkt wird, und zwar ausschließlich auf der Straßenfläche. Durch wechselseitiges Parken solle verhindert werden, dass Straßen zu Rennbahnen werden – wie es oft bei einseitig geparkten Straßen zu beobachten ist. Grundlage ist die Breite der Gehwege und die notwendige Breite der Fahrbahnen. Der Gehweg soll 2,50 Meter breit sein, plus Abstand von 0,50 Meter zum Verkehr.
Die notwendige Straßenbreiten variieren je nach Verkehrsart, etwa zwei LKWs, oder LKW plus Pkw, und eine Seite mit parkenden Autos. Der vorhandene Parkraum wurde danach bemessen, wie viel tatsächlich vorhanden ist. Es wurde festgestellt, dass Hausen im Vergleich zu vielen Großstädten noch eine relativ komfortable Situation hat: Selbst bei maximaler Auslastung – abends oder nachts – seien nur rund 80 Prozent des möglichen Parkraums belegt. Bei dem neuen Konzept, das er anhand folgenden Beispiels erläuterte, bleibe in der Albert-Schweitzer-Straße statt 71 beidseitig geparkter Plätze nur noch 38 regelkonforme Plätze. Weniger Parkplätze bedeuten jedoch nicht weniger Komfort, sondern sollen Anwohner dazu anregen, vorhandene Stellplätze auf Grundstücken stärker zu nutzen.
Eine Bürgerfrage bezog sich darauf, dass Garagen oft für andere Zwecke genutzt würden. Ob die Stadt hier kontrollieren könne, wurde gefragt. Die Antwort: Dafür habe die Stadt keine direkte Möglichkeit. Bei missbräuchlicher Nutzung von Stellplätzen könnte höchstens der Kreis eingreifen, der solche Bauvorhaben genehmigt hat. Nach der Veranstaltung standen Bürgermeister Manuel Friedrich, Erster Stadtrat Möser, Markus Albert (stellvertretender Fachbereichsleiter Bürger, Ordnung und Verkehr), Silvia Acemi (ehrenamtliche Behindertenbeauftragte), Rolf Herberg (ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter), Thorsten Manus (Stadtbrandinspektor) für Fragen der Bürger zur Verfügung, was auch ausgiebig genutzt wurde.
(Text: ah)