Ab Samstag schaute er wieder in luftiger Höhe von der Alten Schule auf den Kerbplatz in Rembrücken – der Kerbborsch. Schon fertig im Sitz war er am Kerbbaum festgemacht, haben ihn Mitglieder der Alten-Herren-Mannschaft der Fußballabteilung des TV Rembrücken (TVR), begleitet von Mädchen und Jungen der drei großen Vereine TV Rembrücken, Tennisclub Rembrücken (TVR) und Feuerwehr, zur Alten Schule gebracht und mit Muskelschmalz aufgestellt. Unterstützt wurden sie dabei von der Feuerwehrkapelle Rodgau, die später dann auch die Gäste der Kerb musikalisch unterhielt, bis sie vom Alleinunterhalter Thomas Richter abgelöst wurden.
Es war nicht nur die 100. Kirchweih, sondern auch das Jubiläumsfest des TV Rembrücken, der 130 Jahre alt wurde und der 50+1 Geburtstag des Tennisclub (TCR) und entsprechend groß war dann auch die Zahl der Gäste an allen drei Tagen. Die Kerb wurde diesmal unter dem Motto „Ein Dorf hält zusammen“. Während des Tages hatte meisten hatte wohl das Kinderkarussell zu tun, das teilweise von den jüngsten Gästen förmlich gestürmt wurde.
Den Bieranstich wird Heusenstamms Bürgermeister Steffen Ball wohl nicht so schnell vergessen. Vielleicht wollte er in Rembrücken auf Nummer sicher gehen und hämmerte den Hahn kräftig in das Fass. Das war wohl dann des Guten zuviel. Erstens rutschte der Dichtring wohl zu tief ins Fass und das erste Bier strömte ungehemmt aus dem Spund und dann gab auch noch der Hammer seinen Geist auf und Steffen Ball hatte nur noch den Siel in der Hand. Aber mit einer Verzögerung saß dann der Hahn richtig und da Freibier konnte geordnet fließen.
Guter Besuch war auch dann am Montag zur Beerdigung der Kerb und der Kerbborschverbrennung. Die „Grabrede“ begann André Iseler, damit, dass er sich beklagte, dass er in diesem Jahr alleine diese Aufgabe erledigen sollte, da sein alter Kollege mit 90 Jahren schon in Frührente gegangen sei. Aber glücklicherweise konnte schnell Ersatz gefunden werden – der allseits bekannte Dr. Hartmut von Kienle und der legte gleich los: „Da werden die alten Rentner reaktiviert. Und da muss ich sagen, in Rheinland-Pfalz, da ist man da schon weiter. Die haben neben dem Homeoffice, das Homebüro, die Heimbestattung eingeführt. Und da kann man die Asche vom Opa direkt in die Blumenkaste ausschütten. Da brauchen wir keinen Bestatter.“
Beide spielten sich die Bälle zu: So habe der Kerbborsch, der bisher aus dem Hause Subtil kam, nun zwei Väter: Thilo Klabunde und Bernd Köster, was die Kerbborsch-Dynastie auf lange Zeit sichert. Aufs Korn genommen einiges: Rodgau und Hainhausen, natürlich Bürgermeister Steffen Ball und sein mehr als „gelungener“ Bieranstich, die farbliche Veränderung vom „Teo“, dem Glasfaserausbau oder auch Nicht-Ausbau („Vielleicht kommt jetzt statt Glasfaser Blechdosen mit Schnur“), die geschlossene Postfiliale im Haus der Begegnung und natürlich die Wiederbelebung der Heusenstammer Kerb erst glückte, als man sich Rembrücken als Vorbild nahm und die Kerb wieder an der Kirche St, Cäcilia feierte. Für André Iseler ein Moment des Trumpfes:“ Dann ist die Rembrücker Kerb eigentlich die Mutter der Heusenstammer Kerb!“.
Dann ließen beide die erfolgreichen Veranstaltungen des vergangen Jahrs Revue passieren: Das Kirchenjubiläum, die Lange Tafel, die Rembrücker Weintage, die es auch dieses Jahr wieder geben wird, das Johannisfeuer und den Tag der offenen Tür der Freiwilligen Feuerwehr Rembrücken, mit Besuch des „Fußballgottes“ Alex Meyer und das Kartoffelfest. Dann war es Zeit die Taschentücher rauszunehmen, um das letzte Stündlein des Kerbborschen zu betrauern, der inzwischen schon im Feuer sein „Leben“ aushauchte.
(Text: ah)