Sieben Wochen Vollsperrung der Mainstraße in Offenbach

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Darstellung der Umleitungsstrecken. (Grafik: Stadt Offenbach am Main)

Arbeiten am Kanal und Stromnetz

Die Fahrt mit dem Auto wird im Offenbacher Osten und in der Stadtmitte ab dem 29. September zur großen Geduldsprobe. Die Mainstraße muss im Abschnitt zwischen Friedhofstraße und Bürgel für sieben Wochen auf einer Länge von 200 Metern in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt werden. Die Arbeiten erfolgen auf Höhe des „Grünen Hauses“ und sollen bei planmäßigem Verlauf der Arbeiten bis 17. November abgeschlossen sein. Die Umleitung erfolgt über Arthur-Zitscher-Straße, Mühlheimer Straße und Kettelerstraße. Der Mainradweg ist von der Sperrung nicht betroffen und kann weiter genutzt werden. Über die Bauarbeiten und die Entwicklung des Innovationscampus, die damit im Zusammenhang steht, informiert die Stadt am 24. September, 19 Uhr, im Bürgerhaus Rumpenheim.


Grund für die Sperrung sind umfangreiche Arbeiten zum Anschluss des für die Offenbacher Bevölkerung enorm bedeutsamen Innovationscampus durch die Stadtwerke-Gesellschaft Innovationscampus Offenbach GmbH & Co. KG. Im Mittelpunkt stehen die an dieser Stelle relativ komplizierten Bauarbeiten für den Anschluss des Abwasserkanals. Die Baustelle wird zusätzlich genutzt, um parallel Wasserleitungen für den Zweckverband Wasserversorgung in Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) sowie Leerrohre für die Energienetze Offenbach GmbH (ENO) zum Ausbau des Offenbacher Stromnetzes zu verlegen.

Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke weiß um die sehr heftige und unangenehme Auswirkung auf den Auto- und den Busverkehr und äußert sich deshalb ausnahmsweise zu einer Baustelle. Er betont: „Die Sperrung wird für extrem viel Stau sorgen und daher natürlich auch für Frust bei Autofahrern und Busfahrgästen. Ich bin mir sicher, dass sich viele fragen werden: Warum macht man das überhaupt? Warum ist es eine Vollsperrung? Warum dauert es sieben Wochen? Wurde es zumindest ordentlich geplant?“

Zwei Dinge für Planung wichtig

Hierzu teilt OB Schwenke mit: „Für die Planung waren uns zwei Dinge wichtig: 1. Wenn irgendwie möglich, sollten auch Ferienzeiten für die Sperrung genutzt werden, da hier meist weniger Verkehr ist. 2. Möglichst viele Arbeiten sollten koordiniert werden, um mehrfache Sperrungen zu vermeiden, die eine nochmals erheblichere Behinderung bedeutet hätten.“ Tatsächlich gingen die Anträge für die drei Baumaßnahmen ursprünglich für unterschiedliche Zeitpunkte ein, so dass die Versorger diese Arbeiten unabhängig voneinander, also nacheinander und auch erst später in diesem Jahr durchgeführt hätten. „Jetzt ist es zumindest gelungen, drei Baumaßnahmen gleichzeitig durchzuführen und dafür auch die Herbstferien zu nutzen. Außerdem können wir etwas früher als ursprünglich geplant starten. Mir ist völlig klar, dass viele Pendlerinnen und Pendler, Familien, Pflegedienste und andere Betroffene nicht beliebig aufs Rad umsteigen können. Aber durch den früheren Zeitpunkt ist zumindest am Anfang für alle diejenigen, die einen Umstieg aufs Rad ermöglichen können, das Wetter noch etwas besser. Insofern wurde bei der Planung wirklich alles versucht, die negativen Auswirkungen ernst zu nehmen und zu beschränken.“

Die Dauer der Vollsperrung ist vor allem darin begründet, dass in offener Bauweise große Regenwasser- und Schmutzwasserkanäle in bis zu sechs Metern Tiefe unterhalb der Fahrbahn verlegt werden müssen. Der Schmutzwasserkanal wird dort an den städtischen Hauptkanal angeschlossen, der dort historisch bedingt sehr tief liegt. Das Regenwasser wird künftig in den Main eingeleitet. Um einen möglichen Rückstau des Mainwassers zu verhindern, wird auf dem Innovationscampus unter anderem ein Beton-Wehrturm mit drei Metern Durchmesser sogar rund acht Meter tief im Boden eingebracht. Dadurch entsteht – vereinfacht gesagt – eine Art gigantische Rückstauklappe, die mit weiteren Schächten und Leitungen in Verbindung steht.

Die ENO nutzt die Vollsperrung, um zeitgleich eine Lücke in ihrem neuen 110-kv-Ringnetz zum Ausbau des Stromnetzes zu schließen. Die Erweiterung der Kapazität des 110-kv-Ringnetzes ist nötig, damit das Stromnetz auf Dauer sowohl die Menschen als auch die Unternehmen in der Stadt mit ausreichend Strom versorgen kann. Während bei den Unternehmen insbesondere Rechenzentren großen Energiebedarf haben, die eine unmittelbare Folge der massiven Datennutzung auch der Bevölkerung sind, sind es bei den Privathaushalten der permanent wachsende Stromverbrauch, auch etwa durch Wärmepumpen oder Elektroautos. Auch der sinnvolle Zuwachs von Solarzellen auf Dächern erfordert eine Modernisierung des gesamten Netzes, damit die Stromversorgung jederzeit stabil bleibt.

„Weil die Baugrube aufgrund dieser Maßnahmen so außergewöhnlich tief ist und sehr große Baumaschinen zum Einsatz kommen, ist eine Vollsperrung leider unumgänglich, musste ich mich überzeugen lassen“, so Schwenke. Es sind aus Sicherheitsgründen entsprechende Absperrungen und Schutz gegen ein Einbrechen der Baugrube erforderlich. Deshalb ist es fachlich nicht möglich, die Sperrung nur auf eine Fahrbahn zu beschränken – die Mainstraße muss an dieser Stelle komplett umfahren werden. Die Umleitung wird über die Kettelerstraße und Mühlheimer Straße erfolgen, auf der in dieser Zeit dann mit großen Staus gerechnet werden muss. „Aufgrund dieser Situation haben wir als Stadt für die Zeit während der Sperrung der Mainstraße keine weiteren Baustellen auf der Umleitungsstrecke genehmigt“, sagt OB Schwenke mit Blick auf die zu erwartenden Verkehrsbehinderungen.

Infoveranstaltung zur Entwicklung des Innocampus und zu den Bauarbeiten

„Berechtigt ist natürlich die Frage, ob die Einschränkungen am Ende einem sinnvollen Ziel dienen. Denn immer wieder fragen Bürgerinnen und Bürger auch, was genau denn nun auf dem Innovationscampus passiert. Daher wird es am Mittwoch, 24. September, eine Informationsveranstaltung um 19 Uhr im Bürgerhaus Rumpenheim geben. Dort wird es selbstverständlich Raum für alle Fragen rund um die Vollsperrung geben.“ Auch OB Schwenke stellt sich dabei den Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Zum Einstieg werden Samson und BioSpring erstmals eine breite Öffentlichkeit über den Stand ihrer Projekte informieren. OB Schwenke wird auf einer Folie zeigen, wie der Innocampus am Ende aussieht. Auch die ENO wird für Fragen zum Ausbau ihres 110-kV-Netzes zur Verfügung stehen. Zusätzlich werden Flyer in den Stadtteilen Bürgel, Rumpenheim, An den Eichen, Im Eschig und Waldheim verteilt, deren Bewohnerinnen und Bewohner im Besonderen von der Sperrung betroffen sind.

Informationsveranstaltung zum Thema Chlor im Trinkwasser

Die Informationsveranstaltung findet am gleichen Abend statt wie die Informationsveranstaltung zum Thema Chlor im Trinkwasser mit Bürgermeisterin Sabine Groß. Dies war einerseits wegen der Sitzungswoche der Stadtverordnetenversammlung, andererseits wegen des Termins zur Sperrung ab 29. September sowie der Aktualität des Themas Chlor im Trinkwasser nicht mit einer sinnvollen Alternative zu vermeiden. Während die Bautätigkeiten von Samson und BioSpring für die gesamte Stadt interessant sind, betrifft das Chlor im Trinkwasser vor allem die westlichen Stadtgebiete, die Sperrung der Mainstraße vor allem die östlichen Stadtgebiete. Insofern richten sich beide Veranstaltungen schwerpunktmäßig an ein unterschiedliches Publikum.

Hintergrund zu den Erschließungsarbeiten für den Innovationscampus

Für den Innovationscampus ist eine vollständig neue Erschließung für Strom, Energie, Wärme, Wasser und Abwasser erforderlich, da diejenige Infrastruktur, die aus den Zeiten der früheren Chemieproduktion dort noch existiert, veraltet ist und den heutigen Anforderungen nicht mehr genügt. Auch der alte Kanal des ehemaligen Hoechst-Werkes passt nicht mehr zum heute bestehenden Kanalnetz – weshalb eine Nutzung des Innovationscampus ohne vollständige Erneuerung von Kanälen und Leitungen nicht möglich wäre. Das 36 Hektar große Gelände wird aktuell zu einem neuen attraktiven Standort für zukunftsorientierte Unternehmen entwickelt. Bereits in der Ansiedlung befinden sich dort die Unternehmen Samson und BioSpring. Mit ihnen kehren erstmals seit Jahrzehnten neue Industrie und teils hochqualifizierte Arbeitsplätze nach Offenbach zurück. Seit Anfang August 2025 arbeiten bereits die ersten Mitarbeitenden am neuen Standort von Samson und produzieren Stellungsregler „made in Offenbach“. Schritt für Schritt gehen immer weitere Teile des Werks von Samson in den Betrieb, bis im Jahr 2026 die vollständige Werkseröffnung folgt. Auch BioSpring hat zwischenzeitlich mit dem Bau seiner ersten Produktionsstätte begonnen.

„Wichtig für die Bevölkerung ist, dass die Rückkehr von Unternehmen kein Selbstzweck für irgendeine abstrakte ,Wirtschaft‘ ist. Wir können gleichermaßen froh wie stolz sein, dass wieder Unternehmen und Arbeitsplätze nach Offenbach kommen. Alle alteingesessenen Offenbacherinnen und Offenbacher wissen um die lange schwierige finanzielle Lage unserer Stadt. Dies hat an allen Ecken und Enden Auswirkungen auf das Leben der Menschen. Das wollen und müssen wir ändern. Das geht ausschließlich mit mehr Arbeitsplätzen und mehr Unternehmen“, sagt Oberbürgermeister Schwenke. Er erinnert daran, dass der Bau der S-Bahn, von dem jetzt seit Jahrzehnten die Bevölkerung profitiert, auch mit erheblichen Einschränkungen verbunden war. „Die Haltung nach dem Motto ,Ich habe ja nichts gegen mehr Arbeitsplätze, aber ich will davon bitte nichts mitbekommen‘ funktioniert im echten Leben nicht. So ehrlich muss man sein. Unser Ziel war und ist es, die Einschränkungen möglichst gering zu halten. Jetzt aber kommt eine besonders schwierige Phase der Erschließungsarbeiten“, so der OB.

Für die Entwicklung der öffentlichen Flächen des Innovationscampus, wozu auch der Bau der Kanäle zählt, haben Magistrat und Stadtverordnetenversammlung im März 2025 das Baurecht final rechtskräftig geschaffen. Die INNO Innovationscampus GmbH & Co. KG entwickelt und vermarktet das Gelände im Auftrag der Stadt Offenbach.

Nach der zum Teil schon im Endzustand, zum Teil noch mit Interimsmaßnahmen sichergestellten Versorgung der Grundstücke von Samson und BioSpring haben im August 2025 die finalen Erschließungsarbeiten auf den öffentlichen Flächen des Innovationscampus begonnen. Nach der Einrichtung einer Großbaustelle mit Büro- und Sanitärcontainern stehen ab Ende September als erstes die Kanalbau- und Leitungsarbeiten für Strom, Wasser und Abwasser an, die eine vorübergehende Vollsperrung der Mainstraße erforderlich machen. Auf die unterirdischen Maßnahmen folgen im Laufe des nächsten Jahres das Innovationsband, wie die neue Haupterschließungsachse entlang der Gewerbeflächen genannt wird, neue Radverbindungen und dann 2027 der verkehrliche Anschluss des Geländes an die Mühlheimer Straße. Dafür wird die bestehende Kreuzung von Mühlheimer Straße und Untere Grenzstraße ausgebaut. Hier wird es dann ein zweites und letztes Mal zu Einschränkungen für die Öffentlichkeit wegen des Innovationscampus kommen.

OB Schwenke beschreibt das Endergebnis aller Arbeiten: „Am Ende wird es nicht nur eine Maßnahme für Unternehmen sein. Das Gelände war über ein Jahrhundert komplett abgeriegelt. Wenn wir fertig sind, werden alle Offenbacherinnen und Offenbacher das Gebiet durch Straßen, Rad- und Gehwege sowie neue Plätze durchqueren können. Es wird der gesamten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und begrünt. Allein im Abschnitt Innovationsband sollen rund 140 Bäume gepflanzt werden – ein großer Unterschied zu früher, als die Fläche komplett versiegelt war.“

Die Fertigstellung der öffentlichen Erschließung inklusive des Zugangs zum Innovationsband für die Öffentlichkeit ist vom Generalunternehmer, sofern alles wie geplant verlaufen sollte, derzeit bis Ende 2027 zugesagt. Danach soll das Areal perspektivisch auch an weiteren Stellen wie etwa dem alten Park öffentlich zugänglich gemacht werden. Der Zeitplan dafür wird aber erst dann erarbeitet, wenn die derzeit priorisierte Erschließung voraussichtlich Ende 2027 abgeschlossen wurde.

Weitere Informationen finden sich auf www.offenbach.de/innovationscampus.

(Text: PM Stadt Offenbach)