Seit Anfang September ist Jens Antony für über 100 Pflegekräfte der Asklepios Psychiatrie Langen zuständig. Er möchte, dass seine Mitarbeiter sich wertgeschätzt fühlen und eigenständig entscheiden.
Die neue Stelle habe „einfach gepasst“, sagt Jens Antony. Anfang September hat er die Stelle des Pflegedirektors an der Asklepios Psychiatrie Langen übernommen. Gerade ist er dabei, das Haus intensiv kennenzulernen und sich in die neue Tätigkeit einzuarbeiten. Antony spricht von einer „herausfordernden Aufgabe“. Mehr als 100 Mitarbeiter sind an der Langener Psychiatrie in der Pflege tätig. Zu der Klinik mit 124 stationären Betten gehören auch zwei Tageskliniken mit insgesamt 43 Plätzen sowie das neue Behandlungsangebot der stationsäquivalenten Behandlung (Behandlung zuhause). Die eine Tagesklinik ist im Gebäude der Asklepios Psychiatrie Langen, die andere in Seligenstadt-Froschhausen zu finden. Zwei Psychiatrische Institutsambulanzen ebenfalls in Langen und Seligenstadt kommen hinzu. Nicht nur Menschen aus dem Kreis Offenbach, die an einer psychischen Erkrankung leiden, wissen die Angebote zu schätzen. Auch Patienten von weiter her suchen in der Langener Psychiatrie Hilfe.
Antony stammt aus der Nähe von Limburg und kann vielfältige Erfahrungen vorweisen, die er aus unterschiedlichen Perspektiven in der Pflege gesammelt hat. Nach dem Abitur absolvierte er eine dreijährige Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie von Vitos Weil-Lahn in Hadamar. Schon zuvor, während eines Schulpraktikums in der Eingliederungshilfe, hatte er mit Menschen zu tun, die an einer psychischen Erkrankung litten; so entstand eine „gewisse Affinität zur Psychiatrie“. Nach einer Station in der Psychiatrie der Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden kehrte er zu Vitos Weil-Lahn zurück und arbeitete im Akutbereich der Klinik für forensische Psychiatrie in Hadamar. Antony beschreibt dies als „interessante Erfahrung“. 2014 wechselte er zu dem privaten Träger in der Nähe von Hadamar, den er schon aus der Zeit seines Schulpraktikums kannte. Dort war er in der Wiedereingliederungshilfe für psychisch Kranke als Krankenpfleger und stellvertretender Einrichtungsleiter tätig. Gleichzeitig nahm er an einer zweijährigen Weiterbildung zum Heim- und Einrichtungsleiter teil.
Nach einer Tätigkeit an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Lahnstein, wo er als Bereichsleiter Psychiatrie und Mitglied des Pflegedirektorium wirkte, entschloss sich Antony, zur Stiftung Diakoniewerk Friedenswarte nach Bad Ems zu wechseln. Dort übernahm er die Heim- und Einrichtungsleitung des Altenpflegeheims Haus Hohe Lay in Nassau.
Psychiatrie, Forensik, Eingliederungshilfe und Altenpflege, dazu ambulante und stationäre Pflege: Die unterschiedlichen Erfahrungen, die er bei diesen Tätigkeitsgebieten gemacht habe, hätten ihm in seinem bisherigen Berufsleben sehr geholfen, sagt Antony. Für die Tätigkeit als Pflegedirektor der Asklepios Psychiatrie Langen ist er fachlich also breit aufgestellt. Doch auf diesen Kompetenzen wollte und will er sich nicht ausruhen: So schloss Antony nebenher ein berufsbegleitendes Studium der Fachrichtung Soziale Arbeit an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in Frankfurt erfolgreich mit dem Bachelor-Grad ab, ließ dem noch eine Fachweiterbildung zur staatlich anerkannten Pflegedienstleitung folgen und schrieb sich anschließend wiederum bei der FOM für ein berufsbegleitendes Studium der Fachrichtung Wirtschaft und Management ein, das er 2026 mit dem Master-Abschluss beenden will. Derzeit ist er dabei, die Master-Thesis anzufertigen. Er wolle „nicht stehenbleiben“ und sei froh, dass es diese berufsbegleitenden Bildungsgänge gebe, machte Antony deutlich. Bildung sei ihm „immer sehr wichtig“ gewesen. In der heutigen Zeit sei dies „ein essentieller Faktor“.
Sein Herz schlage für die Psychiatrie, und er fühle sich „sehr zum stationären Sektor hingezogen“, machte Antony deutlich. Als er das Angebot bekam, Pflegedirektor der Asklepios Psychiatrie Langen zu werden, musste er nicht lange überlegen. Was macht ein Pflegedirektor? Er verantworte den gesamten pflegerischen Bereich, sagt Antony. Dazu gehöre unter anderem etwa die konzeptionelle Weiterentwicklung, Ressourcenverantwortung, Qualitätssicherung und die Personalsteuerung des Pflegebereichs. Bis 2035 gehe ein Großteil der sogenannten „Baby-Boomer“ in Rente. Das betreffe auch das Pflegepersonal. Als Klinik müsse man sich dieser Herausforderung stellen. Die psychischen Erkrankungen rückten immer stärker in den Vordergrund. Auch bei den Pflegekräften steige die Gefahr, einen Burn-out zu bekommen. Antony beklagt eine „mangelnde Akzeptanz“ der Pflegeberufe in der Gesellschaft. Notwendig sei, das Berufsbild deutlich aufzuwerten. In der Asklepios Psychiatrie Langen werde schon viel dafür getan, die Mitarbeiter aus der Pflege einzubeziehen und ihre Wünsche und Anregungen zu verwirklichen. Ein Fachkräftemangel lässt sich in der Asklepios Psychiatrie Langen nicht feststellen, jedoch suche man natürlich ständig weitere Unterstützung: „Ein Krankenhaus, das nicht auf der Suche nach Pflege-Fachkräften ist, hat die Problematik noch nicht erkannt.“
Als Pflegedirektor sei er sowohl strategisch als auch operativ tätig, machte Antony deutlich. Er wolle auf jeden Fall „nahe an der Praxis sein, damit ich Dinge auch einordnen kann und damit meine Mitarbeiter einen Bezug zu mir haben“. Mit den Stationsleitungen, Bereichsleitungen und seinen Mitarbeitern sei er ständig im Gespräch; „meine Tür ist immer offen“. Auch der Kontakt zu den Patienten komme nicht zu kurz. In der Psychiatrie gelte es, eine Tagesstruktur für die Patienten zu schaffen, die medikamentöse Therapie sicherzustellen und engmaschig interdisziplinär mit den verschiedenen Berufsgruppen wie Ärzten, Pflegepersonal, Psychologen und Sozialarbeitern zusammenzuarbeiten. Große Bedeutung habe die Beziehungsarbeit: Wer kein Vertrauen zum Arzt oder zum Pflegepersonal habe, der öffne sich auch nicht und sei entsprechend schwierig zu behandeln.
Ihm sei sehr wichtig, dass seine Mitarbeiter gut qualifiziert seien, hob Antony hervor. Dies gelte auch für die vielen ausländischen Fachkräfte, ohne die es nicht gehe. Sie sollten sich an der Asklepios Psychiatrie Langen gut aufgehoben fühlen und dort gut integriert sein. Die Klinik solle ein Ort sein, „wo die Leute sagen, ich arbeite hier gerne, mir geht es gut und ich fühle mich wertgeschätzt“. Das müsse sich auch in einer niedrigen Krankenquote und einer geringen Fluktuation niederschlagen. Antony sagt, er wünsche sich, dass die Mitarbeiter eigenständig Entscheidungen träfen. Wenn dabei ein Fehler passiere, müssten die Mitarbeiter wissen, „man darf Fehler machen und darf daraus lernen, um es künftig besser zu machen.“
(Text: PM LPR)