Azubis helfen bei Sanierungsarbeiten an der Burg Hattstein

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Kim Müller und Finn Richter beim Fugenkratzer: Für einen Tag war die Burg Hattstein für die beiden Azubis des Hochtaunuskreises der Arbeitsplatz. (Foto: Hochtaunuskreis)

Die archäologischen Arbeiten an der Ruine Hattstein bei Schmitten sind in der dritten Runde. Bereits im Herbst des vergangenen und im März dieses Jahres war der Archäologe Dr. Joachim Zeune vom Institut für Burgenforschung mit seinem Team im Wald bei Schmitten im Einsatz. Die bisherigen Ergebnisse waren so umfangreich, dass der Naturpark Taunus und der Förderverein Kreisarchiv des Hochtaunuskreises beschlossen hatten, einen weiteren Termin anzusetzen.


Diesmal erhielt Dr. Zeune tatkräftige Unterstützung aus dem Landratsamt: Fünf Auszubildende packten für einen Tag auf dem Burggelände mit an. Sie trugen Eimer mit Mörtel, kratzten vorsichtig Fugen frei, damit diese neu verfugt werden konnten, und befreiten die Ruine von Bewuchs. Auch Landrat Ulrich Krebs legte selbst Hand an und arbeitete einige Stunden mit.

Diesmal nur Sicherung der Mauerreste

„Wir graben diesmal nicht“, erklärte Dr. Zeune, „sondern sichern die sichtbaren Mauerreste, damit sie nicht weiter verfallen.“ Dabei werden schadhafte Stellen ausgebessert, teils neu aufgemauert und anschließend verfugt – ganz wie vor 800 Jahren. Der damals verwendete Kalkmörtel sei deutlich haltbarer und schonender für die Bausubstanz als moderner Zement, erläuterte der Archäologe. Für die Auszubildenden hieß das zunächst: Mörtel schleppen, vom Platz unterhalb der Ruine, wo die Masse angerührt wurde, den steilen Weg hinauf zum Mauerwerk.

Die fünf Nachwuchskräfte hatten sich freiwillig gemeldet, um für einen Tag den Schreibtisch gegen die Arbeit im Freien zu tauschen. Auch wenn keiner von ihnen nun plant, die Verwaltungslaufbahn gegen eine archäologische Karriere einzutauschen – Spaß gemacht hat es trotzdem. „Es ist eine schöne Abwechslung“, lautete der einhellige Tenor. Im Berufsalltag sind die Auszubildenden etwa im Kommunalen Jobcenter, in der Kämmerei oder in den Hochtaunus-Kliniken tätig.

Arbeit abseits vom Büroalltag

Doch der Einsatz diente nicht nur der praktischen Unterstützung des Grabungsteams. Die jungen Mitarbeitenden sollten ganz bewusst eine Erfahrung machen, die mit dem Büroalltag wenig zu tun hat. „Wissenschaftliche Studien zeigen, dass ein solcher Tag abseits des gewohnten Arbeitsumfelds den Horizont erweitert, Kreativität und Flexibilität fördert und nicht zuletzt die Identifikation mit der Region stärkt, in der man beruflich tätig ist“, sagte Landrat Ulrich Krebs. All dies seien Eigenschaften, von denen auch der Hochtaunuskreis als Arbeitgeber profitiere.

Neben dem Landrat war auch Ralph Bibo vom Gemeindevorstand – in Vertretung von Schmittens Bürgermeisterin Julia Krügers – an die Grabungsstelle gekommen, um sich über den Fortschritt der Arbeiten zu informieren. „Für uns als Gemeinde ist es wichtig, möglichst viel über unsere Vergangenheit zu erfahren. Zwar ist die Ruine Hattstein urkundlich gut dokumentiert, doch über ihr tatsächliches Aussehen wissen wir bisher nur wenig. Wir hoffen daher, dass diese archäologischen Untersuchungen weitere Erkenntnisse bringen“, sagte er.

„Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das Gesamtbild am Ende zusammensetzt”

Auch Dr. Zeune und sein Team verfolgen dieses Ziel. „Die gesamte Burg können wir nicht ausgraben – viele Räume sind vollständig mit Schutt verfüllt, der das Mauerwerk heute stabilisiert. Würden wir ihn entfernen, bestünde Einsturzgefahr“, erklärte der Burgenforscher. Stattdessen wolle man den Grundriss der Anlage nachvollziehen und die Befunde in einen größeren Zusammenhang stellen. „Es wird spannend sein zu sehen, wie sich das Gesamtbild am Ende zusammensetzt.“

Die Burg Hattstein blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Ihre erste Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert; aus dieser Zeit stammt auch der Turm, dessen Mauern heute noch sichtbar sind. Er sei wohl vier bis fünf Stockwerke hoch gewesen und diente als Wohnturm, vermutet Dr. Zeune. Als das Adelsgeschlecht der Hattsteiner im 14. Jahrhundert verarmte, griff es zu Raubzügen. Als Folge davon wurde die Burg mehrfach belagert und zerstört. Aber unmittelbar nach jeder Zerstörung wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Erst im Jahr 1552 wurde die Burg Hattstein endgültig niedergelegt.

(Text: PM Hochtaunuskreis)