Am 18. September ist im Grzimekhaus des Frankfurter Zoos eine Madagaskar Riesenratte zur Welt gekommen. Was vielleicht nicht besonders spektakulär klingt, ist ein großer Erfolg für die Erhaltung der vom Aussterben bedrohten und sehr besonderen Säugetierart.
Ratten gibt es zuhauf. Mancherorts werden sie gar zur Plage und ihr Ruf ist nicht der beste. Aber Ratte ist nicht gleich Ratte. Auf der Insel Madagaskar – und nur dort – lebt zum Beispiel eine Art, die die meisten wohl weder optisch noch vom Verhalten her den Mäuseartigen überhaupt zuordnen würden: die Madagaskar Riesenratte (Hypogeomys antimena), auch Votsotsa genannt. Es handelt sich dabei um das größte Nagetier Madagaskars. Größe und Statur ähneln der von Kaninchen und die mitunter hüpfende Fortbewegung mithilfe der großen und kräftigen Hinterbeine erinnert gar entfernt an Kängurus.
Votsotsas pflegen überaus soziales Familienleben
Die nachtaktiven Votsotsas pflegen ein überaus soziales Familienleben. Sie gehen stabile und lebenslange Partnerschaften ein – eine Besonderheit, denn Monogamie ist nur von weniger als fünf Prozent der erforschten Säugetierarten bekannt. Um den Nachwuchs – in der Regel sind es ein oder zwei Jungtiere pro Wurf – wird sich hingebungsvoll und lange gekümmert. Auch die Männchen beteiligen sich an der Aufzucht, was ebenfalls bei Säugetieren ungewöhnlich ist.
Wer die Nager mit den sympathischen Eigenschaften gerne mal im Freiland sehen möchte, der hat ganz schlechte Karten, denn die Art steht vor allem durch den Verlust ihres Lebensraums am Rande der Ausrottung. Die Weltnaturschutz Union IUCN geht von nur etwa 5000 erwachsenen Tieren in ihrem letzten erhaltenen Verbreitungsgebiet, dem Kirindy-Wald im Westen Madagaskars, aus. Dem Verlust der Art stemmen sich Zoos weltweit entgegen, zwölf davon in Europa. Auch der Zoo Frankfurt beteiligt sich über das Internationalen Zuchtbuch (ISB) am Aufbau einer Reservepopulation für die Madagaskar Riesenratte.
Durch kontrollierte Nachzucht Erhalt der Tierart langfristig sichern
Solche Reservepopulationen bestehen aus genetisch vielfältigen und gesunden Tieren einer Art oder Unterart. Das Ziel ist es, durch kontrollierte Nachzucht die Erhaltung der Tierart langfristig zu sichern, insbesondere dann, wenn die natürlichen Lebensräume beeinträchtigt sind und die Wildpopulation bereits stark zurückgegangen oder ein Rückgang wahrscheinlich ist. Sollten sich die Lebensraumbedingungen bessern, können Tiere aus solchen Zoopopulationen im optimalen Fall wieder angesiedelt werden.
„Das Beispiel der Votsotsas zeigt, wie Zoos dabei helfen können, Tierarten zu erhalten. Dass wir in Frankfurt mit der erfolgreichen Zucht der Tiere einen ganz konkreten Beitrag dazu leisten können, freut mich sehr, ebenso wie die Tatsache, dass unsere Besucherinnen und Besucher bei uns die Gelegenheit haben, diese extrem seltenen Tiere zu sehen und etwas über ihre Lebensweise zu erfahren“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft.
„Das Geschlecht des Jungtiers, das mit seinen Eltern in einem Gehege im Dunkelbereich des Grzimekhauses lebt, kennen wir noch nicht. Wenn wir sehen, dass sich die Eltern gut um ihren Nachwuchs kümmern, gibt es für uns keinen Grund die Tiere in der ersten Zeit nach der Geburt zu stören“, erklärt Zookurator Dr. Johannes Köhler.
(Text: PM Zoo Frankfurt)