Für guten Zweck: Die Münsterer Christian Kern und Ferdinand Ries haben einen ungewöhnlichen Marathon gemeistert
Wanderfuchs versus Kernkraftwerk“: So haben Ferdinand Ries (37) und Christian Kern (34) augenzwinkernd ihre Challenge genannt, die sie vor ein paar Wochen im Gersprenzstadion durchgezogen haben. Dort liefen die beiden Münsterer einen Marathon – ohne spezielle Vorbereitung und für den guten Zweck. Die Aktion war schon die dritte in einer Reihe, deren Urheber in Lutz Roßkopf (28) ein weiterer Münsterer ist. Auch fürs kommende Jahr hat er sich bereits was überlegt.
Roßkopf erzählt, wie 2023 alles begann: „Mich hat zu später Stunde ein Kumpel angerufen, der gewettet hat, dass er ohne Training einen Marathon laufen kann.“ Womöglich sei bei der kecken Ansage das ein oder andere Bier im Spiel gewesen, mutmaßt Roßkopf lächelnd. Doch der Kumpel – der Eppertshäuser Jan Ewald – stand zu seinem Wort: „Wir haben für die Sache das Gersprenzstadion von der Gemeinde gemietet und Jan hat es in 7:10 Stunden durchgezogen“, so Roßkopf. Die 42,195 Kilometer, so die traditionelle Marathon-Distanz, entsprach auf der 400-Meter-Tartanbahn des Stadions fast genau 105 Runden. 30, 40 Leute feuerten Ewald dabei an, „und wir haben auf Spendenbasis Bier und Hotdogs ausgegeben“. Rund 700 Euro kamen dadurch zusammen; Roßkopf und Ewald spendeten das Geld anschließend an Amnesty International.
Nur einen Tag später war klar, dass die Sache keine einmalige bleiben würde. „Tags drauf kam Fabio Kempf zu mir und hat gewettet, dass er 2024 das Gleiche schafft“, sagt Roßkopf. Einmal mehr folgten den Worten Taten, „auch er hat dafür nicht trainiert und rund sieben Stunden gebraucht“. Zum Vergleich: Der offizielle Marathon-Weltrekord liegt bei zwei Stunden und 35 Sekunden. Der Durchschnitt der Finisherzeiten bei großen Marathonläufen wie in Berlin und Frankfurt changiert meist zwischen 4:15 und 4:30 Stunden. Freilich bei Athleten, die dafür in der Regel monate- bis jahrelang trainiert haben. Auch Kempfs Aktion erlöste 700 Euro, die im vergangenen Jahr an die Krebshilfe gingen. Wobei da bereits die Anmietung des Stadions durch die Münsterer KJG erfolgte und den Machern Fixkosten ersparte.
Etwas später war es ein Kneipenabend unter Freunden im „Minsdere Pilsstibbsche“, das den Weg zum bislang größten Münsterer Benefizmarathon ebnete: „Mit Lutz haben wir überlegt, ob wir das nicht noch mal mit bekannteren Leuten aus dem Ort machen könnten, damit noch mehr Zuschauer kommen“, berichtet Christian Kern. Einer der Lokalpromis war er selbst, denn als Fußballer der Alten Herren des SV Münster, Tänzer im Männerballett der DJK Münster und Mitorganisator der „Summer Begins Party“ bei der FSV Münster ist er in der Gersprenz-Gemeinde vielen ein Begriff. Ebenso wie Ferdinand Ries, der bei den Hinnergassebuwe musiziert und seit Januar Vorsitzender des Münsterer Kerbvereins ist.
Die Rechnung sollte aufgehen: Über mehr als fünf Stunden hinweg – Kern brauchte für den Marathon 5:17 Stunden, Ries 5:26 Stunden – waren zu jeder Zeit mindestens 50 Fans im Stadion. Die ersteigerten teils noch Sonderaufgaben: So liefen Kern und Ries manche Runde mit Kuhglocke und Alphorn. Zwei Sponsoren bezahlten Würstchen, Pizzen und Getränke, am Ende sprangen 2000 Euro heraus. Die teilte das Trio auf und spendete sie ans Diakonische Werk Main-Kinzig und an den Deutschen Alpenverein.
Nächstes Jahr geht es übrigens weiter: Am 27. Juni rennt Lutz Roßkopf die magische Strecke höchstpersönlich, und auch Jan Heckwolf dreht dann die 105 Runden im Gersprenzstadion.
(Text: jedö)