75 Jahre Messe Offenbach

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Aktuelles Bild der Messe Offenbach. (Foto: Messe Offenbach)

Von der Theaterausstellung zum internationalen Branchentreff

Wer hätte 1949 gedacht, dass aus einer improvisierten Verkaufsschau im Offenbacher Theater einmal ein internationales Messeereignis werden würde? Heute, 75 Jahre später, ist die Offenbacher Messe – am besten bekannt durch die Internationale Lederwarenmesse (ILM) – ein globaler Treffpunkt mitten im Rhein-Main-Gebiet.


„Die ILM hat Offenbach wie einst die hier produzierten Lederwaren weit über die Stadtgrenzen bekannt gemacht. Schon immer war die Offenbacher Messe nicht nur ein wesentlicher wirtschaftlicher Motor, sondern auch ein Teil der Identität Offenbachs“, sagt Oberbürgermeister und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Messe Offenbach, Dr. Felix Schwenke. „Die Messe zeigt, wie Offenbach sich entwickelt hat – von der Lederstadt zu einem vielseitigen und inzwischen auch wieder wachsenden Wirtschaftsstandort, der heute mehr denn je den Blick in die Zukunft richtet, aber seine Vergangenheit nicht vergisst.“

Vom Theaterfoyer zum Messezentrum

Messealltag 1949. (Foto: Stadtarchiv Offenbach)

Im Oktober 1949, als Deutschland noch mitten in den Nachkriegsjahren steckte, präsentierten 55 Aussteller ihre Lederwaren in den engen Kojen des Offenbacher Stadttheaters an der Goethestraße. Über dem Eingang hing ein Transparent mit der Aufschrift „Lederwarenindustrie und Marshallplan“. Bereits im Januar 1950 fand die „Erste Offenbacher Lederwarenfachmesse“ in einem Kino in der Offenbacher Innenstadt, den „Capitol-Lichtspielen“, statt. Schon damals stellten auch internationale Kunden ihre Waren aus. Die Messe wuchs so schnell, dass in den folgenden Jahren Theater, der nahe gelegene Sitzungssaal des Stadtparlaments, Turnhallen und die Werkkunstschule als Ausstellungsflächen dienten.

Die folgenden Jahrzehnte spiegelten den wirtschaftlichen Aufstieg und die Wandlungen der Branche. Die 1950er- und 1960er-Jahre brachten nicht nur dem Land, sondern auch der Lederwarenbranche einen deutlichen Aufschwung. Mit steigendem Wohlstand wuchs die Nachfrage nach Taschen und Koffern. Die Messe reagierte mit Neubauten und Erweiterungen: Halle 2 (1951), Halle 3 (1953) und eine Aufstockung der Halle 1 (1956). 1963 präsentierten sich bereits 414 Aussteller, darunter 79 internationale, auf 9.000 Quadratmetern.

Doch die Branche blieb nicht frei von Herausforderungen. In den 1970er-Jahren führte die Messe mit der „Intertrend“ einen weiteren jährlichen Termin ein, um auf den schnelleren Modewandel und kürzere Bestellungsfristen des Handels zu reagieren.

Die 1980er-Jahre wiederum brachten mit der Eröffnung der Halle 4 und 555 Ausstellern einen neuen Rekord, obwohl sie von wirtschaftlichen Höhen und Tiefen geprägt waren. Nach einem Aufschwung zu Beginn des Jahrzehnts erreichte die weltweite Rezession mit Verzögerung auch Deutschland und die Lederwarenbranche. Die Messe begann, sich stärker international auszurichten, um den Veränderungen in der globalen Wirtschaft Rechnung zu tragen. In den 1990er-Jahren folgte die weitere Öffnung in Richtung globaler Märkte. Amerikanische Firmen präsentierten sich erstmals 1990 auf einem Gemeinschaftsstand, später kamen Ausstellende aus dem wiedervereinigten Osten hinzu. 1995 feierte die Internationale Lederwarenmesse (ILM) bereits ihr 100. Jubiläum.

Heute: Einzigartige Plattform mit internationaler Strahlkraft

Die ILM ist heute die weltweit einzige Fachmesse, die sich konsequent auf Accessoires spezialisiert hat: Hier präsentieren Ausstellerinnen und Aussteller Handtaschen, Reisegepäck, Kleinlederwaren und Schulranzen. Mit rund 20.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche über vier Etagen bietet sie den führenden Branchentreff für Händlerinnen und Händler.

„Unsere Aussteller kommen Jahr für Jahr nach Offenbach, weil sie hier Geschäfte machen. Wir sind eine Ordermesse, also ein Marktplatz, auf dem aktiv Verträge geschlossen werden“, sagt Messe-Geschäftsführer Arnd Hinrich Kappe. „Dass wir die internationale Branche nach Offenbach holen, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis kluger strategischen Entscheidungen und harter Arbeit. Wir sind modischer als Mailand, international bestens vernetzt und haben eine Strahlkraft, die weit über die Region hinausreicht.“

Die Bedeutung der Messe Offenbach zeigt sich in der ganzen Stadt: Hotels und Restaurants profitieren von den Gästen, die Messe beflügelt den Wirtschaftsstandort Offenbach. Neben der erfolgreichen ILM haben sich weitere Formate etabliert: Von der Barefoot-Messe über Baumessen und Ausbildungsmessen bis hin zu Sport- und Kreativmessen. Auch Firmenevents gehören inzwischen zum Portfolio.

Klein, fokussiert, beweglich

Die Messe Offenbach setzt unterdessen auf kleinere, kuratierte Formate. Boutiqueartige Spezialmessen ersetzen inzwischen den Gigantismus der Vergangenheit. „Die Auswirkungen der Pandemie haben das Messegeschäft verändert. Heute geht es nicht mehr nur um Produktschauen, sondern immer mehr um den persönlichen Austausch und das Vernetzen der Teilnehmenden. Wir bieten inzwischen Kombinations-Veranstaltungen bestehend aus Vorträgen, Talks, Afterwork-Events und Diskussionsrunden an. Jeder Messetag folgt einem natürlichen Fluss“, so Messe-Geschäftsführer Kappe. Heutigen Kundinnen und Kunden geht es vermehrt um Begegnungen, nicht um das reine Abhaken von Terminen. „Die Messe Offenbach versteht sich heute als Convention: ein Ort, an dem Strategien besprochen, Produkte inszeniert und Innovationen diskutiert werden“, betont Kappe.

Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit

Auch gesellschaftliche Themen haben inzwischen ihren festen Platz. Zunehmend präsentieren Ausstellende nachhaltige Kollektionen beispielsweise aus Apfelresten, Ananasleder, Kork oder Fischhaut. „Immer mehr Kundinnen und Kunden wollen wissen, woher ihre Produkte kommen. Nachhaltigkeit ist längst kein Randthema mehr, sondern wird von unseren Ausstellenden aktiv aufgegriffen“, sagt Kappe.

Mit 14 festen Mitarbeitenden, zahlreichen freien Kräften und Dienstleistern bleibt die Messe flexibel. „Wir sind klein genug, um schnell zu reagieren, und groß genug, um internationale Bedeutung zu haben. Deshalb machen wir uns um die kommenden 75 Jahre keine Sorgen“, sagt Geschäftsführer Kappe abschließend.

Symbol für Beständigkeit im Wandel

Heute steht die Offenbacher Messe – wie auch der Wirtschaftsstandort Offenbach insgesamt – als Symbol für Anpassungsfähigkeit. Beide haben Wirtschaftswunder und Rezessionen, Modewellen und Strukturwandel überstanden und dabei stets neue Wege gefunden. „Trotz aller Veränderungen bleiben die Stärken des Standorts Offenbach konstant: die zentrale Lage in Europa, exzellente Verkehrsanbindungen und wettbewerbsfähige Kosten, eine wirtschaftsorientierte Verwaltung. Investitionen in die Infrastruktur, wie die Schaffung von 1.200 fußnahen Parkplätzen und die direkte S-Bahn-Verbindung zum Frankfurter Flughafen, unterstreichen die Zukunftsorientierung des Messestandorts“, sagt OB Schwenke. „Dass die Messe seit Jahrzehnten erfolgreich ist, zeigt: Offenbach ist ein Standort mit Geschichte, mit Gegenwart und vor allem auch mit Zukunft.“

(Text: PM Stadt Offenbach)