Vorarbeiten beginnen mit Baumfällungen
Ab kommenden Montag, 17. November, beginnen die Vorarbeiten in der Innenstadt für den letzten Abschnitt des Deichausbaus, der den Schutz der Offenbacherinnen und Offenbacher vor künftigem Hochwasser erhöhen wird. Damit die Hauptarbeiten im späten Frühjahr 2026 starten können, müssen rund 190 Bäume, davon ca. 120 auf dem Deichkronenweg, gefällt werden. Der Erhalt aller Bäume auf dem Deich ist aufgrund der umfassenden Baumaßnahme mit dem Einbau von Spundbohlen und Bauwerken zur Rückverankerung nicht möglich, da dies massive Eingriffe in den Wurzelbereich bedeutet. Viele der Bäume werden auch im Mainvorgelände östlich der Friedhofstraße gefällt, weil hier außer der Einbringung der Spundwand auch mehr Rückhaltefläche für Wasser aus dem Main (Retentionsraum) hergestellt werden muss.
„Dieser Schritt fällt uns äußerst schwer. Diese Bäume liegen uns Offenbacherinnen und Offenbachern sehr am Herzen, sie spenden Schatten und prägen das gewohnte Stadtbild entlang des 1,8 Kilometer langen Deichabschnitts. Wir haben jeden einzelnen Baum im Rahmen der Bauplanung unter die Lupe genommen und in langwierigen Prüfungen abgewogen, ob eine Fällung irgendwie vermieden werden kann. Das hat uns viel Zeit gekostet und die Maßnahme verzögert, aber das war es uns wert. Leider kommen wir an diesem drastischen Einschnitt nicht vorbei“, erläutert Paul-Gerhard Weiß, zuständiger Dezernent für Planen und Bauen.
„Da wir künftig den Hochwasserschutz über eine vorgelagerte Stahlwand sicherstellen, bin ich froh, dass wir nach der Baumaßnahme auf dem Deich sogar mehr Bäume als vorher pflanzen können. Aber ja: Erstmal wird das richtig schlimm aussehen und wir brauchen Geduld, bis die Bäume ihre volle Größe erreichen. Dennoch dürfen wir nicht vergessen: Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger vor künftigen Hochwassergefahren muss oberste Priorität haben und dafür müssen die jetzigen Bäume leider weichen“, erklärt Weiß weiter.
Die Fällungsarbeiten sind mit dem Amt für Umwelt und Klima abgestimmt. Sie erfolgen außerhalb der Brut- und Setzzeit von Vögeln und anderen Tieren und dauern etwa drei Wochen. Für Autofahrende auf der Mainstraße bedeuten die Arbeiten erneut Einschränkungen, jedoch nur abschnittsweise und vorübergehend. Die Fahrbahn verengt sich jeweils auf Höhe der Arbeiten auf eine Fahrspur. Eine Vollsperrung ist nicht erforderlich.
Hauptarbeiten starten im Frühjahr 2026
Wenn im späten Frühjahr 2026 die Hauptarbeiten am Deich beginnen, ist allerdings mit erheblichen Behinderungen zu rechnen. Dann wird die Mainstraße nach und nach für etwa zweieinhalb Jahre zur Großbaustelle. „Der Deichausbau ist ein langjähriges Vorhaben und fordert erneut starke Nerven bei den Bürgerinnen und Bürgern. Doch angesichts der steigenden Hochwassergefahren durch den Klimawandel ist der Ausbau dringend notwendig“, betont Weiß. Die Verkehrsregelung für das Großprojekt ist derzeit noch in der Abstimmung. Aktuell ist keine Vollsperrung der Mainstraße vorgesehen. „Dass der Verkehr fließen kann, ist uns ein großes Anliegen, da die Straße eine wichtige Hauptverkehrsader ist, vor allem für die Bürgerinnen und Bürger in Bürgel und Rumpenheim. Dennoch müssen sich alle auf deutliche Behinderungen mit Auswirkungen auf den gesamten Innenstadtbereich einstellen. Voraussichtlich wird in größeren Abschnitten nur eine Fahrspur zur Verfügung stehen. Auch der Radverkehr wird bei der Baulogistik berücksichtigt, mit dem Ziel, die Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Alle Details werden wir rechtzeitig bekanntgeben“, erläutert Weiß.
Der Ausbau des Maindeichs in der Innenstadt ist der letzte große Akt zur Stärkung des Hochwasserschutzes in Offenbach. Bereits vor vielen Jahren hat das Land Hessen den in seinem Besitz befindlichen Deichabschnitt im Stadtteil Bürgel und in großen Teilen Rumpenheims ertüchtigt. Ende 2024 folgte der Abschluss der Abschnitte in Rumpenheim, die in der Verantwortung der Stadt Offenbach liegen. Federführend kümmert sich das Amt für Planen und Bauen um die Planung und Umsetzung.
Hintergrund
Die Gesamtkosten des im Jahr 2019 von den Stadtverordneten beschlossenen Hochwasserschutzprojekts sind zwischenzeitlich auf 38,5 Millionen Euro angestiegen. Das Land Hessen fördert die Umsetzung aktuell mit 13 Millionen Euro. Seit dem Planfeststellungsbeschluss des Regierungspräsidiums Darmstadt sind die Projektkosten stark gestiegen. Die Gründe dafür liegen neben den allgemein stark gestiegenen Baukosten in umfangreichen Umplanungen, um einen Teil der Bäume erhalten und die Auswirkungen auf den Verkehr und das Leitungsnetz unterhalb der Mainstraße während der Bauarbeiten verringern zu können. Die Stadt hat deshalb bereits eine Erhöhung der Förderung beim Land beantragt.
Anlass für die Planung zum Deichausbau war ein Gutachten durch das Land, wonach der Offenbacher Maindeich nicht hoch genug ist, um künftige Hochwasser abhalten zu können, die statistisch gesehen alle 200 Jahre auftreten können. Dies entspricht einer Vorgabe, die die Stadt Offenbach vom Regierungspräsidium des Landes auferlegt bekommen hat. „Damit sind wir für künftige Hochwasser gut gewappnet. Das ist für alle in der Innenstadt lebenden Menschen existenziell wichtig, um ihr Hab und Gut, aber auch das eigene Leben zu schützen“, erläutert Weiß. Als Eigentümerin ist die Stadt Offenbach unterhaltspflichtig und verantwortlich für Erhalt und Sanierung beziehungsweise Ausbau. Die Deichabschnitte, die sich in dem Zuständigkeitsbereich der Stadt Offenbach befinden, haben eine Gesamtlänge von rund 2,6 Kilometer. Von der Carl-Ulrich-Brücke sind es bis zum Bereich Innenstadt 1.866 Meter, in Rumpenheim bis zum Schlosspark sind es 548 Meter und die restlichen166 Meter gehen bis zur Grenze Mühlheim.
2011 fand eine intensive Bürgerbeteiligung statt, bei der zahlreiche Anregungen und Wünsche bei der Planung aufgenommen wurden. „Wir nutzen die Baumaßnahme, um die Möglichkeiten zur Erholung und Aufenthaltsqualität für Spazierende, Radfahrende und Familien zu verbessern. Die Umsetzung am Maindeich verbindet Hochwasserschutz und Aufenthaltsqualität“, so Weiß.
(Text: PM Stadt Offenbach)


