Drei Chöre standen beim traditionellen Chorkonzert „Hausen singt“ auf der Bühne

5
Drei Chöre standen auf der Bühne, drei Nuancen des Chorgesangs, die gemeinsam ein eindrucksvolles Bild der Entwicklung eines Vereinslebens zeichneten: Vielstimmigkeit, Vielfalt, Begegnung. (Foto: ah)

Am ersten Sonntag im November öffnet das Bürgerhauses in Hausen die Türen für das traditionelle Chorkonzert „Hausen singt“. Drei Chöre standen auf der Bühne, drei Nuancen des Chorgesangs, die gemeinsam ein eindrucksvolles Bild der Entwicklung eines Vereinslebens zeichneten: Vielstimmigkeit, Vielfalt, Begegnung.


Der Abend begann mit dem You can! Chor 2000, geleitet von Peter Krausch. Ihre Programmelemente reichten von mitreißenden Pop- und Rocknummern bis hin zu klassischen Momenten, die das Publikum mitriss. Die Bandbreite spiegelte sich in einer gelungenen Mischung wider: Shut up and dance, bekannt von Walk the Moon, zog die Zuhörer sofort in den Bann. In der Bar zum Krokodil von den Comedian Harmonists bot eine Prise Humor und Retro-Charme. Something just like this von The Chainsmokers/Coldplay-Kollaboration zeigte, wie zeitgenössische Songs im Chorarrangement funktionieren. Feelslikeimfallinginlove von Coldplay und Royals von Lorde brachten moderne Popschlager in eine hörbar gereifte Chorkarriere. Take On Me von A-ha sowie Music von John Miles rundeten den Abend mit hymnischen Momenten ab. Die Chorleitung verstand es, die Stimmfarben so zu platzieren, dass jeder Song seine eigene Textur bekam, ohne die Homogenität des Ensembles zu gefährden.

Danach betrat Chor ´84 die Bühne, geleitet von Stella Dörner. Ihr Repertoire war geprägt von einer künstlerischen Gediegenheit, die dem Konzert eine spirituelle Breite verlieh. Jac-asa, ein rumänisches Volkslied, eröffnete die Folge mit geerdeter Wärme, während Nacht liegt auf den fremden Wegen von Fanny Hensel eine historische Tiefe hineinbrachte. Püha, das Sanctus aus der Estnischen Messe No. 3, verlieh dem Abend eine liturgische Gravität, gefolgt von Der Schlummerlosen Sonne von Luise Adolpha Le Beau, die eine sanfte, poetische Melancholie heraufbeschwor. Evening Prayer von Exita Rudzionyte und When I’m Gone – Cup Song – schlossen das Segment mit einer berührenden Mischung aus Spiritualität und moderner Spielfreude ab. Die Stimmen von Chor ´84 zeigten eindrucksvoll, wie sich traditioneller Chorgesang in zeitgenössische Klangfarben abbilden lässt, ohne die Wurzeln zu verraten.

Als Gastchor betrat Bird‘s Talk Frankfurt die Bühne, der schon aus früheren Konzerten bekannt war. Regina Klein, ihre Chorleiterin, führte das Ensemble mit klarem Gespür durch ein abwechslungsreiches Programm. Crabuckit von K-OS, Days of Summer von Uwe Geldeck, Under Pressure von Queen, The Days of Wine and Roses von Jonny Mercer und Four Brothers von Uwe Geldek – diese Stücke setzten farbige Akzente, spielten mit Sprechgesang, Groove und Rockelementen. Bird’s Talk präsentierte eine starke Bühnenpräsenz, deren Energie sich an die Zuhörerinnen und Zuhörer weitergab. Es war deutlich zu spüren, wie gut der Chor die Kunst beherrscht, populäre Stücke in chorspezifische Arrangements zu übertragen, ohne deren Frische zu verlieren.

Der Abend gipfelte im großen Finale: Alle drei Chöre vereint, begleitet vom gemeinsamen Chor-Feeling des Hauses. Angels von Robbie Williams wurde zu einem kollektiven Bekenntnis, das die Zuschauer mit tosendem Applaus belohnte. Dieses Finale war nicht nur ein musikalisches Highlight, sondern auch ein Sinnbild für das, was Hausen singt bedeutet: Gemeinschaft.

Dass der Konzerttitel Programm war, zeigte sich bei drei Liedern. Das Publikum war bei Ein Bett im Kornfeld“ von Jürgen Drews, Wunder gibt es immer wieder von Katja Ebstein und beim Refrain von Gentle Bossa von Regina Klein aktiv Teil des Abends – ein Merkmal, das „Hausen singt“ seit fast sieben Jahrzehnten kennzeichnet. Der Name selbst erinnert daran, dass der Gesang kein reiner Auftritt, sondern ein Gemeinwesen ist, in dem Sängerinnen und Sänger und Publikum miteinander musizieren.

„Hausen singt“ heißt es seit rund 70 Jahren, üblicherweise am ersten Sonntag im November. Der Wandel des Chorlebens ist hier sichtbar: Während früher vor allem Männerchöre dominierten, sind heute Frauen- und gemischte Chöre integraler Bestandteil des Programms. Der Abend zeigte diese Entwicklung deutlich.

(Text: ah)