
Bürgermeister Joachim Schledt hat den Haushalt 2026 eingebracht
„Wer Visionen erwartet hat, den muss ich auch in diesem Jahr wieder enttäuschen“: Unter anderem mit diesen Worten hat Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) in der letzten Münsterer Gemeindevertreter-Sitzung des Jahres den Entwurf des kommunalen Haushalts für 2026 sowie die Fortschreibung des Investitionsprogramms (separater Artikel folgt) und das Haushalts-Sicherungskonzept eingebracht. Vielmehr gehe es auch im neuen Etat um „Solidität, Machbarkeit und bodenständigen Pragmatismus“. Der Haushaltsplan sieht ein Minus von mehr als zwei Millionen Euro vor, doch mit Schwarzmalerei hatte der Vortrag des Verwaltungschef wenig zu tun.
Denn Schledt rief in der vorletzten Sitzung vor den Hessischen Kommunalwahlen und der Münsterer Bürgermeister-Wahl (beide am 15. März) auf gleich 37 Powerpoint-Folien Erfolge der vergangenen fünf Jahre in Erinnerung. Im Schweinsgalopp ritt er beispielsweise von der Modernisierung der Kläranlage und der Fassadensanierung der Kulturhalle über Straßen- und Kanalsanierungen bis hin zur Ansiedlung des Medizintechnik-Unternehmens Osartis im Baugebiet „Am Seerich“. Brot- und Buttergeschäft wie die Dachsanierung der Evangelischen Kita Altheim zählte er ebenso auf wie Nice-to-haves à la Hundewiese Altheim und Barfußpfad im Bürgerpark und das Prestigeprojekt mit Museum, Aussichtsplattform und Naturerlebnispfad an der Muna. Dabei hob Schledt hervor, dass all das im Zusammenspiel zwischen der Verwaltung der vier Fraktionen in der Gemeindevertretung gelungen sei. Manches wurde noch unter Schledts Vorgänger Gerald Frank (SPD) angebahnt.
In diesen fünf Jahren sei man in Münster bei gleichzeitig stabiler Vereinsförderung und dem Erhalt des Kinder-, Senioren- und Kulturprogramms außerdem ohne die Erhöhung der Kommunalsteuern ausgekommen, betonte der Bürgermeister. Was vor dem Hintergrund der eingebrachten Zahlen allerdings ein zweischneidiges Schwert ist: Denn laut Plan für 2026 lebt die Gemeinde auch im kommenden Jahr wieder über ihre Verhältnisse.
Erwarteten Erträgen von (gerundet) 36,2 Millionen Euro stehen Aufwendungen in Höhe von 38,4 Millionen Euro gegenüber. Um das 2,2 Millionen Euro große Loch zu finanzieren, würde die ordentliche Rücklage der Gemeinde nicht mehr ausreichen. Zwar verfügt Münster über eine höhere außerordentliche Rücklage, die es auf Basis eines Sondererlasses mindestens im nächsten Jahr ebenfalls zum Ausgleich des Minus heranziehen dürfte. Dennoch hat der Fachbereich Finanzen um Leiter Frank Kurz im Münsterer Rathaus erneut ein Sicherungskonzept aufgestellt.
Gemäß Entwurf des Haushalts, der am 20. Januar und 3. Februar im Haupt- und Finanzausschuss beraten und am 9. Februar in der letzten Gemeindevertreter-Sitzung vor den Wahlen beschlossen werden soll, drohen im kommenden Jahr auch die kommunalen Schulden zu wachsen. Ende 2026 könnte Münster 12,8 Millionen Euro an Verbindlichkeiten haben, 900 000 Euro mehr als zu Jahresbeginn. Die Steuereinnahmen sollen sich positiv entwickeln: Der kommunale Anteil an der Einkommenssteuer soll sich nächstes Jahr auf 11,7 Millionen Euro belaufen (500 000 Euro mehr als 2025), der Anteil an der Gewerbesteuer auf 5,75 Millionen (plus 150 000 Euro).
Im Zuge der jährlichen Neuberechnung der Zuweisungen des Landes Hessen verliert die Gemeinde bei diesem Posten allerdings 600 000 Euro (jetzt nur noch 6,2 Millionen Euro). Nochmals fast 400 000 Euro fehlen aus Landeszuweisungen für die Kinderbetreuung – indes auch, weil im Zuge niedriger Geburtenraten in Münster weniger Kinder unter sechs Jahren zu betreuen sind. Schledt wies darauf hin, dass man mittlerweile rechnerisch genügend Kita-Plätze in Münster und Altheim hätte, müsste man nicht auch einige Integrationskinder betreuen. Sie belegen durch den deutlich höheren Betreuungsaufwand mehrere Plätze. Viel fehlt aber nicht mehr zur ausreichenden Kapazität. In wenigen Monaten beginnt mit dem Neubau der Kita St. Michael eins der größten Münsterer Projekte nach der Wahl. Fürs Kita-Personal gibt die Gemeinde im nächsten Jahr 3,6 Millionen Euro aus. Fürs Personal des Bauhofs sind es rund 1,5 Millionen Euro, in der Verwaltung 3,8 Millionen Euro. In letztgenanntem Bereich hat der Bürgermeister in seiner Amtszeit die Ausgaben stabil gehalten.
Wenig Einfluss hatten Joachim Schledt und die Fraktionen von CDU, SPD, FDP und ALMA-Die Grünen unterdessen auf die Entwicklung der Umlagen an den Landkreis. Kreis- und Schulumlage kennen weiter nur den Weg nach oben. 2026 wird Münster 14,9 Millionen Euro nach Kranichstein überweisen. Allerdings hat Münster zuletzt wie kaum eine zweite Landkreis-Kommune von den Schulbau-Aktivitäten des kreiseigenen Da-Di-Werks profitiert, wofür der Neubau der Schule auf der Aue und die Erweiterung der Kennedy-Grundschule stehen. Addiert flossen hierbei in den vergangenen Jahren mehr als 50 Millionen Euro in die Münsterer Bildungslandschaft.
(Text: jedö)

