Obdachlosenhilfe in der Wissenschaftsstadt Darmstadt

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(Symbolfoto: planet_fox auf Pixabay)

In der Wissenschaftsstadt Darmstadt sind derzeit knapp 1.500 Menschen in Wohnheimen, Obdachlosenunterkünften und Hotels bzw. Pensionen durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt untergebracht. Gegenüber den Vorjahren ist ein deutlicher Zuwachs von rund 1.300 Personen zu verzeichnen. Als Hauptgrund dieser Entwicklung ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine zu nennen. Derzeit sind in der Wissenschaftsstadt Darmstadt knapp 700 Menschen aus der Ukraine untergebracht.

„Die Obdachlosigkeit hat viele Gesichter und verteilt sich auf sehr unterschiedliche Personenkreise“, erklärt Bürgermeisterin und Sozialdezernentin Barbara Akdeniz. „Zum einen die sogenannten klassischen Obdachlosen, die in den letzten Jahren nahezu konstant bei 200 Personen lag – hier ist ein Zuwachs auf rund 290 Personen zu verzeichnen, was unter anderem auf eine Zunahme von Wohnungskündigungen zurückzuführen ist, die zum Beispiel auf Mietrückstände basieren. Trotz Beratungsmöglichkeiten u.a. in der kommunalen Wohnungssicherungsstelle sind nicht alle Wohnungsverluste zu vermeiden, daher ist es sehr wichtig, dass die Ratsuchenden frühzeitig die entsprechenden Beratungsstellen aufsuchen und sich Unterstützung holen. Darüber hinaus gibt es neben den Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine auch fast 500 anerkannte Asylsuchende, die nach Abschluss ihres Asylverfahrens noch keine eigene Wohnung gefunden haben und aus diesem Grunde faktisch obdachlos und damit unterzubringen sind.“

Zusätzliche Unterkünfte angemietet

In den vergangenen Jahren mietete die Stadt zusätzliche Unterkünfte während der Pandemie an, um auf diese Weise der Belegungssituation in der Wohnungslosenhilfe gerecht zu werden und Möglichkeiten der Entzerrung zu schaffen.

Im Jahr 2023 belasteten viele Menschen die steigenden Energie- und Lebenserhaltungskosten und lösten Ängste aus, die Wohnung zu verlieren. Kompetente Beratung und Unterstützung finden Bürgerinnen und Bürger in den kommunalen Beratungsstellen und den städtischen Ämtern. Im letzten Jahr wurde in einer Informationsveranstaltung auf die vielfältigen Angebote hingewiesen und kompakte Informationen hierzu sind auf der städtischen Homepage zusammengefasst:
https://www.darmstadt.de/leben-in-darmstadt/soziales-und-gesellschaft/energiekostensteigerung

„Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine waren erneut besondere Maßnahmen nötig, um auf die hohe Zahl von Vertriebenen reagieren zu können und eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten, so dass weiterhin temporär eine Unterbringung von obdachlosen Menschen in Hotels/Pensionen notwendig wurde“, so Akdeniz weiter. „Die Erfahrungen der vergangenen Jahre, in denen die Stadtverwaltung, die Sozialträger und auch die Stadtgemeinschaft auf die vielfältigen Krisen reagieren mussten, haben dazu beigetragen, dass wir gemeinsam in den letzten Monaten schnelle und effektive Lösungen erarbeiten konnten, um unserer Verpflichtung zur menschenwürdigen Unterbringung nachkommen zu können.“

Birgit Koss, Leiterin des Amtes für Soziales und Prävention, ergänzt: „Viele Vertriebene aus der Ukraine konnten durch Wohnungs- und Zimmerangebote von engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Vermieterinnen und Vermietern in privatem Wohnraum untergebracht werden. Auch Privatpersonen haben Kriegsflüchtlinge zunächst bei sich aufgenommen, aber nicht alle konnten dort bleiben, so dass Alternativen gefunden werden mussten. Wir haben Unterkünfte in der Holzhofallee und dem Groß-Gerauer Weg, sowie der Nieder-Ramstädter Straße geschaffen, sowie zeitweise Hotels angemietet.“

„Für alle obdachlosen Menschen in unserer Stadt ist es unser primäres Ziel, diejenigen in Wohnraum zu vermitteln, die in Darmstadt eine Heimat gefunden haben. Und deshalb bitten wir die Stadtgesellschaft, uns bei dieser großen Herausforderung durch Wohnungsangebote zu unterstützen und freie Wohnungen an sg-wohnungslose@darmstadt.de zu melden.

Wohnungsangebote für Geflüchtete können alternativ an fluechtlinge@darmstadt.de gesendet werden“, ergänzt Akdeniz. „Das Engagement, die Menschlichkeit und die Offenheit der Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt zeigt in beeindruckender Weise, dass selbst in einer Krise mit mehr als 2.000 geflüchteten Menschen allein aus der Ukraine, sowie weiteren rund 500 anerkannten Asylsuchenden aus Syrien, Afghanistan, Iran und vielen anderen Ländern, eine Stadt in der Lage ist, diesen Menschen eine neue Heimat zu geben. Sehr wohl weiß ich aber, dass es auch Probleme gibt. Nicht zuletzt ist Wohnraum ein begrenztes Gut in einer prosperierenden Stadt wie der unseren. Deshalb richten wir unsere Blicke auch auf alle bedürftigen Darmstädterinnen und Darmstädter auf Wohnungssuche, die in Darmstadt leben, lernen und arbeiten möchten.“

Bürgerinnen und Bürger, die unmittelbar von Wohnungslosigkeit bedroht sind, können sich im Amt für Soziales und Prävention an die kommunale Obdachlosenbehörde / Wohnungssicherungsstelle, Abteilungsleiter Christian Böhm unter Telefon 06151 13-3277 wenden. Bei Überschuldung von Privathaushalten berät die Abteilung Schuldner- und Insolvenzberatung – Betroffene können sich an Abteilungsleiter Norbert Sutor unter Telefon
06151 13-2406 wenden. Das Amt für Wohnungswesen informiert zudem über Wohngeld sowie Wohnungsangebote im sozialen Wohnungsbau. Aktuelle Kontaktdaten und zuständige Ansprechpersonen finden sich auf der Homepage der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Ausreichend Möglichkeiten anbieten

„Auch in diesem Winter werden wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern im Netzwerk Obdachlosenhilfe in Darmstadt, Hilfsbedürftigen ausreichend Möglichkeiten anbieten können, im Warmen und Trockenen zu übernachten. Einen zentralen Aspekt der Unterstützungsangebote für Hilfsbedürftige bildet, neben den unterschiedlichen Möglichkeiten, Menschen jederzeit unterbringen zu können, die pädagogische Arbeit der Träger der Wohnungslosenhilfe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Kooperation mit der Stadtverwaltung an Möglichkeiten, für Hilfesuchende, trotz des angespannten Wohnungsmarktes, Wohnungen zu finden“, so Barbara Akdeniz abschließend.

Die professionellen Hilfen der Träger des Netzwerks Wohnungslosenhilfe und des Amtes für Soziales und Prävention reichen über die Organisation von Übernachtungsangeboten bis hin zu weitergehenden Hilfen, die insbesondere von den nachfolgend genannten Organisationen angeboten werden: • Diakonisches Werk Darmstadt mit der Teestube als Anlaufstelle für Durchreisende, drei Unterkünften, Kontaktladen Scentral/Drogenhilfe • Verein Horizont e.V. mit vier Obdachlosenunterkünften • Büro für Sozial- und Wohnberatung mit einer Unterkunft • Sozialkritischer Arbeitskreis Darmstadt e.V. (SKA) mit zwei Wohnheimen für geflüchtete Menschen aus der Ukraine • PaSo gGmbH mit einem Wohnheim für geflüchtete Menschen aus der Ukraine • Caritas Darmstadt mit Beratungsangeboten

Alle Träger verfügen über ein umfangreiches Netzwerk, in dem auch über die Wohnungsfrage hinausgehende Unterstützungsbedarfe aufgegriffen und die erforderlichen Hilfen koordiniert werden können.

Für alle Einrichtungen gilt eine unbürokratische Aufnahme in Notfällen, insbesondere in der Winterzeit. Darüber hinaus ist das Netzwerk Obdachlosenhilfe der Stadt Darmstadt durchgängig durch Nottelefone verbunden.

Bürgerinnen und Bürger, denen Menschen auffallen, die Unterstützung und Schutz vor Kälte brauchen, werden gebeten sich an das Amt für Soziales und Prävention (Telefon 06151/13-3277) oder die Stadtpolizei (06151/13-2255) zu wenden. In Abend- und Nachtzeiten kann in Notfällen der Rettungsdienst unter 112 informiert werden.

Angebote der Träger/Netzwerk Obdachlosenhilfe

Diakonisches Werk Darmstadt-Dieburg
• Zweifalltorweg 14
Übernachtungsheim, 24-Stunden Notanlaufstelle für Männer (auch Durchreisende). Telefonisch erreichbar (Nummer Polizei und Rettungsdienst bekannt). Pforte ist durchgängig besetzt. Sozialdienst 8 bis 16 Uhr. Ab dem dritten Tag Übernachtung nur mit Kostenzusage möglich. Für Winterkälte sind Betten berücksichtigt.
• Benzweg 6
Pforte ist durchgängig besetzt (Notaufnahmestelle für Frauen, auch durchreisende Frauen). Telefonisch erreichbar (Nummer Polizei und Rettungsdienst bekannt). Sozialdienst ab 9 Uhr. Übernachtung außerhalb der Notaufnahme ist nur mit gültiger Kostenzusage bzw. nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich. Für Winterkälte sind Betten berücksichtigt.
• Otto-Röhm-Straße 26, Mutter-Kind-Haus (Muki) Pforte ist durchgängig besetzt. Aufnahme von alleinstehenden obdachlosen Frauen mit ihren Kindern bis zu zehn Jahren. Telefonisch erreichbar unter 06151 3972773. Sozialdienst ab 9 Uhr. Übernachtung außerhalb der Notaufnahme ist nur mit gültiger Kostenzusage bzw. nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich. Für Winterkälte sind Betten berücksichtigt.
• Teestube
Ambulante Beratungsstelle mit angegliedertem Tagesaufenthaltsbereich für Menschen in Wohnungsnot.

Schwerpunkte
• Beratung
• Tagesaufenthalt
• Öffentlichkeitsarbeit
• Medizinische Ambulanz
• Streetwork

Gearbeitet wird
• niedrigschwellig
• freiwillig und kostenlos
• vertraulich, ggf. anonym

Verein Horizont e.V.
• Bismarckstraße 100
Bürozeiten des Sozialdienstes von 8 bis 16 Uhr. Von 16 bis 8 Uhr ist ein Sicherheitsdienst im Haus. Übernachtung ist nur mit gültiger Kostenzusage bzw. nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich. Für Winterkälte sind Betten berücksichtigt.
• Rheinstraße 312
Bürozeiten des Sozialdienstes von 8 bis 16 Uhr. Übernachtung ist nur mit gültiger Kostenzusage bzw. nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich.
• Nieder-Ramstädter Straße 61, 65, 65 b
Unterbringung für Familien. Bürozeiten des Sozialdienstes vormittags.
Nachmittags nach telefonischer Absprache. Übernachtung ist nur mit gültiger Kostenzusage bzw. nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich.
• Pension „Im Elsee“ (Raiffeisenstraße 3) Fünf Plätze (insbesondere Paare oder Familien).

Büro für Sozial- und Wohnberatung
• Container Gräfenhäuser Straße 157
Unterbringung nach telefonischer Vereinbarung. Sozialpädagogische Betreuung. Unterbringung auch mit Hunden möglich. Für Winterkälte sind Betten berücksichtigt.

Sozialkritischer Arbeitskreis Darmstadt e.V. (SKA)
• Wohnheim Groß-Gerauer-Weg 3
Unterbringung geflüchteter Menschen aus der Ukraine. Übernachtung ist
nur nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich.
• Wohnheim Nieder-Ramstädter-Str. 73
Unterbringung geflüchteter Menschen aus der Ukraine. Übernachtung ist
nur nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich.

PaSo gGmbH
• Wohnheim Holzhofallee 36
Unterbringung geflüchteter Menschen aus der Ukraine. Übernachtung ist
nur nach Absprache mit der Obdachlosenbehörde möglich.

Caritas Darmstadt
• Allgemeine Lebensberatung
Hilfsangebot bei Verlust der Wohnung/des Arbeitsplatzes, Schulden,
Existenzängsten und bei anderen schwierigen Lebenslagen. Telefonisch
erreichbar unter 06151 394990.

(Text: PM Wissenschaftsstadt Darmstadt)