Positionen zur Eppertshäuser Bürgermeister-Wahl (Teil 2)

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Christdemokrat Stephan Brockmann, Marcel Koss und Eike Oberhoffner (beide parteilos) stellen sich am 25. Mai zur Bürgermeisterwahl. (Fotos: jedö)

Wohnbaugebiet, Park45-Erweiterung, Solarpark

Am 25. Mai wählt Eppertshausen seinen neuen Bürgermeister. Ums Amt des Verwaltungschefs der 6500-Einwohner-Kommune bewerben sich Christdemokrat Stephan Brockmann (63) sowie die parteilosen Eike Oberhoffner (61) und Marcel Koss (43).


Wir haben allen eine Reihe von Fragen zu diversen lokalen Sachthemen geschickt und präsentieren in drei Artikeln ihre Antworten. Heute lesen Sie im zweiten Teil, wie die Kandidaten zur geplanten Erweiterung des „Park45“, einer möglichen Expansion Eppertshausen um ein neues Wohnbaugebiet südlich der Babenhäuser Straße und zum Solarpark-Vorhaben eines privaten Investors an der Thomashütte stehen.

Frage zum Gewerbegebiet „Park45“: Wie stehen Sie zur geplanten (unter dem Namen „Park45 2.0“ angebahnten) Erweiterung des Gebiets um fünf Hektar gen Süden?

Stephan Brockmann: Ein Park 45 2.0 könnte unsere Einnahmen aus Gewerbesteuer erhöhen. Das wäre ein Baustein, um die freiwilligen Leistungen weiterhin finanzieren zu können. Wichtig hierbei ist mir, dass die Eingriffe in Natur und Landschaft an anderer Stelle im Gemeindegebiet ausgeglichen werden. Zudem haben wir in der Gemarkung Eppertshausen prozentual zur Gesamtfläche einen der größten Anteile an Waldfläche im südhessischen Raum. Auf unserem Gemeindegebiet gibt es darüber hinaus viele wertvolle Wiesenflächen, Teiche, Biotope und Naturschutzgebiete.

Eike Oberhoffner: Ein weiteres Bauen, ob Gewerbe oder Wohnen, ist nicht mehr möglich. Die Infrastruktur gibt das ohne vorherige massive Investitionen nicht mehr her. Wenn wir weiter expandieren, wird auch die Feuerwehr expandieren müssen, Straßen oder das Abwassernetz. Das alles dürfte in naher Zukunft ohne Schulden kaum machbar sein. Vielmehr sollten wir schauen, ob es nicht möglich ist, vorhandene leerstehende Gewerbeimmobilien und Wohnungen zu vermitteln.

Marcel Koss: Einer langfristigen Erweiterung stehe ich grundsätzlich positiv gegenüber, da unser Gemeindewachstum neue Arbeitsplätze und eine stärkere Gewerbesteuerbasis erfordert. Bedauerlich ist die mangelnde Transparenz der Gemeindevertretung in dieser wichtigen Sache. Bei der konkreten Umsetzung müssen wir jedoch wirtschaftliche Entwicklung und Umweltschutz sorgfältig abwägen. Ein unkritischer Flächenverbrauch ist keine Option.

Ich sehe Chancen in integrierten Energiekonzepten, indem wir neue Betriebe aktiv von den Vorteilen großflächiger Photovoltaikanlagen auf ihren Dachflächen überzeugen. Mein Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung mit vorausschauender Wirtschaftspolitik und dem Schutz unserer Natur. Offenheit und Transparenz sind dabei entscheidend.

Frage: Wie stehen Sie generellen Wachstumsplänen der Gemeinde gegenüber, vor allem hinsichtlich eines weiteren großen Wohnbaugebiets südlich der Babenhäuser Straße?

Stephan Brockmann: Ich sehe die Notwendigkeit, zurückhaltend vorzugehen. Bevor wir die Flächen südlich der Babenhäuser Straße zu Bauland entwickeln, müssen wir abwarten, wie sich die Diskussion um die genaue Lage der Amprion-Stromtrasse zwischen Urberach und Aschaffenburg entwickelt. Auch die Infrastruktur für die Baugebiete sowie die Verkehrsfrage sollten vorher hinreichend geklärt werden. Wenn überhaupt, sollte die Gemeinde in vielen kleineren Teilabschnitten vorgehen. Wir haben nur noch diese Flächen. Weitere Bauflächen werden wir durch die Raumordnungsplanung vermutlich nicht genehmigt bekommen.

Eike Oberhoffner: Hier gilt Gleiches, wie unter der vorangegangenen Frage. Die Baukosten sind ohnehin jenseits von Gut und Böse.

Marcel Koss: Generelles Wachstum ist für Eppertshausen wichtig, um zukunftsfähig zu bleiben. Die konkreten Pläne für ein Wohngebiet südlich der Babenhäuser Straße wurden schon vor über zwei Jahren kommuniziert, und die geplante Kita dort ist ein sinnvoller Baustein. Daher erscheint eine grundsätzliche Ablehnung jetzt wenig zielführend.

Ich betrachte die Entwicklung dieser Fläche jedoch als langfristiges Projekt, das uns über die nächsten Jahrzehnte begleiten wird. Das gibt uns die Möglichkeit, die Bebauung bedarfsgerecht und mit Augenmaß zu gestalten. Meine Leitlinien dabei sind ein nachgewiesener Bedarf, eine mitwachsende Infrastruktur, eine konsequente Bürgerbeteiligung sowie die Prüfung von innerörtlichen Entwicklungsmöglichkeiten.

Frage zum Solarpark-Vorhaben eines privaten Investors auf der „Merck-Wiese“ zwischen Thomashütte und Rallenteich: Sollte sich die Gemeinde weiter für das Projekt engagieren oder halten Sie Photovoltaik an diesem Ort für deplatziert?

Stephan Brockmann: Ich kann mir gut vorstellen, dass ein Investor oder eine andere Institution ein solches Projekt auf der Merck’chen Wiese realisiert. Die dortige Fläche ist von der Bodenqualität zur Landwirtschaft nicht geeignet. Die bestehende Wiese kann parallel zur PV-Anlage genutzt werden, wie es früher viele Jahre war – als Fläche zur Haltung von Schafen. Die Verpachtung der Fläche an einen Investor bringt der Gemeinde Pachteinnahmen, zusätzlich noch Gewerbesteuer. Wieder ein Baustein für die Finanzierung unserer freiwilligen Ausgaben.

Die vielleicht entstehende Anlage zur Solarstrom-Erzeugung würde den Strom für bis zu 2500 Haushalte erzeugen. Das entspricht dem Bedarf von Eppertshausen. Das ist eine einmalige Chance auf dem Weg zur Klimaneutralität. Andere Energieträger sind auf unserer Gemarkung nicht vorhanden oder nicht wirtschaftlich nutzbar.

Eike Oberhoffner: Ein ganz klares Nein. Wir sprechen von Klimaerwärmung und versiegeln ständig neue Flächen mit dunklen Materialien. Die Bauauflagen für Neubauten müssen überdacht werden, um dem Bauherrn die Möglichkeit einer PV-Anlage auf seinem Dach zu geben. Weiter gibt es genügend Hallen in den Gewerbegebieten, die PV-Anlagen aufnehmen könnten. Für eine Umsetzung gibt es genügend Modelle, von der Vermietung über Pacht des Daches oder Kauf einer Anlage für das eigene Dach. Da braucht es keine Wiese.

Marcel Koss: Die Frage nach dem Solarpark auf der „Merck-Wiese“ ist ein komplexes Thema. Grundsätzlich befürworte ich den Ausbau der Photovoltaik, sehe aber die Überbauung von Grünflächen kritisch, da dies in bestehende Ökosysteme eingreift. Ideal wäre die Nutzung bereits versiegelter Flächen. Ich verstehe die finanziellen Anreize für die Gemeinde, allerdings sollten die langfristigen ökologischen Kosten eines Grünflächenverlusts nicht außer Acht gelassen werden. Wenn das Projekt auf der Merck-Wiese realisiert werden sollte, halte ich strenge naturschutzfachliche Auflagen für unerlässlich. Dazu gehören beispielsweise eine aufgelockerte Modulaufstellung und die Anlage von Blühflächen, um den Lebensraum für Tiere und Pflanzen zu erhalten oder sogar zu verbessern. Auch die Berücksichtigung von Tierwanderkorridoren wäre wichtig.

(Text: jedö)