Das in Münster und Altheim derzeit am heißesten diskutierte Thema hat am Montagabend erneut die Gemeindevertretung erreicht: die geplanten 2,50 Meter hohen Lärmschutzwände, die die Deutsche Bahn ab 2027 vom Altheimer Bahnhof aus in westliche Richtung auf beiden Seiten der Gleise auf je etwas mehr als einem Kilometer Länge an Bahnstrecke Darmstadt-Aschaffenburg bauen will.
Vor einigen Wochen hatten die Gemeindevertreter von SPD, FDP und ALMA-Die Grünen (gegen das Votum der CDU) mit ihren Stimmen den Weg dafür freigemacht. Anschließend initiierten Münsterer und Altheimer ein Bürgerbegehren, das in Kürze endet und die erforderliche Befürworterzahl zur Einleitung eines Bürgerentscheids inzwischen deutlich übertroffen hat. Schon diesen Freitag sollen die Unterschriften samt zugehöriger Daten der Unterzeichner an Bürgermeister Joachim Schledt (parteilos) übergeben werden. Ungeachtet dessen gab es im Parlament aber einen Vorstoß, der klarer aufzeigen soll, wie die Wände im Fall ihrer Errichtung optisch und ökologisch gestaltet werden könnten.
Den Antrag stellte die Fraktion von ALMA-Die Grünen. Deren Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Claudia Weber betonte zunächst, man halte die Zustimmung zum Bau der Wände „nach wie vor für richtig“. Man lasse sich vom öffentlichen Gegenwind „nicht treiben“, höre aber „genau hin“. Dabei habe man registriert, dass sich die Fragen der Bürger immer wieder darum drehten, wie die Wände letztlich genau aussähen, ob man sie „schöner oder ökologisch sinnvoller“ gestalten könne und was dort passiere, wo wegen der beiden Bauwerke Natur verschwinde.
Weil es aus Sicht von ALMA-Die Grünen also auch genügend Bürger gibt, die eine Position zwischen einem klaren Dafür oder Dagegen hätten, mache es Sinn, noch vor einem möglichen Bürgerentscheid zum Thema derlei Fragen detailliert zu beantworten. Besser: sie durch Auskünfte der Deutschen Bahn, die Finanzier und Bauträger des Projekts ist, beantworten zu lassen. Auch das Eisenbahn-Bundesamt und eventuell die beim Landkreis Darmstadt-Dieburg angesiedelte Untere Naturschutzbehörde sollen zu einer umfassenden Aufklärung beitragen.
Die Kommunikation mit diesen Akteuren soll nach dem Beschlussvorschlag die Münsterer Gemeindeverwaltung übernehmen. Sie soll nach Vorstellung von ALMA-Die Grünen ein Bündel von Fragen an Bahn und Co. adressieren. Dazu zählt, inwiefern die Gemeinde die Gestaltung der Wände mitbestimmen kann (zum Beispiel bei Materialwahl und Farbe), ob Anti-Graffiti-Beschichtungen aufgebracht werden (die Sorge vor hässlichen Schmierereien treibt viele Bürger um) und wie sich die Wände (etwa durch Rankhilfen und bepflanzbare Module) begrünen ließen. Auch die mögliche Gestaltung von Teilbereichen der Wände durch örtliche Künstler oder Schüler und die Klärung von Ausgleichsmaßnahmen im Gemeindegebiet will die Fraktion abfragen lassen.
SPD und FDP sahen in dem Antrag einen Beitrag zur Versachlichung und sinnvolle Informationsbeschaffung und verhalfen ihm mit ihren Stimmen letztlich zu einer knappen Mehrheit. Die CDU als größter Fraktion in der Münsterer Gemeindevertretung stimmte erfolglos dagegen. Der Antrag sei zwar „löblich“, meinte Fraktionschef Thorsten Schrod, „er ändert aber nichts daran, dass die Mehrheit der Anwohner die Wand nicht will“. Die Verwaltung soll laut Antrag „binnen vier Monaten“ Ergebnisse vorlegen. Gehofft wird aber, dass dies schon bis zur nächsten Sitzungsperiode Ende Juni geschieht.
(Text: jedö)