Kardiologie der Asklepios Klinik Langen: Für Patienten Therapien finden, nicht umgekehrt

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Professor Dr. Ralf Lehmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik I/Kardiologie der Asklepios Klinik Langen. (Foto: Asklepios)
Die Medizinische Klinik I/Kardiologie ist die größte Fachabteilung der Asklepios Klinik Langen. Von den Patienten bekommen Professor Dr. Ralf Lehmann und sein Team viele positive Rückmeldungen, die für die Arbeit motivieren.

Seine Berufswahl hat Professor Dr. Ralf Lehmann nie bereut. Seit 2018 ist der 52 Jahre alte Mediziner Chefarzt der Medizinischen Klinik I/Kardiologie der Asklepios Klinik Langen. Dies ist die größte Fachabteilung des Hauses. Rund 5000 stationäre Patienten werden dort im Laufe eines Jahres behandelt. Jeweils 80 bis 90 Betten der Langener Klinik werden von der Medizinischen Klinik I belegt.

Der Schwerpunkt der Abteilung bzw. liegt neben der spezialisierten Kardiologie auf der Akut-, Notfall- und Intensivmedizin: Patienten, die gerade einen Herzinfarkt erlitten haben, bei denen eine akute Herzrhythmusstörung oder eine akute Herzschwäche vorliegt, werden vom Rettungsdienst so schnell wie möglich ins Krankenhaus gebracht. Die rund 30 Ärzte der Medizinischen Klinik I übernehmen dort die weitere Versorgung. Von einer „ausgeprägten Spezialisierung in der Intensivmedizin“ spricht Lehmann. So gibt es in Langen ein zertifiziertes „Cardiac Arrest Center“ für Patienten mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Bei internistisch-kardiologischen Krankheitsbildern sei die Asklepios-Klinik Langen die meistfrequentierte Notfallaufnahme im Rhein-Main-Gebiet, hebt Lehmann hervor. Hier liege die Patientenzahl vor den deutlich größeren Krankenhäusern in Frankfurt und Offenbach.

Natürlich kommen nicht alle Patienten im Rettungswagen zur Klinik. Mancher Patient leidet an Luftnot und sucht den Hausarzt auf. Weil die Ursache unklar ist, überweist ihn der Hausarzt in die Langener Klinik, wo sich Lehmann und sein Team des Falls annehmen. Möglicherweise leidet der Patient an einer Herzschwäche, die es zu behandeln gilt. Man biete alle Spezialeingriffe an, die es in der Kardiologie gebe, sagt Lehmann. Bei schwierigen Aufdehnungen der Herzkranzgefäße werden alle aktuellen technischen Möglichkeiten genutzt.

Dazu gehört etwa die Schallwellenbehandlung von Kalkablagerungen, von Medizinern Lithotripsie genannt, oder die Rotablation, bei der Kalk in den Herzkranzgefäßen mittels eines Mikrobohrers abgetragen wird. Falls nötig, implantieren die Mediziner aber auch Herzschrittmacher und Defibrillatoren oder nehmen Herzklappeneingriffe vor. Gleiches gilt für spezialisierte Kathetereingriffe bei Herzrhythmusstörungen. Die hohe Patientenzahl und das breite medizinische Spektrum der Abteilung erfordern eine bauliche Veränderung innerhalb des Hauses: Noch in diesem Jahr soll die Medizinische Klinik I ein drittes Herzkatheterlabor erhalten. Mit dieser Kapazitätsausweitung wird es für Lehmann und sein Team einfacher, geplante Eingriffe und Notfalleingriffe zu koordinieren.

Lehmann, der in Meersburg geboren wurde, leistete seinen Zivildienst im Rettungsdienst ab. Das führte zu der Entscheidung, Medizin zu studieren. Wenn man Menschen helfen könne, bekomme man so viele positive Rückmeldungen, „dass einen das unglaublich motivieren kann“, sagt er. Die Kardiologie und das Organsystem des Herzens interessierten ihn besonders. Man könne in der Kardiologie „sehr viel machen“. Zwar könne man erkrankten Patienten nicht zu einem gesunden Herzen verhelfen. Doch könne man sie „so behandeln, dass sie faktisch keine Beschwerden und ein gutes Leben haben“. Lehmann absolvierte die Facharztausbildung zum Internisten und Kardiologen. Darüber hinaus ist er auch Notfall- und Intensivmediziner. Nach 13 Jahren an der Frankfurter Universitätsklinik wechselte er zunächst nach Mannheim und anschließend als Chefarzt der Kardiologie ans Krankenhaus Barmherzige Brüder in Regensburg. 2018 kam er als Chefarzt an die Asklepios Klinik Langen. Vorlesungen hält er weiterhin an der Universität in Heidelberg und Mannheim.

Jeder Tag im Krankenhaus sei „ein bisschen anders“, hebt Lehmann hervor. Am Morgen verschaffe er sich zuerst einen Überblick über die Patienten, die in der zurückliegenden Nacht ins Krankenhaus gebracht wurden. Bei der Visite suchen Lehmann und die Oberärzte der Medizinischen Klinik I die Patienten auf den einzelnen Stationen auf und legen das weitere medizinische Vorgehen fest. In der Kardiologie gebe es einen hohen Anteil apparativer Diagnostik, macht Lehmann deutlich. So nehme man in Langen allein 10.000 Herz-Ultraschalluntersuchungen, zweieinhalbtausend Kathetereingriffe und 1500 Programmierungen von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren im Jahr vor. All dies müsse organisiert werden. Sobald die Visite abgeschlossen ist, stehen für Lehmann und sein Team die ersten Eingriffe des Tages im Herzkatheterlabor auf dem Programm.

In der großen Studien-Ambulanz werden viele wissenschaftliche Untersuchungen vorgenommen; dort können die Patienten auch von ganz neuen Therapien profitieren. Sind alle vorzunehmenden Eingriffe erledigt, wartet auf den Chefarzt ein weiteres umfangreiches Arbeitspensum: Häufig sind Bewerbungsgespräche zu führen; auch die Personalplanung gehört zu seinen Aufgaben. Der unvermeidliche Schriftkram nimmt ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Dazu gebe es unzählige Patientenanfragen per Telefon oder Mail, die beantwortet werden müssen. Von Ärzten zugesandte Befunde sind zu studieren. Anschließend muss festgelegt werden, wann der jeweilige Patient einen Termin bekommen kann. Es kann aber immer passieren, dass die Tagesplanung umgeworfen werden muss: Sind plötzlich viele Notfall-Patienten mit akuten Herzproblemen zu versorgen, die der Rettungsdienst in die Langener Klinik gebracht hat, gilt es für Ärzte und Pflegepersonal, entsprechend schnell zu reagieren. Man müsse „den Tagesablauf schon aktiv managen“, sagt Lehmann.

Nach seinen Worten kann nicht jeder Arzt jeden Eingriff vornehmen. Zu Lehmanns Schwerpunkten gehören Herzkranz- und Herzklappeneingriffe sowie die Implantation von Herzschrittmachern und Defibrillatoren. Herzschrittmacher sorgen bei langsamen Herzrhythmusstörungen dafür, dass das Herz wieder gleichmäßig schlägt. Hochrisiko-Patienten, bei denen schnelle Herzrhythmusstörungen und Kammerflimmern auftreten können, bekommen kleine Defibrillatoren implantiert, die Herzstillstand und plötzlichen Herztod mittels Elektroschock vermeiden. Fast alle Eingriffe in der Kardiologie werden minimalinvasiv, also mit kleinen Schnitten oder Punktionen, ausgeführt. Dem Patienten bleiben dadurch große Wunden erspart.

Warum sollte sich ein Patient bei einem geplanten internistisch-kardiologischen Eingriff für die Asklepios Klinik Langen entscheiden? „Wir haben die richtige Mischung“, erläutert Lehmann. Das Haus sei so groß, dass es hochspezialisierte Medizin anbieten könne. Gleichzeitig sei die Klinik aber nicht zu groß, dass man nicht individuell auf die Patienten eingehen könne. Lehmann bringt dies auf eine eingängige Formel: „Wir suchen für Patienten Therapien und nicht für Therapien Patienten.“ Man verfüge über ein hochspezialisiertes Team, das jedoch so gut verzahnt sei, dass man trotz großer Spezialisierung miteinander arbeite.

Was macht einen guten Arzt aus? „Ein guter Arzt braucht Erfahrung und ein sehr gutes Fachwissen“, sagt Lehmann. Ein guter Arzt müsse „sein Handwerk verstehen“ und sollte „ein gutes Maß an Empathie haben“. Nötig sei, stets das Wohl des Patienten im Blick zu haben. Bei aller Empathie müsse ein Arzt jedoch auch in der Lage sein, „rational die Entscheidungen zu treffen“.

(Text: PM LPR)