Rettungswege nach Fassadenschaden nicht mehr sicher
Am gestrigen Dienstagabend (3.) wurden 187 Menschen aus einem Hochhaus in der Straße Im Erloch in Babenhausen evakuiert. Die Räumung begann gegen 23 Uhr, nach drei Stunden war das Gebäude leer. Grund war ein Schaden an der Fassade, der bewirkte, dass die Rettungswege an dem Hochhaus nicht mehr sicher sind und eine gefahrenfreie Benutzung des Treppenhauses durch die Bewohner nicht mehr garantiert werden kann. Um eine Gefährdung von Menschenleben im Notfall auszuschließen, entschied sich die Bauaufsicht des Landkreises Darmstadt-Dieburg gemeinsam mit Kreisbrandinspektor Matthias Maurer-Hardt sowie dem Krisenstab der Stadt Babenhausen zur Evakuierung der Bewohner. Die Stadt hat eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. Verletzt wurde niemand, das Gebäude mit der Hausnummer war auch zu keinem Zeitpunkt einsturzgefährdet. Wer die Möglichkeit hatte, kam bei Verwandten oder Bekannten unter, aber 80 Menschen wurden in die Stadthalle Babenhausen gebracht. „Hier ging es darum, dass wir nach sorgfältigen Abwägungen die Sicherheit der Bewohner an oberste Stelle gesetzt haben“, erklärt der Erste Kreisbeigeordnete Lutz Köhler, „und ich bin den Einsatzkräften und den Kollegen der Stadt und des Kreises dankbar, dass sie umsichtig und schnell gehandelt haben.“
Bereits in der vergangenen Woche hatte es eine Beschwerde eines Anwohners gegeben, dass sich die Fassade im neunten Stock des Gebäudes mit der Hausnummer 14-15 nach außen wölbe. Daraufhin wurde der Bereich unterhalb der betroffenen Stelle sofort von der Hausverwaltung abgesperrt, um während der Klärung niemanden zu gefährden. In der Nacht von Sonntag auf Montag platzte dann aber ein etwa 20 bis 25 Quadratmeter großes Stück der Fassade ab und fiel in den vorsorglich abgesperrten Bereich. Verletzt wurde niemand. „Die Statik des Gebäudes war aber zu keinem Zeitpunkt gefährdet“, sagt Martina Löffler, Leiterin der Bauaufsicht beim Landkreis.
Am Montag war direkt ein Gutachter vor Ort, der feststellte, dass sich weitere Teile der Fassade lösen könnten. Geplant war eigentlich, am Mittwoch die Fassade abzunehmen, um dem Vorschub zu leisten. Dann kam die Nachricht, dass die am Haus vorgelagerten Treppenhäuser durch eventuell weitere herabfallende Teile betroffen sein könnten. Nun stellte sich die Frage, ob im Brandfall die Menschen noch sicher aus dem Haus herauskommen könnten. Hinzu kam, dass die Angriffswege der Feuerwehr nicht garantiert werden konnten, falls sich weitere Teile lösen sollten. „Die Gefährdungslage war dann so, dass die Evakuierung alternativlos war“, sagt Martina Löffler.
Die Polizei in Dieburg war mit einem Zug im Einsatz, es wurden Busse von einem Busunternehmen für den Transport der Menschen in die Stadthalle organisiert, die von Feuerwehrleuten gefahren wurden. Im Feuerwehrstützpunkt kam der Krisenstab zusammen, die Stadt war zudem unter einer Notfallnummer zu erreichen. Die Wehr sorgte vor Ort für Beleuchtung. Die Allgemeinverfügung verbot das Betreten des Hauses ab 22 Uhr. Geräumt wurde dann eine Stunde später. In der Stadthalle standen Feldbetten zur Verfügung und Getränke. Ab 6 Uhr am Mittwoch gab es dort für die Menschen Frühstück. Evakuiert wurden die Bewohner ausschließlich über das westliche Treppenhaus, der betroffene Auf- und Abgang wurde gesperrt. „Von der Organisation her verlief die Evakuierung vorbildlich“, resümiert Lutz Köhler, „wir werden uns nun Gedanken machen, wie es weitergeht, und zwar schnell.“ Das betroffene Haus gehört einer Eigentümergemeinschaft, die eine Hausverwaltung beauftragt hat. Geklärt werden muss nun unter anderem die Frage, wo die Menschen während der Reparaturarbeiten unterkommen können. „Wir hoffen, dass heute im Laufe des Tages einige noch bei Freunden oder Verwandten unterkommen können“, sagt Martina Löffler. Der Landkreis schaut bereits nach Liegenschaften, in denen die Menschen eine vorübergehende Bleibe finden können. Zuständig für die Unterbringung der vorübergehend Obdachlosen ist aber die Stadt Babenhausen. In Frage kommen eventuell Flüchtlingsunterkünfte, die derzeit kaum belegt sind. „Derzeit gehen wir davon aus, dass die Reparaturarbeiten zwei bis drei Wochen dauern werden“, sagt Löffler.
Die Menschen haben bei der Evakuierung nur die nötigsten Gegenstände eingepackt, wie etwa Handys, benötigte Medikamente oder Nahrung für Kleinkinder und Babys. Geklärt werden muss nun auch, wann und wie sie in ihre Wohnungen kommen, um für einen längeren Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände die nötigen Sachen zu holen.
„Wir lassen die Menschen nicht im Stich“, sagt Lutz Köhler. „Und auch wenn es keine schöne Situation ist, so ist es viel wichtiger, dass niemand verletzt wurde. Wir stehen mit der Stadt und der Hausverwaltung in engem Austausch und hoffen, dass die Bewohner sobald es geht wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können.“
(Text: PM Landkreis Darmstadt-Dieburg)