Offenbach altert langsamer als Deutschland

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Im Bild (v.l.): Sozialdezernent Martin Wilhelm und Dr. Matthias Gründler (Seniorenrat), kommunale Altersplanerin Astrid Hubert sowie Dr. Hans R. Diefenbach (Seniorenrat). (Foto: Stadt Offenbach)

Zweite Fortschreibung des Altenplans erschienen

Offenbach altert im Vergleich zu anderen Städten in Deutschland langsamer. Dies zeigt die nach 2017 zweite Fortschreibung der Bedarfsplanung für ältere Menschen in Offenbach. Während in vielen Städten der Anteil der älteren Bevölkerung wächst, verzeichnet Offenbach durch das allgemeine Bevölkerungswachstum nur einen moderaten Anstieg. Der Anteil der über 54-Jährigen stieg von 27,7 % (2017) auf 28,8 % (2023). Bemerkenswert ist, dass die Anteile der über 65- und über 75-Jährigen rückläufig sind, während die Zahl der über 84-Jährigen von 2.713 (2016) auf 3.414 (2023) um 0,4 % zunahm.


Beteiligung und Herausforderungen

Die Aktualisierung des Altenplans von 2003 hat die kommunale Altersplanerin Astrid Hubert federführend erarbeitet. Unterstützt wurde sie vom 2023 gewählten Seniorenrat, der die Interessen älterer Menschen vertritt. „Wir sind Bindeglied zwischen Politik, Verwaltung und Seniorinnen und Senioren und fördern die Umsetzung der Empfehlungen“, so Horst Thon, Vorsitzender des Seniorenrats. „Am Ende kommt es darauf an, dass sich Verbesserungen in der Lebensqualität älterer Menschen zeigen“, meint Sozialdezernent Martin Wilhelm und bedankt sich für die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Seniorenrat.

Die Fortschreibung beleuchtet Entwicklungen seit 2017, auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die viele Angebote für ältere Menschen stark beeinträchtigte. „Zahlreiche Angebote und Projekte für und mit älteren Menschen in Offenbach sind in dieser Zeit einfach weggebrochen und viele sind bis heute nicht mehr reaktiviert worden“, so Hubert. Der Bericht dokumentiert den aktuellen Stand und schafft Transparenz über Aktivitäten und Anlaufstellen.

Zentrale Themenfelder und Handlungsempfehlungen

Das Hauptziel der Fortschreibung ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt aller Generationen zu stärken und Strukturen zu schaffen, damit Offenbacher Seniorinnen und Senioren so lang wie möglich selbstbestimmt und selbstständig leben können. Der Bericht umfasst vier Themenfelder und Handlungsempfehlungen:

1. Information, Beratung und Vernetzung

-Verbesserung der Informationssysteme für Ältere durch Überarbeitung der Webseiten „Älterwerden in Offenbach“ und „Seniornet 55 plus“.

-Einrichtung einer niedrigschwelligen, kostenfreien Beratungsstelle für Seniorinnen und Senioren, die auch Hausbesuche ermöglicht.

2. Begegnung, Kultur und Digitalisierung

-Seit 2022 gibt es eine Koordinationsstelle für offene Seniorenarbeit, die Angebote und Begegnungsorte in den Quartieren stärkt.

-Erweiterung des Freizeit- und Kulturangebots sowie bessere digitale Angebote.

3. Wohnen, Versorgung und Mobilität

-Erstellung eines Wohnführers für ältere Menschen, online und als Broschüre.

-Bau einer barrierefreien Wohnanlage am ehemaligen Güterbahnhof mit 20 altersgerechten Wohnungen. „Ziel ist es, ein Unterstützungsangebot zu schaffen, das es den Mieterinnen und Mietern ermöglicht, möglichst lange in der eigenen Wohnung zu bleiben“, erläutert Martin Wilhelm. Denn auch die Förderung von barrierefreiem, bezahlbarem Wohnraum im Stadtgebiet wird seitens der kommunalen Altersplanung als elementare Zukunftsaufgabe gesehen.

-Förderung von barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum als Zukunftsaufgabe.

-Ausbau barrierefreier Mobilitätsangebote und Einführung von Seniorenschulungen zur Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

4. Pflege und Gesundheit

-Vernetzung ambulanter Pflege- und Betreuungsdienste und Schaffung quartiersnaher Angebote.

-Anpassung an den steigenden Anteil pflegebedürftiger Menschen und den Fachkräftemangel.

-Unterstützung des selbstbestimmten Wohnens durch abgestimmte Unterstützungsangebote.

Soziale Sicherheit älterer Menschen

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Sicherung der Existenz älterer Menschen. Die Zahl der über 54-Jährigen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, ist von 46 % (2015) auf 54 % (2023) gestiegen. Gleichzeitig nehmen auch die Zahl derjenigen zu, die Arbeitslosengeld, Bürgergeld oder Grundsicherung im Alter beziehen. Viele Seniorinnen und Senioren vermeiden aus Scham oder Sorge um ihre Angehörigen den Gang zum Sozialamt. „Grundsicherung ist kein Almosen, sondern ein Recht“, betont Martin Wilhelm, der sich für mehr Aufklärung einsetzt.

Beteiligung und Umsetzbarkeit

Die Empfehlungen entstanden unter breiter Beteiligung von Politik, Verwaltung, Gesellschaft und dem Seniorenrat. Ziel ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Selbstständigkeit älterer Menschen zu fördern. Dabei wurden auch die finanzielle Lage der Stadt und die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt – viele Maßnahmen sind kostenneutral und kurzfristig umsetzbar, sofern es die städtischen Mittel zulassen. „Der Bericht zeigt: Offenbach ist gut aufgestellt, um den demografischen Wandel aktiv zu gestalten und die Lebensqualität älterer Menschen nachhaltig zu verbessern“, so Wilhelm.

(Text: PM Stadt Offenbach)