Montagmorgen, 4.30 Uhr: Ortslandwirt Alois Appelmann begrüßt die Jäger des Rembrücker Jagdrevieres und die Drohnenführer der Stiftung Deutscher Wald. Zum fünften Mal treffen sich die Beteiligten, um für die anstehende Wiesenmahd Rehkitze vor der Gefahr des Mähwerks zu retten.
Die Geis, die Mutter der Kitze, legt ihre Kinder in unüberschaubare hohe Wiesen ab, um sie vor den Augen von Füchsen, streunenden Hunden oder auch Wildschweinen zu verbergen. Von Natur aus ausgestattet ohne Eigengeruch, kann keine Witterung von einem Kitz aufgenommen werden. Sollte gleichwohl Gefahr drohen, verfügt das Kitz über den natürlichen Trieb, sich bei Gefahr vor den neugierigen und hungrigen Augen der Fressfeinde zu „ducken“.
Alois Appelmann hat mit seiner Familie und Helfern bereits am Vorabend der anstehenden Mahd die zu mähenden Wiesen vergrämt – an den Feldern werden Flatterbänder, Wildscheuchen und akustische Warner aufgestellt. Aber Appelmann weiß auch: Um auf der sicheren Seite zu sein, nimmt er das Angebot des Überfliegens mittels Drohne mit Wärmebildkamera von der Stiftung Deutscher Wald und der Unterstützung der Revierjäger bei der Bergung der Kitze gerne an.
Schnell sind die letzten Absprachen getroffen und Helmut Scharrmann, Stiftung deutscher Wald, überfliegt die ersten Wiesen. Früh gilt es anzufangen und zügig zu arbeiten. Das Zeitfenster ist klein, in der die Wärmebildkamera die Kitze in der noch feucht-kalten Wiese orten kann. Je höher die Sonne steht, desto wärmer wird es und die Technik gelangt an ihre Grenzen.
Es dauert nicht lange und auf dem Bildschirm sind die Wärmekonturen eines Kitzes deutlich zu erkennen. Nun heißt es für das Jägerteam um die Pächterin Gaby Wallner schnell zu sein: Ausgestattet mit Einweghandschuhen, einem großen Karton gepolstert mit Gras, eilen die Helfer zum kleinen Kitz. Zum Schutz vor der Übertragung menschlichen Geruches nutzen die Jäger Grasbüschel und Einweghandschuhe, damit kein menschlicher Geruch sich überträgt. Das Kitz wird am sicheren Waldrand im Schatten abgelegt. So wird sichergestellt, dass am Ende der Mahd die Geis ihr Kitz findet.
An diesem Montag konnte nach dem Einsatz das Team zufrieden feststellen: Zwei Kitze vor dem Mähtod gerettet, die Kitze wurden von ihren Müttern am Waldrand abgeholt. Und nach der Mahd stand fest, dass auch dieses Mal kein Kitz totgemäht wurde– ein voller Erfolg!
(Text: NZH)