Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus: Auch in Riedstadt kommt gefährliche invasive Art vor

62
Der Riesen-Bärenklau ist eine imposante, aber gefährliche Pflanze. (Foto: Matthias Harnisch)

Zurzeit häufen sich wieder die Meldungen über Sichtungen des Riesen-Bärenklaus, die bei der Büchnerstadt Riedstadt über das städtische Serviceportal eingehen. Der Fachgruppe Umwelt sind die Vorkommen in Riedstadt bekannt und die Bekämpfung der imposanten, ausbreitungsstarken und bei Berührung sehr gefährlichen Pflanze ist in vollem Gange.


Der Riesen-Bärenklau, der auch unter dem Namen Herkulesstaude bekannt ist und botanisch Heracleum mantegazzianum heißt, ist eine bis zu vier Meter hoch werdende krautige Pflanze, die im Kaukasus beheimatet ist. Der Riesen-Bärenklau wurde im 19. Jahrhundert von Pflanzensammlern und –liebhabern nach Europa eingeführt, wo er aufgrund seines imposanten Wuchses schnell Verbreitung als Zierpflanze in Gärten fand. Von dort aus verwilderte die Pflanze, aber es erfolgte auch eine direkte Ausbringung in die freie Landschaft, beispielsweise als Bienenweide durch Imker.

Aufgrund ihrer riesigen Anzahl an Blüten und der sich daraus entwickelnden Samen – eine Pflanze kann mehr als 50.000 Samen bilden – führte dies zu einer schnellen Zunahme der Fundorte ab Mitte des 20. Jahrhunderts. Waren die Wuchsorte zunächst entlang von Gewässern zu finden, ist die Pflanze mittlerweile auch außerhalb der Auen verbreitet.

Der Riesen-Bärenklau ist in der Regel eine zweijährige Pflanze, das heißt im ersten Wuchsjahr bildet er eine Blattrosette, aus der im zweiten Wuchsjahr innerhalb weniger Wochen der riesige Stängel mit Blütenstand herauswächst. Nachdem die Samen ausgereift und abgefallen sind, stirbt die Pflanze in der Regel ab. Die große Anzahl an Samen kann dann stellenweise zu einer größeren Ausbreitung führen, wodurch es lokal zu einer Verdrängung heimischer Arten kommen kann. Allerdings sind hierbei die Auswirkungen auf Flora und Vegetation laut Einschätzung des Bundesamtes für Naturschutz „geringer als häufig angenommen“.

Gravierender sind die Gefahren, die vom Riesen-Bärenklau für die menschliche Gesundheit ausgehen können: Die Pflanze sondert sogenannte Furanocumarine ab, die zum Schutz vor Fraßfeinden und Pilzen dienen, aber auch für den Menschen gefährlich sind. Diese Stoffe sind photoaktiv, das heißt wenn die im Pflanzensaft enthaltenen Furanocumarine auf die Haut gelangen (z.B. beim Berühren oder gar Abreißen von Pflanzenteilen) und dann vom Sonnenlicht aktiviert werden, kann es je nach Schwere zu verbrennungsähnlichen Symptomen bis hin zu schweren Hautentzündungen mit starker Blasenbildung kommen. Im schlimmsten Fall können die Hautveränderungen Verbrennungen dritten Grades gleichen und zu mehrwöchigen Klinikaufenthalten führen.

Deshalb sollten Riesen-Bärenklaupflanzen am besten überhaupt nicht berührt werden. Bei Arbeiten an oder in Bärenklau-Beständen ist vollständige Schutzkleidung zu tragen! Wenn dennoch Pflanzensaft auf die Haut gelangt, sollte sofort mit reichlich Wasser gespült werden. Bei stärkeren Symptomen ist ein Arzt oder Krankenhaus aufzusuchen. Bei akuten Symptomen gibt die Informationszentrale gegen Vergiftungen der Uni Bonn Rat: 0228 19240 (https://gizbonn.de/).

Furanocumarine kommen auch an anderen Pflanzen vor, beispielsweise auch am heimischen Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium), der Arznei-Engelwurz (Angelica archangelica) oder aber auch an Zitrusfrüchten. Bei all den genannten Pflanzen sind die Konzentrationen aber deutlich geringer und ungefährlicher als beim Riesen-Bärenklau.
In der Büchnerstadt Riedstadt sind an mehreren Stellen zahlreiche Vorkommen des Riesen-Bärenklaus bekannt, insbesondere im Altneckarbett an Scheid-, Dohlgraben und Sandbach sowie am Altrhein in Erfelden und in der Nähe des Hofs Wasserbiblos. Da die Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus gefährlich und sehr zeitaufwändig ist, kann die Stadt mit den ihr nur sehr begrenzt zur Verfügung stehenden Mitteln den Riesen-Bärenklau nur an oder in direkter Nähe von Wegen und an häufig frequentierten Bereichen bekämpfen. Dort, wo eine maschinelle Bekämpfung von Großbeständen mit Schlepper und Mulchgerät möglich ist, wird dies getan. Die Bekämpfungsmaßnahmen der Stadt Riedstadt werden von Gerry Assmann von der Fachgruppe Umwelt koordiniert und durchgeführt. Unterstützt wird er dort, wo eine maschinelle Bekämpfung möglich ist, vom städtischen Bauhof und teilweise auch von Landwirten, deren Nutzflächen an Bestände der Herkulesstaude angrenzen.
An unzugänglichen oder weitab liegenden Stellen kann dagegen keine effektive Bekämpfung erfolgen. Dazu kommt die starke Widerstandskraft der Pflanze, die aus Ihrer Wurzel immer wieder neu austreibt, sodass jährlich mehrere Bekämpfungsgänge erforderlich sind, bei denen insbesondere darauf geachtet werden muss, dass die Pflanze nicht zur Samenbildung kommt.

Da die völlige Zurückdrängung und Ausrottung des Riesen-Bärenklaus nicht realistisch und eine Bekämpfung nur an ausgewählten, besonders exponierten Stellen möglich ist, sollten die Kenntnis der Pflanzen und das Wissen um die vom Riesen-Bärenklau ausgehenden Gefahren zum Allgemeinwissen werden.

Ausführliche Informationen zum Riesen-Bärenklau bietet das Land Hessen in einem Praxisleitfaden unter https://rp-giessen.hessen.de/sites/rp-giessen.hessen.de/files/2022-02/praxisleitfaden_riesenbaerenklau.pdf, weitere Informationen finden sich beim Bundesamt für Naturschutz unter https://neobiota.bfn.de/fileadmin/NEOBIOTA/documents/PDF/EU-VO-Art-19_MMB-Heracleum-mantegazzianum_Version-2019-05.pdf

(Text: PM Büchnerstadt Riedstadt)