Mit Ferienbeginn am 7. Juli startet auch der nunmehr 16. Deutschsommer der Stadt Offenbach. Rund 30 förderbedürftige Kinder aus zehn Grundschulen verbessern in einer dreiwöchigen Ferienfreizeit im Schullandheim Wegscheide spielerisch ihre sprachlichen Fähigkeiten. Sie nehmen in kleinen Gruppen an Deutsch- und Theaterunterricht teil und sammeln inmitten der schönen Spessartlandschaft von Bad Orb viele neue Erfahrungen bei einem spannenden Freizeitprogramm. An den Wochenenden sind sie jeweils zu Hause.
Schwierigkeiten bei der Satzbildung, begrenztes Vokabular oder Grammatikschwächen: Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland im Alter zwischen sechs und 18 Jahren haben Sprachprobleme. Das geht aus einer Untersuchung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse hervor, die über einen Zeitraum von 15 Jahren zwischen 2008 und 2023 ihre Versichertendaten ausgewertet hat und von einem alarmierenden Anstieg der Sprachdefizite um 77 Prozent spricht. Besonders hoch dabei ist laut KKH der Anteil der Sechs- bis Zehnjährigen.
Schon seit 16 Jahren setzt hier das Sprachförderprojekt Deutschsommer der Stadt Offenbach an. Dabei handelt es sich um ein jeweils halbjähriges Förderprogramm für Grundschulkinder, das neun- und zehnjährigen Mädchen und Jungen der dritten und vierten Jahrgangsstufe hilft, vor dem Wechsel in die weiterführende Schule sprachliche Rückstände auszugleichen und mehr Selbstvertrauen im Umgang mit der deutschen Sprache zu bilden.
Bildungsdezernent Paul-Gerhard Weiß: „Der Deutschsommer ist ein etabliertes und bewährtes Erfolgsmodell, das maßgeblich dazu beiträgt, Bildungsungerechtigkeiten abzubauen und für mehr Chancengleichheit zu sorgen. Weil der Deutschsommer gerade auch die Startchancen von Kindern mit Migrationshintergrund erhöht, leistet er einen wichtigen Beitrag zu einer gelingenden Integration.“
Das Förderprogramm startet jedes Jahr mit den dreiwöchigen Sprachferien in Bad Orb. Dort werden die von ihren Klassenlehrkräften für eine Teilnahme empfohlenen Kinder von einem qualifizierten Team aus den Fachbereichen Deutsch als Zweitsprache, Theater- und Erlebnispädagogik betreut.
„Dabei gleichen die Kinder nicht nur grammatikalische Defizite aus, erweitern ihren Wortschatz und verbessern ihre Ausdrucksfähigkeit. Sie entwickeln auch ein besseres Sprachbewusstsein und eine größere Lesemotivation“, erläutert Projektleiter Jörg Muthorst. Der Deutschsommer gebe den Kindern zudem wichtige Impulse für ihre Persönlichkeitsbildung und stärke nicht nur ihr Selbstvertrauen, sondern auch ihre soziale Kompetenz.
Auf Smartphone, Tablet oder Computer-Games, in deren intensiven Nutzung Experten einen der Gründe für die Zunahme sprachlicher Defizite bei Kindern sehen, wird bewusst verzichtet. Stattdessen setzt das Deutschsommer-Team auf abwechslungsreiche Freizeitaktivitäten wie Spiele, Workshops und (Vor-)Lesen, Nachtwanderung, Lagerfeuer oder Füße-Baden im Bach. Die „Ferien, die schlau machen“ enden mit einem großen Abschlussfest mit Theateraufführung für die Eltern und Geschwister.
Nach den Sommerferien können rund 15 Kinder weiterhin als Deutschsommer-Detektive schulbegleitend an jeweils zwei Nachmittagen in der Woche in Offenbach „der Sprache auf der Spur“ bleiben. Für diese Sprachdetektive können die Grundschulen auch noch Kinder nachmelden, die in den Ferien nicht dabei sein konnten. Abschließend können die Deutschsommer-Kinder in den Weihnachtsferien das Erlernte in einer weiteren Sprachferienwoche in der winterlichen Spessartlandschaft von Bad Orb noch weiter vertiefen.
Stadtrat Paul-Gerhard Weiß: „Diese kontinuierliche Sprachförderung über einen Zeitraum von etwa einem halben Jahr legt einen wichtigen Grundstein für den schulischen Erfolg wie auch für die soziale Entwicklung der Jungen und Mädchen. Wir stellen damit sicher, dass sie unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem familiären Hintergrund die gleichen Startchancen haben. Der Deutschsommer ist eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder.“
Info: Deutschsommer Offenbach
Der Deutschsommer ist ein 2010 von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt übernommenes Modellprojekt, das die Stadt Offenbach im Laufe der Jahre ihren lokalen Gegebenheiten angepasst und behutsam zu einem insgesamt halbjährigen Sprachförderprogramm weiterentwickelt hat.
Dazu zählen nach den dreiwöchigen „Ferien, die schlau machen“ in Bad Orb die „Deutschsommer-Detektive“, die nach den Sommerferien zweimal nachmittags unterrichtsbegleitend in Offenbach „der Sprache auf der Spur“ bleiben. Abschließend erhalten alle Deutschsommer-Kinder die Möglichkeit, bei einem einwöchigen „Endspurt“ während der Weihnachtsferien in Bad Orb das Erlernte weiter zu vertiefen.
Finanziert wird das Sprachförderprogramm je zur Hälfte durch die Stadt Offenbach als Trägerin und durch die Frankfurter Erhard-Kunert-Stiftung. Unterstützt wird der Deutschsommer durch die Offenbacher Kinder- und Jugendbibliothek, die den Kindern zur Lektüre in ihrer Freizeit auf der Wegscheide mehrere Bücherkisten zur Verfügung stellt, und durch das Klingspor-Museum, das den Kindern zu Beginn der zweiten Projektwoche in einem Workshop das Thema Schrift und Buch näherbringt.
Weitere Unterstützung erfährt der Deutschsommer vom städtischen Bildungsbüro, das Mütter und Väter bei einem Elterngesprächsabend etwa zur Mitte der Projektlaufzeit berät, was sie selbst für ihre auch sprachliche Weiterbildung tun können sowie vom Familienzentrum Zion der Evangelischen Familienbildung Offenbach, das seine Räumlichkeiten für die Treffen der „Deutschsommer-Detektive“ und für Vorbereitungsseminare des Pädagogen-Teams zur Verfügung stellt.
Infos unter www.offenbach.de/deutschsommer.
(Text: PM Stadt Offenbach)