Resümee über ein Angebot in Offenbach, das mehr als Schutz vor Kälte gab
Das Caritashaus St. Josef in Offenbach organisierte im vergangenen Winter mit Unterstützung des städtischen Ordnungsamtes einmalig in seinen Räumlichkeiten eine Notübernachtung. Vom Dezember bis Ende März wurden insgesamt 635 Übernachtungen verzeichnet, die von 35 Männern und 6 Frauen in Anspruch genommen wurden. Die Erfahrung zeigte, wie viel professioneller Einsatz erforderlich ist, um ein solches Angebot zu stemmen.
Die anfangs zögerlich genutzte Notschlafstelle erfuhr bald eine stärkere Nachfrage und erreichte im März 2025 ihren Höhepunkt, als die 10 zur Verfügung stehenden Schlafplätze an mehreren Tagen komplett belegt waren. Die Schlafgäste meldeten sich jeweils tagsüber bei der Caritas Straßenambulanz an, aber auch am Abend war der eingesetzte Sicherheitsmitarbeiter befugt, noch vorhandene freie Plätze zu vergeben. Von 19 Uhr bis 7 Uhr war ein Sicherheitsdienst beauftragt, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. „Grundsätzlich suchten die Menschen nicht nur Schutz vor Kälte. Sie wollten auch bewacht werden und wenigstens für einige Stunden einmal entspannt schlafen können, ohne Angst haben zu müssen, bestohlen oder angegriffen zu werden“, ist Frau Edith Heilos, Projektverantwortliche der Straßenambulanz und L-OFF sicher.
Dennoch prallten auf dem begrenzten Raum die unterschiedlichen Bedürfnisse der Gäste aufeinander und mussten gesteuert werden. Das Verbot, Alkohol mit in den Raum zu nehmen, musste vom Sicherheitsdienst regelmäßig eingefordert werden. Wenn kein Einvernehmen aufgebaut werden konnte und die Nachtruhe der anderen Schlafgäste in Gefahr war, wurden im Extremfall auch Hausverbote ausgesprochen. Auch wenn dies gegen das Prinzip verstieß, im Caritashaus vornehmlich Schutz vor Kälte zu bieten. Ähnlich verhielt es sich bei Schlafgästen mit psychischen Entgleisungen. Strengere Eingriffe erfolgten stets nach Rücksprache mit Mitarbeitenden des Caritashauses, die in Bereitschaft auch in den späten Abendstunden noch erreichbar waren. Mitunter konnte das Projektpersonal von L-OFF (Leben in Offenbach) am frühen Morgen schon präsent sein, um Gesprächsangebote zu machen oder auch an andere Stellen weiterzuvermitteln. Das Pflegepersonal der Caritas Straßenambulanz bot pflegerische Unterstützung bei gesundheitlichen Fragen an und stellte bei Bedarf den Duschraum zur Verfügung.
„Wir sind froh, dass wir so einen soliden Sicherheitsdienst hatten. Durch dessen aufmerksame Präsenz konnten die 113 Nächte sicher ablaufen, andernfalls wäre es mitunter hier zu massiven Eskalationen gekommen,“ bestätigt Frau Bacher als Bereichsleitung des Caritashauses St. Josef.
„Wir danken Frau Bacher und ihrem Team der Caritas für ihre Bereitschaft eine Notunterkunft in den eigenen Räumen einzurichten und für ihr Engagement zur Unterstützung der hilfebedürftigsten Menschen in unserer Stadt“, so Stadtrat Paul-Gerhard Weiß. „Besonders hervorzuheben ist, dass das Angebot innerhalb kürzester Zeit, im Herbst des vergangenen Jahres auf die Beine gestellt werden konnte.“
Die Planungen für den kommenden Winter laufen bereits. Das Ordnungsamt wird demnächst die Ausschreibung zu einem Angebot der Winternotunterkunft veröffentlichen.
(Text: PM Stadt Offenbach)