Baumfrevler hat Karl-Spengler-Eiche und neun weitere Bäume angebohrt und Herbizide eingebracht
Nun ist es traurige Gewissheit: In der Goddelauer Gemarkung treibt ein Baumfrevler sein Unwesen, der systematisch Bäume vergiftet und damit zerstören will. Darunter so einzigartige und wertvolle Bäume wie die circa 200 Jahre alte Karl-Spengler-Eiche, die für viele Riedstädter von ganz besonderer Bedeutung ist. Der mächtige Baum ist etwa 23 Meter hoch, bei einem Stammdurchmesser von etwa 130 Zentimetern und ist seit 1985 Naturdenkmal des Kreises Groß-Gerau. Benannt ist die Eiche nach Karl Spengler, der von 1924 bis 1950 Feldschütz in Goddelau war.
Ende Mai, Anfang Juni waren Gerry Assmann und Matthias Harnisch aus der Fachgruppe Umwelt zunächst drei Eichen, darunter die Spengler-Eiche und die Isler-Eiche, ebenfalls benannt nach einem früheren Feldschütz, aufgefallen. Im vergangenen Jahr noch kerngesund, zeigten die Bäume dieses Jahr nach einem normalen Austrieb plötzlich alle das gleiche Schadbild. Zunächst wurde ein Befall durch Schädlinge und Trockenheit vermutet, weshalb der Baum mehrere Male umfangreich gewässert wurde. Der Bereich um die Spengler-Eiche wurde unverzüglich abgezäunt, um zum einen den Bereich vor herabstürzenden Ästen zu sichern und andererseits den Traufbereich des Baumes vor schweren landwirtschaftlichen Geräten zu entlasten.
Ein erster Kontakt und eine Begutachtung von Pflanzenproben durch den Pflanzenschutzdienst Hessen ergaben bereits einen Verdacht auf Herbizide als mögliche Ursache. Eine eingehende Untersuchung des Stammes, beziehungsweise der Wurzelanläufe, zeigten künstlich angebrachte Bohrungen. Ein Prüfbericht des Pflanzenschutzdienstes Hessen kommt zu dem eindeutigen Ergebnis, dass das Schadbild nicht durch tierische Schaderreger entstanden sein kann. Versehen ist der Bericht noch mit dem Hinweis, dass die Späne von ihrer Struktur her nicht wie das „Genagsel“ von Insekten aussehen, sondern wie maschinell hergestellte Bohrspäne. Die Spengler-Eiche ist zwar schwer geschädigt, doch geht die Stadt davon aus, dass der bis dahin kerngesunde Baum zu retten ist.
Zwischenzeitlich wurden auch an anderen Stellen in der Goddelauer Gemarkung, insgesamt nun an acht Eichen, einer Walnuss und einer Rosskastanie solche verdächtigen Bohrungen entdeckt. In einem Fall wurde sogar eine Flüssigkeit aus dem Bohrloch sichergestellt. Ein beauftragtes Sachverständigenbüro analysierte umgehend die Substanz und bestätigt nun den Einsatz von Glyphosat.
Auch Bürgermeister Marcus Kretschmann ist erschüttert. „Diese planvolle Zerstörungswut gegen so wunderbare Naturdenkmäler macht mich fassungslos. Die Stadt setzt alles daran, den Täter zu finden und hat eine Belohnung von 500 Euro ausgesetzt für Hinweise, die zur Ergreifung des oder der Täter führen.“
Bei einer vorsätzlichen Schädigung oder Tötung von Bäumen handelt es sich nach Paragraf 303 Strafgesetzbuch um eine Sachbeschädigung, die mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren geahndet wird. Die Stadt Riedstadt hat daher mit dem Entdecken der Bohrungen bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Hinweise aus der Bevölkerung nimmt die Kriminaldirektion Darmstadt (Abt. Umweltkriminalität) unter ze20.umwelt.ppsh@polizei.hessen.de, 06251-961650 oder die Fachgruppe Umwelt unter umweltamt@riedstadt.de, 06158 181-320 entgegen.
Leider sind solche Baummorde mittlerweile keine Einzelfälle mehr. Prominentestes Beispiel: Frankfurt am Main, bei dem auch im Frühjahr große Bäume auf dem Merianplatz im Frankfurter Nordend angebohrt und mit Herbiziden zum Absterben gebracht wurden. Diese Bäume mussten nun in der vergangenen Woche gefällt werden.
(Text: PM Büchnerstadt Riedstadt)