Männer und Frauen sind gleich, so steht es im Grundgesetz. Mehr noch: Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein universelles Menschenrecht. „Deshalb ist Gleichstellung auch keine symbolische Geste und kein Sonderthema, sondern sie ist ein demokratischer Gestaltungsauftrag zur Umsetzung von Chancengleichheit und Gerechtigkeit und damit ein zentrales Feld kommunaler Politik“, erklärt Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke. „Gleichstellung ist ein Grundpfeiler unserer demokratischen Stadtgesellschaft. Wer sie stärkt, stärkt die Demokratie. Deshalb werden in Offenbach schon seit 1988 die Fragen von Gleichberechtigung und Gleichstellung stark vertreten. Hier gibt es mit dem kommunalen Frauenbüro der Stadt Offenbach eine Adresse, die mit strategischer Klarheit, fachlicher Expertise und einem langen Atem dafür sorgt, dass Gleichstellung in städtischen Strukturen nicht nur mitgedacht, sondern aktiv gestaltet wird.“
Strukturen für Gleichstellung sind Strukturen für Teilhabe
„Es braucht einen wachen Blick auf die Gesellschaft“, sagt Dr. Inga Halwachs, die das Kommunale Frauenbüro seit 2020 leitet: „Frauen können heute beinahe alles erreichen – wenn die Voraussetzungen stimmen.“ Eben gleichen Lohn für gleiche Arbeit, die Vereinbarung von Familie, Beruf und Pflege, die Stärkung von Mädchenarbeit und nicht zuletzt Maßnahmen zum Schutz von geschlechtsspezifischer Gewalt. Zur Umsetzung dieser Ziele setzen Halwachs und ihr Team auf Vernetzung innerhalb der Verwaltung als auch zu externen Organisationen und Verbänden. Während sie sich als kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte um die strategische Ausrichtung der Gleichstellungspolitik in Offenbach und deren konzeptionelle Weiterentwicklung kümmert, entwickelt Luzia Rott als Fachreferentin für die Umsetzung der Istanbul-Konvention Maßnahmen zum Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt, initiiert Fachveranstaltungen und bringt Gewaltschutz in städtische Prozesse ein. Unterstützt werden beide von Arzu Vasi, die im Geschäftszimmer erste Anlaufstelle für Offenbacherinnen mit Fragen aller Art ist und Verweisberatung leistet, für reibungslose Abläufe sorgt und bei der Kommunikation, Veranstaltungsplanung und Projektumsetzung unterstützt.
So begleitet das Frauenbüro als kommunale Fach- und Koordinierungsstelle fachlich zentrale Vorhaben und sorgt dafür, dass Gleichstellung als Querschnittsaufgabe in der Stadt verankert bleibt und nicht nur an Aktionstagen sichtbar wird. Ob die orange erleuchteten Verwaltungsgebäude anlässlich der „Orange Days“ gegen Gewalt an Frauen oder Mädchen im November, Kreideaktionen zum Thema „Catcalling“ oder mit eigenen Veranstaltungsformaten macht das Frauenbüro auf Ungleichheiten und Missstände aufmerksam und lädt zugleich zum Dialog ein. „Gerade in einer diversen Stadtgesellschaft wie die Offenbacher eine ist, ist es wichtig, Frauen und Mädchen über ihre Rechte aufzuklären und sich für diese Rechte stark zu machen. Dass sie Rechte haben, sich wehren können und wir sie beraten und konkret helfen. Deshalb gehen wir auch gerne auf die Straße, beim Frauenmarsch am 8. März zum Beispiel.“
Bei all diesen Aktivitäten, eben der Begleitung, Beratung und Unterstützung von Bürgerinnen und Bürgern gehe es um Sichtbarkeit, Solidarität und Empowerment, so die kommunale Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte weiter. Natürlich weiß sie um die Vorurteile und Vorbehalte einer Verwaltung gegenüber, betont aber gleichzeitig deren gesellschaftspolitische Relevanz, Vorbildfunktion und Durchsetzungskraft. Denn wo Geschlechtergerechtigkeit nicht systematisch mitgedacht werde, verfestigten sich bestehende Ungleichheiten. Das beginne schon mit dem Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum, setze sich fort in Fragen der Sorgearbeit und ende bei der politischen Sichtbarkeit.
„Wir arbeiten meist im Hintergrund“, erklärt Halwachs, „aber mit strategischem Kompass. Unsere Aufgabe ist es, Gleichstellung strukturell abzusichern, damit sie nicht vom Engagement Einzelner abhängt, sondern auf tragfähigen Grundlagen ruht. Und wir erinnern daran: Diese Grundlagen müssen politisch gewollt, finanziert und verteidigt werden.“
Kein Selbstläufer: Fortschritte und Widrigkeiten in der Gleichstellungspolitik
Viele Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind das Ergebnis feministischer Kämpfe – und der gesetzlichen Verankerung von Gleichstellungsarbeit in Verwaltungen und Betrieben. „Heute sind Frauen in Politik, Gesellschaft und Arbeitswelt präsenter als es unsere Mütter und Großmütter waren, ist die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf stärker im Fokus und haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen enorm verbessert. Trotzdem ist faktische Gleichstellung in vielen Bereichen noch nicht erreicht: Frauen verdienen im Durchschnitt weiterhin weniger als Männer, tragen die Hauptverantwortung für unbezahlte Care-Arbeit und sind nach wie vor besonders häufig von Gewalt betroffen – insbesondere im häuslichen Umfeld. „Parallel dazu werden bereits erreichte Standards zunehmend infrage gestellt“, sagt Halwachs mit Blick auf die zunehmenden antifeministischen Strömungen und sexistische Narrative. „Leider ist Gleichstellung alles andere als selbstverständlich, sondern geraten die, die sie ernst nehmen unter Druck und müssen ihre Bemühungen und ihre Arbeit rechtfertigen.“ Gerade deshalb sei die Arbeit des Frauenbüros nach wie vor unverzichtbar – als fachliche Stimme, als demokratiepolitischer Kompass und als Motor für eine gerechte Stadtgesellschaft.
Damit setze Offenbach ein klares Signal: Gleichstellung, Frauen und Mädchenrechte sind kein Luxus, sondern eine Selbstverständlichkeit, erklärt Schwenke: „Das entspricht unserem Selbstverständnis als einer Stadt, die für alle Bevölkerungsgruppen offen ist und allen gleich gute Ausgangs- und Lebensbedingungen bieten möchte. An gemeinsamen diesem Ziel arbeiten wir jeden Tag mit vielen anderen Akteurinnen und Akteuren.“
(PM Stadt Offenbach)