
Stadt lud Grundstücksbesitzerinnen und -besitzer zum Infoabend
Das gemeinsame Vorgehen von Grundstückseigentümerinnen und Eigentümern mit der Stadt Offenbach gegen die invasive Ameisenart Tapinoma magnum (Große Drüsenameise) war Thema eines Informationsabends in der Trauerhalle auf dem Bürgeler Friedhof. Dieser liegt in dem kartierten Areal, auf dem sich laut eines vom ESO Eigenbetrieb der Stadt Offenbach kommunale Dienstleistungen beauftragten Gutachtens eine Superkolonie der Insekten gebildet hat. Die Tiere sind für Menschen nicht gefährlich, können jedoch durch ihr massenhaftes Auftreten die Infrastruktur wie Gehwege oder Terrassen unterhöhlen und beschädigen sowie in die Häuser eindringen.
„Wir werden bei der Bekämpfung dauerhaft nur Erfolg haben, wenn wir gemeinsam gegen die Ameisen vorgehen“, appellierte Stadtkämmerer und zuständiger Dezernent Martin Wilhelm zu Beginn des gutbesuchten Informationsabends an die geladenen Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer. „Ich sehe aber, dass an dieser Veranstaltung großes Interesse besteht und wir alle gemeinsam das Problem lösen sollten.“
Christian Loose, stellvertretender Leiter des Eigenbetriebs der Stadt Offenbach, erzählte, dass der Schädlingsbekämpfer Björn Kleinlogel bereits für erste Einsätze zur Beseitigung von Ameisennestern beauftragt sei. Der erste Arbeitstag mit der Bekämpfung durch heißes Wasser sei nun fünf Tage her und hätte noch immer eine deutliche Reduzierung der Tiere zur Folge. „Sie sind aber noch nicht weg und wir werden sie auch nie völlig ausrotten können. Aber wir müssen dranbleiben, um eine weitere Verbreitung und das Eindringen in die Häuser zu verhindern.“
Auch Björn Kleinlogel selbst, der bereits über mehrere Jahre Erfahrung mit der Bekämpfung der invasiven Art in anderen Kommunen verfügt, warnte vor zu großen Erwartungen: Ziel der Bekämpfung sei die Reduzierung der Tiere. Für die nächsten Jahre bestehe die Hoffnung, so fügte der studierte Biologe an, dass es natürliche Gegenspieler geben werde – also Vogelarten oder andere Insekten, die Tapinoma magnum als Futter entdecken und so für eine natürliche Eindämmung der Art sorgen.
Insbesondere aber waren an diesem Abend praktische Tipps vom Fachmann gefragt. Denn für die Bekämpfung auf privaten Grundstücken sei nicht die Stadt, sondern der Eigentümer oder die Eigentümerin verantwortlich, sagten Wilhelm und Loose. Dazu muss zunächst festgestellt werden, ob die Sandanhäufung in der Hofeinfahrt tatsächlich von der Großen Drüsenameise oder einer heimischen Ameisenart aufgeworfen wurde. Heimische Ameisen sollten in Ruhe gelassen werden, sagte Björn Kleinlogel. „Wer heimische Arten bekämpft, macht Platz für Tapinoma magnum“, warnte der Experte.
Die Große Drüsenameise lasse sich vor allem am Geruch eines zerdrückten Exemplars erkennen. Den beschreiben einige als chemisch-stechend, erinnert andere an Aceton oder auch an Zitronenreiniger. Außerdem sind die Arbeiterinnen der invasiven Art in der Größe sehr unterschiedlich und krabbeln im Gegensatz zu den heimischen Ameisen nicht nur einspurig hintereinander her, sondern bildet statt Straßen regelrechte „Autobahnen“ mit bis zu acht Spuren nebeneinander.
Der Experte mit Bekämpfungserfahrung in acht Kommunen empfahl den Privatleuten zunächst eine Behandlung der als Tapinoma magnum-Bauten identifizierten Nester mit heißem Wasser („da reicht das Wasser aus dem Wasserkocher, Hauptsache ist, dass es noch heiß ist, wenn es in die Nester vordringt“). Für die kommunalen Einsätze setzt er dem Wasser Maisstärke bei. Die bildet Schaum, hält die Hitze länger und sei auch im ökologischen Landschaftsbau zugelassen. Gute Erfahrungen habe er mit dem anschließenden Einsatz von Fadenwürmern, auch Nematoden genannt. Deren Eier gibt es als Pulver in der Schädlingsbekämpfungsabteilung im Bau- oder Gartenmarkt zu kaufen. Dies sollte kaltem Wasser beigefügt, damit der Boden über den Ameisennestern gegossen und weiter feucht gehalten werden. Aus den Eiern entwickeln sich die mit bloßem Auge nicht sichtbaren Würmer, die die Ameisen in ihren Nestern finden und töten. „Die erwischen auch die Exemplare, die man nicht mit dem heißen Wasser erreicht.“
Mit den im Handel zur Ameisenbekämpfung erhältlichen Granulaten hat der Schädlingsbekämpfer keinen nennenswerten Erfolg erzielt, teilte er in Bürgel mit, die Mittel würden aber andere, auch nützliche Insekten schädigen.
Aus der Versammlung kam der Vorschlag, dass die Stadt einen der für diese Zwecke geeigneten professionellen Dampfstrahler kauft und an Privatleute zur Bekämpfung auf ihrem Grundstück verleiht. Dezernent Martin Wilhelm will dies prüfen lassen, verwies aber auch auf den Einwand des Schädlingsbekämpfers, dass diese Geräte für Laien die Gefahr von schweren Verbrühungen berge.
Aktuell werden auf öffentlichen Gehwegen einmal wöchentlich sechs Stunden lang mit einem Tankwagen die größten Vorkommen der invasiven Ameisenart bekämpft. Wo diese sind, ermittelt im Vorfeld die Qualitätssicherung des Eigenbetriebs der Stadt Offenbach, der zuständige Mitarbeiter begleitet dann den Mitarbeiter des Schädlingsbekämpfers bei seiner Arbeit. „Wir passen diese Touren dynamisch daran an, wo unsere Qualitätssicherung oder Bürgerinnen und Bürger uns neue beziehungsweise besonders viele Nester melden“, erklärte Christian Loose den Anwesenden. Deshalb werde nicht jede Woche jede Straße in dem bisher kartierten Gebiet befahren. „Unsere Kollegen schauen aber auch hinterher nach, ob die Bekämpfung Erfolg hatte und wie dauerhaft dieser ist.“
Weitere Informationen und eine Karte zum aktuell bekannten Verbreitungsgebiet in Bürgel stehen im Internet unter www.offenbach.de/ameisen. Ein weiteres Vorkommen ist im Großen Biergrund bekannt. Wer darüber hinaus Ameisennester sichtet, auf die die oben beschriebenen Kriterien für Tapinoma magnum zutreffen, und die außerhalb des aktuell bekannten Verbreitungsgebietes liegen, kann diese an den Kundenservice der Stadtwerke Offenbach unter 069/840004-545 oder unter info.eso@stadtwerke-of.de melden.
(Text: PM Stadt Offenbach)