Stadt Frankfurt richtet Drogenpolitik neu aus

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Frankfurt (Foto: Sanjay B auf Unsplash)

Sozial- und Gesundheitsdezernentin Voitl präsentiert „Frankfurter Weg 2.0“

Die Stadt Frankfurt richtet ihre Drogenpolitik neu aus. Als erste Großstadt in Deutschland hat sie ein umfassendes Konzept entwickelt, um künftig auch Crack-abhängigen Menschen zuverlässig zu helfen. „Wir heben damit den schon heute international beachteten ,Frankfurter Weg‘ auf ein neues Level und passen ihn den Erfordernissen von morgen an. Mit diesem Update auf 2.0 machen wir die bewährte schutzorientierte Drogenpolitik der Stadt zukunftssicher“, sagte Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl bei der Vorstellung des Konzeptpapiers am gestrigen Donnerstag, 4. September.


Das von Voitl und dem städtischen Drogenreferat in Zusammenarbeit mit städtischen Ämtern und der Polizei erarbeitete Papier entwickelt den in den 1990er-Jahren eingeschlagenen Weg konsequent weiter: Auf 29 Seiten fasst es wissenschaftliche Studien der modernen Drogenpolitik zusammen und verbindet sie mit Erfahrungen aus der Praxis – auch aus anderen Ländern und Städten. Kernstück ist das im Juli dieses Jahres von den Stadtverordneten beschlossene neue Hilfezentrum, in dem künftig alle wichtigen Hilfen unter einem Dach zusammengeführt werden. Unter anderem werden dort schwerstabhängige Menschen – vor allem aus dem benachbarten Bahnhofsviertel – gesundheitlich und psychosozial so weit stabilisiert, dass sie im Idealfall einen Weg aus ihrer Erkrankung finden.

Die Expertinnen und Experten des Drogenreferats schlagen dabei unter anderem vor, die noch immer hohen Aufnahmekriterien für Patienten weiter zu senken und neue Behandlungsmöglichkeiten zu testen. „Wir müssen drogenabhängige Menschen so früh wie möglich in medizinische Behandlung und in Hilfsprogramme bringen und dürfen nicht warten, bis ihr Gesundheitszustand erst auf ein menschenunwürdiges Niveau gesunken ist“, sagte Voitl. Weitere Vorschläge sind unter anderem: betreute Mikroapartments für Schwerstabhängige sowie mehr Austausch von Wissenschaft und Praxis.

„Die Verbreitung von Crack erfordert völlig neue Antworten von Drogenpolitik und Drogenhilfe. Im Mittelpunkt unserer Neuausrichtung steht deshalb ganz klar das neue Hilfezentrum. Mit ihm kann Frankfurt erneut Vorreiter und Vorbild für andere Städte werden. Denn gute Gesundheits- und Drogenpolitik hat immer die Gesamtgesellschaft im Blick: Sie kümmert sich um Betroffene und entlastet gleichzeitig den öffentlichen Raum, damit alle Menschen in dieser Stadt gut leben können“, sagte Voitl.

Seit mehr als 30 Jahren verfolgt die Stadt Frankfurt einen pragmatischen Ansatz der Drogenpolitik: Rauschgiftabhängige werden nicht als Straftäter betrachtet, sondern als kranke Menschen, die Hilfe brauchen. Zum „Frankfurter Weg“ gehören etwa die kontrollierte Abgabe von Heroin an Schwerstabhängige, die Bereitstellung von Konsumräumen sowie sozialarbeiterische und medizinische Hilfe. Dadurch ist die Zahl der Drogentoten in der Stadt drastisch gesunken. Inzwischen zählt Frankfurt deutschlandweit zu den Großstädten mit den wenigsten Drogentoten. Im vergangenen Jahr starben 20 Menschen an den Folgen ihres Konsums.

Infos: Weiterentwicklung des Frankfurter Wegs

(Text: PM Stadt Frankfurt)