Warum ein Teil des Offenbacher Trinkwassers seit einigen Wochen gechlort ist, war Gegenstand einer Infoveranstaltung am Mittwoch, 24. September, im Bernardbau. Neben Anwesenden aus Politik und Stadtverwaltung nutzten rund 40 Bürgerinnen und Bürger das Angebot, um Vertreterinnen und Vertretern des Zweckverbands Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO), des Unternehmens Hessenwasser sowie des Stadtgesundheitsamtes ihre Fragen zu stellen. Dabei ging es vor allem auch um mögliche technische Alternativen und gesundheitliche Themen. Die Infoveranstaltung fand auf Einladung von Bürgermeisterin und Gesundheitsdezernentin Sabine Groß statt, die gleich zu Beginn großes Verständnis dafür zeigte, dass die Chlorung des neu zugelieferten Trinkwassers überraschend kam und zu Irritationen führte: „Wir kennen gechlortes Trinkwasser in Offenbach bislang nicht und das ist auch nicht das, was wir uns wünschen“, sagte Groß „Trinkwasseruntersuchungen des Stadtgesundheitsamtes haben nachgewiesen, dass der Chlorgehalt weit unterhalb der ohnehin sehr strengen Grenzwerte in Deutschland ist. Das Wasser ist hygienisch einwandfrei. Dennoch ist mir diese Veranstaltung wichtig, um die Sorgen und Ängste aus der Bevölkerung aufzugreifen und zu diskutieren, welche Alternativen zur Chlorung künftig denkbar sind und geprüft werden.“
Für den ZWO, der die Trinkwasserversorgung im Offenbacher Stadtgebiet übernimmt, bat der Stellvertretende Verbandsvorsitzende Peter Schneider nochmals um Entschuldigung für die anfänglich fehlende Kommunikation zum gechlorten Wasser. „Wir haben ganz klar versäumt, die Bevölkerung vorab zu informieren, und das werden wir künftig besser machen.“ Schneider betonte zudem, dass sich der ZWO gezielt für den Zukauf von Wasser entschieden hat: „Die Quellen, aus denen der ZWO bislang sein Wasser fördert, sind begrenzt. Mehr Wasser dürfen wir aufgrund des tendenziell zurückgehenden Grundwassers aus unseren eigenen Brunnen nicht fördern. Weil sich das angesichts des Klimawandels in Zukunft kaum ändern dürfte, muss der ZWO auf weitere Quellen zugreifen, damit alle Menschen jederzeit Trinkwasser erhalten. Deshalb kaufen wir jetzt zusätzlich von Hessenwasser ein – eine bewusste Entscheidung im Sinne der Nachhaltigkeit, um nicht anderen Regionen das Grundwasser abzuzapfen.“ Zugleich betonte er: „Das von Hessenwasser gelieferte Trinkwasser ist von höchster Qualität.“
Trinkwasser gehört zu den am strengsten überwachten Lebensmitteln in Deutschland. Der Chlorgehalt des zugelieferten Trinkwassers in Offenbach liegt deutlich unter den zulässigen Grenzwerten – es entspricht damit voll und ganz der Trinkwasserverordnung, der zufolge Trinkwasser keine Krankheitserreger und Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen enthalten darf.
Seit August 2025 erhält der ZWO das zusätzliche Trinkwasser von Hessenwasser, um die Versorgungssicherheit dauerhaft zu gewährleisten und den steigenden Bedarf zuverlässig zu decken. Dieses Wasser, das an der Übergabestelle Kaiserlei ins Offenbacher Leitungsnetz fließt, stammt hauptsächlich aus dem Hessischen Ried und dem Frankfurter Stadtwald. Es fließt über zwei Hauptleitungen entlang des Nordends zunächst nach Osten in Richtung Hafeninsel. Durch Änderung der Abnahme, zum Beispiel in den Nachtstunden oder an den Wochenenden, kann über dieselbe Übergabestelle am Kaiserlei auch weicheres Quellwasser aus dem Gewinnungsbereich Main-Kinzig von Hessenwasser über das vorgelagerte Netz zuströmen. Beide Wässer enthalten Chlor in niedrigen Konzentrationen. „Die Chlorung erfolgt im Rahmen der Risikobewertung, die wir zusammen mit dem Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt vorgenommen haben, und sie stellt sicher, dass das Wasser jederzeit hygienisch einwandfrei bleibt“, sagte Elisabeth Jreisat, Geschäftsführerin von Hessenwasser, auf der Veranstaltung und betonte: „Bei weichem Wasser kann der Chlorgeruch deutlicher wahrnehmbar sein als bei härterem Wasser.“
Insgesamt liefert der ZWO selbst rund 21 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr – 500.000 Kubikmeter werden jetzt von Hessenwasser am Übergabepunkt Kaiserlei geliefert, und nur dieses ist in geringen Konzentrationen gechlort. Warum das Chlor insbesondere an den Wasserhähnen im Offenbacher Hafen so deutlich zu riechen ist, erläuterte Peter Schneider: „Wir haben in den zurückliegenden Wochen nach den Ursachen geforscht. Die Strömung von Wasser im Leitungsnetz ist sehr komplex und aufgrund schwankender Abnahmen durch Haushalte und Unternehmen je nach Tageszeit schwer zu berechnen und zu beeinflussen. Wir müssen daher auf die tatsächlichen Gegebenheiten schauen und daraus Schlüsse ziehen. Nach unserer jetzigen Kenntnis ist wohl ein wesentlicher Grund für die größere Betroffenheit am Hafen die exponierte Lage der Hafeninsel, zu der nur eine zentrale Wasserleitung führt. Zudem gibt es hier relativ neue Hausleitungen, die noch nicht über einen hilfreichen Biofilm verfügen.“ Im Nordend und in den anderen westlichen Stadtteilen dagegen vermischt sich das Wasser aus Frankfurt, das am Kaiserlei ins Offenbacher Leitungsnetz eingespeist wird, sehr viel stärker mit dem vom ZWO gelieferten ungechlorten Wasser, so Schneider weiter: „Grund dafür ist das außerhalb des Hafens sehr viel verzweigtere Leitungsnetz. Das führt dazu, dass der ohnehin schon niedrige Chlorgehalt andernorts so stark reduziert ist, dass er bei den Messungen des ZWO nicht mehr nachweisbar ist.“
Sorge äußerte ein Teil der anwesenden Bürgerinnen und Bürger, dass künftig dennoch auch in anderen Stadtteilen Chlor ankommen könnte. Schneider machte deutlich: „Das gechlorte Wasser wird an einer einzigen Übergabestelle ganz im Westen der Stadt am Kaiserlei eingeleitet. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen sehr geringen Anteil der Wassermenge, die der ZWO insgesamt in das Offenbacher Netz einleitet. Das Offenbacher Stadtgebiet wird weit überwiegend von Wasser aus dem Hochbehälter am Bieberer Berg versorgt. Dieses Wasser wird nicht gechlort und daran ändert sich nichts.“
Schneider und Jreisat versicherten, dass sowohl der ZWO als auch Hessenwasser derzeit verschiedene technische Möglichkeiten prüfen, die den Chlorgeruch des Wassers im Hafengebiet eliminieren könnten. Dazu zähle etwa die Steuerung der Wasserströme auf Frankfurter Stadtgebiet, damit das Chlor im Offenbacher Netz nicht mehr bemerkbar ist. Erste Versuche haben in den vergangenen Tagen gezeigt, dass Chlor deshalb zu manchen Zeiten nicht mehr am Hafen wahrgenommen wurde. In den kommenden sechs Wochen soll bei der Mischung des Wassers weiter nachjustiert werden. Ob dadurch dauerhaft der Chlorgeruch und -geschmack eliminiert werden kann, ist jedoch keineswegs sicher.
Eine weitere denkbare Lösung ist der Einbau einer Vorrichtung zur Entlüftung der Wasserleitung auf der Hafeninsel, durch die das freie Chlor entweichen kann. Der Bau einer Ringleitung soll ebenfalls geprüft werden. Das wäre sicherlich teuer, zumal dies aus statischen Gründen nicht über die Hafenbrücke verwirklicht werden könnte. Zudem stünde die Lösung unter dem Vorbehalt, dass sich das Wasser auch dann nicht so stark durchmischen könnte wie beispielsweise im Nordend. Der ZWO prüft zusätzlich den Einbau eines Aktivkohlefilters, um damit das Chlor ganz aus dem Wasser zu filtern. „Einen solchen Filter kann sich im Prinzip jeder Haushalt an der eigenen Wasserleitung einbauen. Wir wollen aber eine Lösung für alle finden“, so Schneider. Auch diese Lösung sei nicht günstig und würde den Wasserpreis für alle etwas erhöhen. „Ich nehme aber wahr, dass das von vielen Menschen dennoch bevorzugt wird“, sagte Schneider abschließend und versprach: „Wir werden so schnell wie möglich über die Ergebnisse unserer Prüfungen informieren. In etwa sechs Wochen werden erste Ergebnisse zu Maßnahmen am Leitungsnetz vorliegen. Für die Prüfung der Baumaßnahme für einen Filter werden wir bis Ende des Jahres brauchen.“
Informationen zum gechlorten Trinkwasser finden sich auf:
www.offenbach.de/trinkwasser
Die regelmäßig erhobenen Messwerte des ZWO zur Bestimmung der Trinkwasserqualität werden quartalsweise auf den Seiten des Versorgers veröffentlicht: Qualität
(Text: PM Stadt Offenbach)